Glasfaser: Drohen bald Preiserhöhungen wegen Inflation?
Stand: 22.08.2022
Bildquelle: ©Adobe Stock / Text: Verivox
Die hohe Inflation in Deutschland verteuert auch den Glasfaserausbau: Steigen bald auch die Preise für Glasfaseranschlüsse wegen deutlich gestiegener Tiefbaukosten? Die führenden deutschen Telekommunikationsverbände schätzen auf Anfrage des Vergleichsportals Verivox die zukünftige Preisentwicklung ein.
Gestiegene Kosten werden vorerst nicht an Endkunden weitergegeben
Die von Verivox befragten Verbände Bundesverband Breitbandkommunikation (Breko), Bundesverband Glasfaseranschluss (Buglas) und Verband für Telekommunikations- und Mehrwertdienste (VATM) rechnen "kurzfristig" nicht mit einer Weitergabe der inflationsbedingt höheren Ausbaukosten an die Endkunden. Das verhindere vor allem der wachsende Wettbewerb unter den Glasfaseranbietern. Ob bei weiter steigenden Kosten ein Umdenken stattfinden müsse, sei momentan nicht absehbar.
Sprecher der Verbände sehen zudem keine breite, inflationsbedingte Preisflucht der Kunden von teureren, deutlich schnelleren Glasfasertarifen zurück zu günstigeren DSL-Angeboten mit geringer Bandbreite. Der Anteil der "DSL-Rückkehrer" liege im einstelligen Prozentbereich, hieß es etwa beim Buglas.
"Der zunehmende Wettbewerb auf dem Glasfasermarkt führt dazu, dass Anbieter den Inflationsdruck im Moment noch nicht an ihre Kundinnen und Kunden weitergeben", sagt Jens-Uwe Theumer, Vice President Telecommunications bei Verivox. "Doch das könnte sich ändern, wenn die Ausbaukosten weiter steigen."
Glasfaserausbau: Tiefbau treibt die Kosten in die Höhe
Erfolgt die Glasfaser-Verlegung per klassischem Tiefbau, fallen durchschnittlich rund 150 Euro pro Meter an – inklusive Personal- und Materialaufwand. Die Kosten können je nach Geländestruktur und Region jedoch stark variieren.
"Mindestens 80 Prozent der beim Glasfaserausbau entstehenden Kosten entfallen auf den Tiefbau", sagt Theumer. "Als Flaschenhals erweist sich die hohe Nachfrage nach den begrenzten Tiefbaukapazitäten. Größte Kostentreiber sind die infolge des Ukraine-Kriegs massiv gestiegenen Preise. So haben sich etwa Diesel und Asphalt um rund 50 Prozent verteuert."
Nach Jahren des Zögerns fließt inzwischen deutlich mehr Geld in den Ausbau von Glasfaser bis ins Haus oder Gebäude. Allein die Deutsche Telekom will jährlich bundesweit zwei Millionen zusätzliche Glasfaseranschlüsse schalten. Im DSL-Netz findet kein Ausbau mehr statt; bei Kabel werden zunehmend herkömmliche Koaxial-Strecken durch Glasfaser ersetzt.
Günstigere Ausbaumethoden: Deutliche Kosten- und Zeitersparnis
Für den Glasfaserausbau gibt es zusätzlich zum Tiefbau noch zwei weitere Wege – deren Einsatz jedoch von Topografie, Umweltgesichtspunkten sowie Siedlungs- und Bodenstrukturen abhängt. Mehr als doppelt so schnell und oft etwa 30 Prozent günstiger als der Tiefbau ist das so genannte Trenching: Dabei wird zum Verlegen der Leitungen ein schmaler Schlitz in die Straßenoberfläche gefräst.
Noch deutlich kostengünstiger ist die oberirdische Verlegung, etwa an Holzmasten. Die durchschnittlichen Kosten liegen hierbei nur noch bei rund 10 Euro pro Meter, also weniger als einem Zehntel der Tiefbau-Kosten. Die Verlegung mithilfe von Holzmasten kann etwa fünfmal so schnell erfolgen wie im Tiefbau, eignet sich jedoch vor allem für ländliche Regionen.
Die aktuelle Gigabitstrategie der Bundesregierung sieht verbesserte Rahmenbedingungen für den Einsatz alternativer Verlegemethoden vor. Geplant ist unter anderem eine Freigabe der rund drei Millionen Holzmasten der Telekom für die oberirdische Verlegung von Glasfaserkabeln der Wettbewerber. Die Bundesregierung verspricht sich durch die Mitnutzung existierender Infrastrukturen eine Reduzierung der Ausbaukosten pro Haushalt von bis zu 80 Prozent. Zudem würden die knappen Tiefbaukapazitäten entlastet.
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