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Glasfaser auf dem Land: Der Norden im Bundesvergleich vorn

Bildquelle: ©Adobe Stock / Text: Verivox

In Deutschland sind erst 190 Dörfer unter 3.000 Einwohnern vollständig mit Glasfaser versorgt. Dabei schneidet das Bundesland Schleswig-Holstein mit Abstand am besten ab; 121 Dörfer werden hier vollständig mit Glasfaser versorgt. Eine Marktanalyse des Vergleichsportals Verivox zeigt: Entscheidend für den deutlichen Vorsprung des nördlichsten Bundeslands war vor allem eine gleichermaßen frühe wie anhaltende Einigkeit aller Akteure auf eine Glasfaser-Vollversorgung – ohne Bandbreitenziele zu formulieren.

Der Norden zielt auf Vollversorgung statt auf Bandbreite

Nach Schleswig-Holstein folgt Niedersachsen mit 28 vollversorgten kleinen Dörfern auf dem zweiten Platz. Auch bezogen auf die Gesamtwerte schneiden beide Bundesländer sehr gut ab – sie sind mit 59 bzw. 54 Prozent Glasfaserabdeckung (FTTH/B) die beiden bestversorgten deutschen Flächenländer. Mit 68 Prozent Glasfaseranteil führt der Stadtstaat Hamburg die deutschlandweite Versorgungsstatistik an. Basis der Werte sind die gerade aktualisierten Daten des Bundesbreitbandatlas.

"Dass die Glasfaserversorgung ausgerechnet im Norden Deutschlands so gut ist, hat mehrere Gründe", sagt Jörg Schamberg, Telekommunikationsexperte bei Verivox. "So hat Schleswig-Holstein schon früh eine Vollversorgung der Haushalte angestrebt und die Zusammenarbeit der regionalen Akteure über ein Breitband-Kompetenzzentrum koordiniert. Ähnlich wie beim Vorreiter Dänemark hat man klar auf Glasfaser gesetzt und keine technikoffenen Gigabit-Ziele formuliert. Zudem gibt es beim Netzausbau in weiten, flachen Landstrichen deutlich weniger topografische Hindernisse als in gebirgigen Regionen."

Kreise im Norden schneiden besonders gut ab

In Schleswig-Holstein liegen die meisten vollversorgten kleinen Dörfer in den Kreisen Herzogtum Lauenburg sowie Schleswig-Flensburg. In Niedersachsen haben der Landkreis Lüchow-Dannenberg sowie der Landkreis Lüneburg die meisten kleinen Dörfer mit 100 Prozent Glasfaser.

In insgesamt sieben deutschen Flächenländern gibt es laut Breitbandatlas kein zu 100 Prozent mit Glasfaser versorgtes Dorf. "Die Datenlage ist jedoch aufgrund der föderalen Struktur Deutschlands nicht eindeutig", sagt Schamberg. "Denn die Bundesländer handhaben ihre Gemeindestruktur sehr unterschiedlich: In manchen Ländern werden kleine Dörfer als einzelne Gemeinden ausgewiesen, in anderen jedoch eingemeindet. Deshalb haben wir uns zum Vergleich auch die bestversorgten Kreise angeschaut – auch diese finden sich im Norden bzw. Nordwesten Deutschlands."

Am besten schneiden die Landkreise Lüchow-Dannenberg und Grafschaft Bentheim in Niedersachsen mit 99 bzw. 92 Prozent ab. Es folgen die schleswig-holsteinischen Kreise Dithmarschen (89 Prozent) und Herzogtum Lauenburg (86 Prozent). Unter den Top Ten finden sich auch zwei Kreise, die im Bundesland Nordrhein-Westfalen liegen: Die Kreise Coesfeld und Steinfurt mit jeweils 81 Prozent Glasfaser-Abdeckung. Alle Kreise bzw. Landkreise mit einer Glasfaserabdeckung von über 70 Prozent liegen in den drei genannten Bundesländern.

Glasfaserausbau: Ländlicher Raum holt nur langsam auf

Trotz mancher vollversorgter Gemeinden in ländlichen Regionen gibt es beim Glasfaserausbau (noch) eine Tendenz zum Ballungsraum: "Oft konzentrieren sich die verfügbaren Anschlüsse noch auf Metropolregionen", sagt Schamberg. "Hingegen zieht der ländliche Raum nur langsam nach, obwohl dieser in punkto Bandbreite am meisten aufzuholen hätte. So sind die von uns recherchierten 190 ‚Glasfaser-Dörfer‘ nicht einmal drei Prozent aller kleinen Gemeinden."

Nach Jahren des Zögerns zieht der aufwendige Glasfaserausbau inzwischen an; bisweilen bauen mehrere Anbieter in denselben Gebieten aus. Dieser Doppelausbau, auch Überbau genannt, steht inzwischen bei der Bundesnetzagentur unter besonderer Beobachtung.

Kupfer-Glas-Migration: Fast jeder Zweite befürwortet DSL-Abschaltung

In den nächsten Jahren soll auch in Deutschland das DSL-Netz zu Gunsten von Glasfaser vollständig abgeschaltet werden. Seit Februar 2024 laufen dazu drei Pilotprojekte. 46 Prozent der Deutschen befürworten die geplante DSL-Abschaltung, wie eine repräsentative Umfrage des Vergleichsportals Verivox gezeigt hat.

"Die ohne Frage sinnvolle Kupfer-Glas-Migration muss eng begleitet werden; Verbraucherinnen und Verbraucher sollten keine Preiserhöhungen durch die Umstellung befürchten müssen", sagt Schamberg. "Noch bleiben die Vorteile eines Glasfaser-Zugangs vielen Menschen unklar: So ist weithin unbekannt, dass Glasfaser nicht mit 1000 Mbit/s gleichzusetzen ist und somit auch andere, günstigere Tarifmodelle zur Verfügung stehen. Immer häufiger werden Glasfaser- und DSL-Tarife zu gleichen Preisen angeboten, bisweilen ist Glasfaser sogar günstiger."

Methodik

Die verwendeten Daten basieren auf einer Online-Umfrage der Innofact AG im Auftrag von Verivox, an der im April 2024 insgesamt 1.010 Personen teilnahmen. Die Umfrage ist bevölkerungsrepräsentativ in Bezug auf Alter, Geschlecht und Bundeslandzugehörigkeit. Gefragt wurde: In Deutschland gibt es immer noch viele Internetanschlüsse auf DSL-Basis. Trotzdem ist geplant, das DSL-Netz in den nächsten Jahren Schritt für Schritt abzuschalten. Was halten Sie davon, dass DSL zu Gunsten von Glasfaser vollständig abgeschaltet werden soll?

Die Versorgungsdaten zu Gemeinden unter 3.000 Einwohnern mit 100 Prozent Glasfaser basieren auf Daten des Breitbandatlas der Bundesnetzagentur (letzte Aktualisierung Juni 2024, Datenstand Dezember 2023).