Gefahren durch Würmer, Viren, Hacker und Trojanische Pferde
Stand: 03.04.2008
Bildquelle: ©Adobe Stock / Text: Verivox | AFP
Straßburg (AFP) - Eine russische Internet-Attacke legt Regierungscomputer in Estland lahm, chinesische Hacker spionieren das US-Verteidigungsministerium aus und starten einen Trojanerangriff gegen deutsche Regierungsbehörden. Solche Schlagzeilen dürften künftig immer häufiger zu lesen sein. Davon sind zumindest rund 200 Experten überzeugt, die zwei Tage lang in Straßburg über die wachsenden Gefahren durch das Internet diskutierten. Fazit: Das Internet wird zunehmend für kriminelle Aktivität genutzt - die Palette reicht von Spionage und terroristischen Aktivitäten bis zur äußerst profitträchtigen Kinderpornographie oder Übergriffen auf private Bankkonten.
Zielscheibe von Internet-Kriminellen seien aber auch Unternehmen und Privatpersonen, betont Nicola di Leone von Europol. Vor allem das Ausspähen von geheimen Bankdaten und Unternehmens-Informationen nimmt nach seinen Angaben zu. Mit dem sogenannten Phishing (password fishing) verschafften sich Betrüger Zugang etwa zu Bankkonten, die sie dann ausplünderten. Allein in Deutschland ist nach Angaben des Bundeskriminalamtes (BKA) die Zahl der Phishing-Angriffe im vergangenen Jahr um 20 Prozent auf 4200 Fälle gestiegen. Die durchschnittliche Schadenssumme hat sich fast verdoppelt - sie stieg von 2500 Euro auf heute rund 4500 Euro pro Phishing-Fall.
Sorge bereitet den Experten auch der wachsende Einsatz von Computer-Viren, die den Internetverkehr verzögern, Computer lahmlegen und Dateien auf Festplatten zerstören können. Als besonders bösartig gelten "Trojanische Pferde". So werden im Internet-Jargon Programme genannt, die neben scheinbar nützlichen auch schädliche Funktionen haben. Mit Hilfe von Trojanern können beispielsweise Personendaten oder Kalkulationsunterlagen verändert, gelöscht oder ausspioniert werden. Unternehmen etwa in den USA und Asien seien so Schäden in Milliardenhöhe zugefügt worden, berichtet Peter Cassidy, Leiter einer internationalen Anti-Phishing-Arbeitsgruppe.
Für den Leiter der Abteilung Wirtschaftskriminalität des Europarats, Alexander Seger, sind sogenannte Botnets derzeit eines der größten Probleme im Internet. Dabei handelt es sich um ein System aus kleinen Programmen, genannt bots (von Roboter), mit denen fremde Computer von außen gesteuert werden können. "Es gibt Leute, die kontrollieren so Hunderttausende von Computern", erläutert Seger. "In der Hand von Terroristen ist dies eine gefährliche Waffe."
Angesichts dieser Risiken fordern die Teilnehmer der Straßburger Tagung, Experten aus vielen europäischen Ländern und Übersee, eine bessere Zusammenarbeit zwischen Strafverfolgungsbehörden und Industrie sowie Internet-Anbietern. Und zwar über Grenzen hinweg. Nötig sei eine "globale Lösung", betont Laurent Masson, der beim Branchenführer Microsoft für Internet-Sicherheit zuständig ist. Kein Land könne allein gegen die Cyber-Kriminalität ankämpfen.
Doch der Kampf gegen Cyber-Verbrechen, darin sind sich die Experten einig, gestaltet sich schwierig. Die Kriminellen beherrschten die neuesten Technologien und nutzten jede Lücke für ihre Aktivitäten, betont Wolfgang Schreiber, der beim BKA eine Arbeitsgruppe über Internet-Kriminalität leitet. "Die sind uns fast immer einen Schritt voraus".