Friedrich warnt von Cyber-Angriffen auf kritische Infrastruktur
Stand: 23.05.2011
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Berlin - Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich hat vor dem wachsenden Risiko eines Cyber-Angriffs auf die kritische Infrastruktur von Industriestaaten gewarnt. Es sei "nur eine Frage der Zeit, bis kriminelle Banden oder Terroristen virtuelle Bomben zur Verfügung haben werden", erklärte der CSU-Politiker gegenüber der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung". Die NATO erhöht einem Bericht des Nachrichtenmagazins "Der Spiegel" zufolge den Druck auf ihre Mitgliedstaaten, aktiver gegen Cyberangriffe vorzugehen.
Friedrich sagte der Zeitung, eine Cyber-Attacke könne eine Volkswirtschaft empfindlich beeinträchtigen. Das Nationale Cyber-Abwehrzentrum, das im April seine Arbeit aufgenommen hat, sei "ein erster Schritt", um der Gefahr zu begegnen.
Justizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger verlangte entschlossenes Handeln von Friedrich. "Kaum hat das neue Cyber-Abwehrzentrum seine Arbeit aufgenommen, schon sagt der Bundesinnenminister, dass es nicht ausreicht", sagte die FDP-Politikerin der "Passauer Neuen Presse" (Montagausgabe) einem entsprechenden Vorabbericht zufolge. Friedrich müsse jetzt dafür sorgen, "dass die neue Koordination durch ausreichend Personal, gute Ausbildung und angemessene Ausstattung tatsächlich funktioniert".
Innenminister: Kriminalität im Netz stark verbreitet
Friedrich bezeichnete die Sicherheit des Internets als "ein zentrales Thema" seiner Amtszeit. Es gehe vor allem darum, das Bewusstsein zu schaffen, wie stark Kriminalität im Netz verbreitet ist. Es sei erstaunlich, mit welcher Leichtfertigkeit gerade junge Leute dort ihre Daten verbreiteten, die dann "schwunghaft in Paketen zu Tausenden und Zehntausenden im kriminellen Untergrund gehandelt werden".
Mit den Partnern in der NATO werde überlegt, wie man sich gegen virtuelle Attacken wappnen könne, sagte Friedrich. Dafür müsse man nicht zuletzt die rechtlichen Grundlagen schaffen.
NATO pocht auf "internationale Verhaltensnormen im Cyberspace"
In einer von Generalsekretär Anders Fogh Rasmussen verteilten internen "NATO-Planung für Cyber-Verteidigung" heißt es laut "Spiegel", die jeweiligen Länder müssten "angemessene Verteidigungsmaßnahmen entwickeln", um potenzielle Angreifer mit "robusten" Methoden möglichst schon vor einer drohenden Attacke zu behindern. Die größte Gefahr im Internet gehe nicht von Kriminellen oder Terroristen aus, sondern von anderen Staaten.
In dem Konzept kündigt die NATO dem Bericht zufolge auch an, einen Katalog für "internationale Verhaltensnormen im Cyberspace" zu entwickeln, anhand dessen Vorfälle bewertet werden sollen. Wann ein Angriff aus dem Internet den Bündnisfall auslöse, müsse im Einzelfall durch den NATO-Rat entschieden werden. Dem Papier zufolge soll die NATO im Cyberspace spätestens 2012 voll einsatzfähig sein.