Festnetz: Junge Generation telefoniert mehr per festem Telefonanschluss
Stand: 05.07.2022
Bildquelle: ©Adobe Stock / Text: Verivox
Der klassische Telefonanschluss erlebt überraschend ein Comeback: 70 Prozent der 18-29-Jährigen telefonieren im Festnetz – 10 Prozent mehr als im Vorjahr. Der feste Telefonanschluss hat auch in anderen Altersgruppen an Bedeutung gewonnen. Das zeigt der aktuelle Festnetz-Monitor von Verivox.
Junge Nutzer telefonieren öfter im Festnetz
Unter jungen Menschen gibt es nicht nur insgesamt mehr Nutzerinnen und Nutzer, sie telefonieren auch öfter als 2021: 44 Prozent der Deutschen zwischen 18 und 29 Jahren sprechen mindestens mehrmals pro Woche über den stationären Anschluss (2021: 34 Prozent). Nebeneffekt der gestiegenen Nutzung: Über drei Viertel der Jüngeren wissen aktuell ihre Festnetznummer auswendig (77 Prozent). Im Vorjahr war die eigene Nummer lediglich 65 Prozent dieser Altersgruppe bekannt.
Altersübergreifend telefonieren aktuell 81 Prozent der Deutschen zu Hause über ihren stationären Anschluss (2021: 73 Prozent). Als häufigster Nutzungsgrund wird genannt, der Anschluss sei im Internetvertrag enthalten und koste nichts extra – das sagen 55 Prozent. Über 46 Prozent der Deutschen werden auf dem Anschluss angerufen und behalten ihn deshalb.
"Unsere Daten belegen eine gestiegene Nutzung der festen Telefonanschlüsse", sagt Jens-Uwe Theumer, Vice President Telecommunications bei Verivox. "Da die Festnetz-Gesprächsminuten im vergangenen Jahr laut Bundesnetzagentur in etwa auf dem 2020er-Level lagen, ist insgesamt von häufigeren, aber tendenziell kürzeren Gesprächen auszugehen."
Schwaches Handynetz als Grund für Festnetznutzung
Die junge Generation setzt vor allem wegen günstiger Preise und stabiler Verbindungen auf das Festnetz – allerdings nur bedingt freiwillig: Für 41 Prozent der jungen Menschen wäre ein Festnetzanschluss verzichtbar, wenn Flatrates für mobiles Internet günstiger wären. 38 Prozent der Jüngeren kämen ohne einen stationären Anschluss aus, wenn das Handynetz stabil genug wäre. 30 Prozent der jungen Menschen telefonieren trotz aller Unzulänglichkeiten heute schon ausschließlich mobil – 10 Prozent weniger als im Vorjahr.
"Die Mobilfunkversorgung lässt vor allem in Innenräumen weiterhin zu wünschen übrig", sagt Jens-Uwe Theumer. "Noch mehr Menschen als im Vorjahr telefonieren über stationäre Anschlüsse, weil das Handynetz zu Hause unzureichend ist." 16 Prozent klagen altersübergreifend über schwachen Handyempfang (2021: 13 Prozent). Vergleichsweise wenige Deutsche nutzen das heimische Festnetz zu beruflichen Zwecken (14 Prozent).
Telefonieren mit Hörer in der Hand bietet meisten Komfort
Die Festnetztelefonie punktet zudem mit mehr Komfort: Ein Drittel der Deutschen findet Festnetztelefonate grundsätzlich komfortabler als Handygespräche. Über alle Generationen hinweg bevorzugen 69 Prozent das klassische Telefonieren mit dem Hörer in der Hand – in der jungen Generation sind es mit 63 Prozent fast genauso viele. Telefonate über Lautsprecher mögen vor allem die junge und die mittlere Generation (17 bzw. 18 Prozent). Obwohl viele Jüngere es vom Smartphone gewohnt sind, nutzen nur 8 Prozent von ihnen Kopfhörer beim Telefonieren per Festnetz.
Tarifstruktur sollte flexibler sein
In aller Regel sind Festnetzanschlüsse in Deutschland mit einer Internet- und einer Telefon-Flat ausgestattet; der feste Telefonanschluss ist also inklusive. In den jüngeren Generationen ist diese mangelnde Flexibilität rund jedem Fünften ein Dorn im Auge: 19 Prozent der Millennials hätten lieber einen reinen Internetanschluss ohne Telefonie, unter 30-49-Jährigen sagen das sogar 23 Prozent.
"Eine bedarfsgerechte Tarifstruktur nach dem Baukastensystem wäre für viele Kunden die bessere Lösung", sagt Theumer. "Bei manchen Glasfaserzugängen beobachten wir bereits jetzt eine flexiblere Tarifgestaltung, die sich den veränderten Telefongewohnheiten anpasst: Videotelefonie-Dienste setzen sich immer mehr durch. Dafür braucht es keinen festen Telefonanschluss, sondern schnelles und stabiles Internet."
Methodik
Die verwendeten Daten basieren auf einer Online-Umfrage der Innofact AG im Auftrag von Verivox, an der im Mai 2022 1.040 Personen im Alter von 18 bis 69 Jahren teilnahmen. Gefragt wurde: „Telefonieren Sie zu Hause über einen stationären Telefonanschluss? Falls ja, wie häufig nutzen Sie den Anschluss? – Kennen Sie Ihre Festnetz-Telefonnummer auswendig? – Aus welchem Grund nutzen Sie den festen Telefonanschluss? – Wie telefonieren Sie bei privaten Telefonaten im Festnetz üblicherweise - mit Kopfhörer, über Lautsprecher oder lieber klassisch mit Hörer in der Hand? – Unter welchen Voraussetzungen wäre ein heute gängiger Festnetzanschluss, also für Telefon und Internet, für Sie verzichtbar?“ Die Umfrage ist bevölkerungsrepräsentativ in Bezug auf Alter, Geschlecht und Bundeslandzugehörigkeit.
Der Begriff "Festnetz" wird in der Studie gleichgesetzt mit "stationärem Telefonanschluss". Streng genommen gibt es kein Festnetz mehr, seit die Anschlüsse IP-basiert sind.