Facebook schaltet Gesichtserkennung ab
Stand: 24.09.2012
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Berlin - Im Streit um die automatische Gesichtserkennung auf Fotos hat Facebook nun eingelenkt. Das soziale Netzwerk hat die Funktion abgeschaltet und will alle bislang gespeicherten Daten bis Mitte Oktober löschen. Datenschützer hatten massiv gegen die Funktion protestiert.
Die sogenannten Markierungsvorschläge seien deaktiviert, bis zum 15. Oktober würden alle bis dahin gespeicherten Daten für Europa gelöscht, erklärte ein Sprecher des Unternehmens am Freitag in Berlin. Das Bundesverbraucherministerium begrüßte die Entscheidung.
Facebook bietet seit einiger Zeit an, beim Hochladen neuer Fotos automatisch Onlinefreunde des Nutzers zu erkennen. Mit dem Abschalten dieser Funktion reagierte das Unternehmen auf Empfehlungen der irischen Datenschutz-Behörde. Facebook versicherte, auch weiterhin mit der Regulierungsbehörde in Irland zusammenarbeiten, "um sicherzustellen, dass wir weiterhin mit dem europäischen Datenschutz-Recht konform sind, gerade wenn wir unseren Nutzern neue Produkte und Feature zur Verfügung stellen".
Proteste in ganz Europa
Zugleich erklärte das Unternehmen aber, es hoffe, das "Hilfs-Werkzeug auch europäischen Nutzern künftig wieder zur Verfügung stellen" zu können. Dies könne dann der Fall sein, wenn Facebook einem "ganzheitlichen Ansatz" zugestimmt habe, um alle Nutzer über die Funktion zu benachrichtigen und zu informieren.
In seiner Europa-Zentrale in Dublin verwaltet Facebook die Konten aller Nutzer außerhalb der USA und Kanadas. Da die Nutzer bei ihrer Anmeldung einen Vertrag mit Facebook Ireland schließen, unterliegt das US-Unternehmen nicht nur den Datenschutz-Bestimmungen der EU, sondern auch irischen Gesetzen. Die irischen Datenschützer wurden nach einer Reihe von Beschwerden gegen Facebook aktiv. Der irische Datenschutz-Beauftragte Billy Hawkes begrüßte die Entscheidung vom Freitag. Diese gehe sogar über die ursprünglichen Empfehlungen der Behörde hinaus.
"Großer Erfolg für den Verbraucherschutz"
Ein Sprecher von Bundesverbraucherministerin Ilse Aigner (CSU) erklärte in Berlin, das Einlenken von Facebook sei "ein großer Erfolg für den Verbraucherschutz". Es zeige, dass die Debatte über Datenschutz im weltgrößten sozialen Netzwerk nicht ohne Wirkung geblieben sei. Dass Facebook unter massivem Druck der europäischen Datenschutz-Behörden seine Praxis ändere, belege, "dass es bereits nach geltendem Recht Möglichkeiten gibt, auch die globalen Player zur Einhaltung des Rechts zu verpflichten."
Laut Verbraucherministerium hatte Facebook für die Gesichtserkennung die derzeit vermutlich weltweit größte Datenbank mit biometrischen Merkmalen einzelner Menschen erstellt, ohne aber über die biometrische Erfassung klar und verständlich zu informieren.