Facebook in der Kritik wegen personifizierter Profilbildung
Stand: 19.08.2011
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Kiel - Wieder einmal wird Facebook mit Vorwürfen wegen mangelndem Datenschutz konfrontiert: Der Datenschützer Thilo Weichert wirft dem Online-Netzwerk Facebook schwere Verstöße gegen Datenschutzgesetze vor. Das Unternehmen nehme eine umfassende persönliche, bei Mitgliedern sogar personifizierte Profilbildung vor, kritisierte das Unabhängige Landeszentrum für Datenschutz Schleswig Holstein, dessen Leiter Weichert ist.
Wer den "Gefällt-mir"-Button anklickt oder eine Facebook-Fanseite aufruft, gibt nach Darstellung Weicherts automatisch seine Verkehrsdaten in die USA weiter - auch dann, wenn er oder sie nicht Mitglied bei Facebook ist. "Jeder Klick auf einer Seite, wie lange ich darauf bin, für was ich mich interessiere, kann Facebook nachvollziehen", sagte Weichert. Den Nutzern bleibe dies verborgen. Facebook verwende die gesammelten Daten wahrscheinlich für Werbezwecke. Die Website-Betreiber wiederum erhielten von Facebook eine Analyse zur Nutzung ihres Angebots.
Das ULD sieht bei den Betreibern eine rechtliche Verantwortung und setzte den Anbietern in Schleswig-Holstein eine Frist bis Ende September, um die Datenweitergabe zu stoppen. Das Datenschutzzentrum drohte behördlichen wie privaten Anbietern mit Bußgeldverfahren - die maximale Bußgeldhöhe liege bei 50 000 Euro.
Facebook erklärte in einer Mitteilung zu den Vorwürfen, dass Facebook bei der Verwendung des "Gefällt-mir"-Buttons zwar technische Daten wie die IP-Adresse sehen könne - unabhängig davon, ob ein Nutzer bei Facebook eingeloggt sei oder nicht. Aber "wir löschen diese technischen Daten innerhalb von 90 Tagen." Dies entspreche den üblichen Branchenstandards. Die Nutzer hätten "die volle Kontrolle über ihre Daten", versicherte Facebook und verwies auf die veröffentlichten Informationen zur Verwendung von "sozialen Plugins".
Facebook ist das weltgrößte Soziale Netzwerk mit rund 750 Millionen Mitgliedern, darunter 20 Millionen in Deutschland. Bei Datenschützern sorgte das Unternehmen immer wieder für Kritik, zuletzt wegen einer Funktion zur Gesichtserkennung.
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