Facebook-Fasten - Aufruf zur "virtuellen Auszeit"
Stand: 22.02.2012
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Mainz - Anlässlich der heute beginnenden Fastenzeit hat der rheinland-pfälzische Datenschutzbeauftragte Edgar Wagner zum Facebook-Fasten aufgerufen."Wir werden keinen Massenausstieg initiieren können, aber wir wollen ein gewisses Bewusstsein fördern", sagte der Datenschützer am Mittwoch in Mainz.
Er empfahl den Nutzern des sozialen Netzwerks im Internet zum Beginn der Fastenzeit eine "virtuelle Auszeit". Diese könne etwa genutzt werden, um bei Facebook zu erfragen, welche persönlichen Daten dort gespeichert seien. "Denkt doch mal nach, ob Ihr nicht das Eine oder Andere löschen wollt!", riet Wagner.
Facebook sei ein "Internet im Internet"
Das "Krisengebiet des Datenschutzes" sei nicht der staatliche Bereich, sondern das Internet und eben soziale Netzwerke wie Facebook, sagte der Datenschutzbeauftragte. Facebook sei mittlerweile zu einem "Internet im Internet" geworden. Damit einher gehe eine völlige Kommerzialisierung des Lebens und der Privatsphäre.
Rundertisch "Digitale Kultur und Medienkompetenz" gefordert
Wagner forderte Landtag und Landesregierung auf, stärker alternative Netzwerke ohne zentrale Datenspeicher zu unterstützen. Der Landtag sollte öfter als bisher über die digitale Entwicklung debattieren. Die Landesregierung könnte zu dem Thema Vorschläge in den Bundesrat einbringen. Außerdem forderte Wagner einen runden Tisch "Digitale Kultur und Medienkompetenz".
Datenschutz bei Bundesregierung "zum Weinen"
Lob gab es von Wagner für die Berücksichtigung von Datenschutzfragen bei neuen Gesetzen auf Landesebene. Auf Bundesebene hingegen sei es mit dem Datenschutz "eigentlich zum Weinen". Die Bundesregierung zeige "überhaupt keine Bereitschaft" zur dringend notwendigen Überarbeitung des Datenschutzgesetzes, dem noch immer adäquate Regeln für das Internet fehlten, kritisierte Wagner.
Finanzierung der "Stiftung Datenschutz" fraglich
Zudem wolle sich die Bundesregierung nicht an der Finanzierung der geplanten "Stiftung Datenschutz" beteiligen, die sich verstärkt um die digitale Bildung der Bevölkerung sowie um die Prüfung von Online-Angeboten und Dienstleistungen kümmern soll. Stattdessen setze das Bundesinnenministerium auf die Wirtschaft. "Wir brauchen unabhängige Einrichtungen und nicht von der Wirtschaft gesponserte Pseudo-Datenschutz-Behörden", sagte Wagner.