Experten warnen vor drastisch steigender Internetkriminalität
Stand: 17.09.2010
Bildquelle: ©Adobe Stock / Text: AFP
Hongkong - Nach Auffassung internationaler Experten gehört Internetkriminalität zu den gefährlichsten Bedrohungen der Gesellschaft unserer Zeit. "Internetkriminalität ist eine ganz konkrete Bedrohung", warnte der Generalsekretär der internationalen Polizeibehörde Interpol, Ronald Noble, auf einer Zusammenkunft von 300 Top-Ermittlern, die am Freitag in Hongkong zu Ende ging. Als drastisches Beispiel räumte der Interpolbeamte ein, auch seine persönlichen Daten seien bereits "gestohlen" worden, um so Zugang zu Interpoldaten über flüchtige Schwerstkriminelle zu bekommen. Die Gefahr gehe von der Anonymität im virtuellen Raum aus, so der Polizist.
Besonders bedrohlich sei die Vorstellung, Terroristen könnten sich auf Internetkriminalität verlegen. "Stellen Sie sich die dramatischen Konsequenzen einer Attacke auf die Stromnetze oder das Bankensystem vor", sagte Noble. Dass dies bislang nicht geschehen sei, sei womöglich "eine Stilfrage: Terroristen finden vielleicht die Medienberichterstattung über zerstörte Pendlerzüge und einstürzende Gebäude besser als den anonymen Absturz des Bankensystems. Aber wie lange noch?"
Die Firma für Internetsicherheit Symantec veröffentlichte anlässlich der Tagung einen Bericht, der die Sorge des Interpolbeamten unterstreicht. Weltweit seien zwei Drittel aller Internetnutzer schon einmal Opfer einer Internetstraftat gewesen, heißt es in dem Bericht Norton Cybercrime Report 2011. Laut der Studie, die auf der Befragung von 7000 Internetnutzern basiert, gehen 80 Prozent der Befragten davon aus, dass die Täter niemals erwischt werden. Nicht einmal die Hälfte zeigt Betrugsfälle bei der Polizei an.
"Das sind nicht länger irgendwelche Gymnasiasten, die von ihrem Zimmer aus E-Mails verschicken", sagt Stacey Wu, eine führende Mitarbeiterin von Symantec, im Gespräch mit AFP. "Das sind organisierte Kriminelle." "Die verüben kleine, nadelstichartige Attacken, stehlen 20 Dollar von 20 oder 30 Leuten. Dann verschwinden sie." Ein großes kriminelles Geschäft sind auch persönliche Daten wie Kreditkartennummern, die von den Computern der Nutzer gestohlen werden. Kreditkarteninformationen werden auf dem Schwarzen Markt für fünf bis 20 Dollar verkauft.
Symantecs Konkurrent im Sicherheitsgeschäft, McAfee, schätzt den Umfang der Internetkriminalität auf 105 Milliarden Dollar im Jahr (etwa 80 Milliarden Euro). US-Polizisten äußerten die Schätzung, Internetkriminelle könnten rund 23.000 Dollar (17.000 Euro) pro Woche verdienen.
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