Edles Tabphone zum Kampfpreis: Das Huawei Ascend Mate 7 im Test
Stand: 30.09.2014
Bildquelle: ©Adobe Stock / Text: Verivox
Heidelberg (aktualisiert). Ein Smartphone mit 6-Zoll-Display in Full HD und üppiger Ausstattung im edlen Metallgehäuse für 499 Euro sieht man selten. Das Ascend Mate 7 ist so eine Ausnahme-Erscheinung und dürfte damit dem bald kommenden Samsung Galaxy Note 4 mächtig Konkurrenz machen. Neben dem bereits erwähnten Display bietet das Gerät LTE, Achtkern-Prozessor, 13-Megapixel-Kamera, Fingerabdruckscanner sowie einen Slot für eine zweite SIM- oder eine Speicherkarte. Schnäppchen oder Schlappe? Der Test.
Smartphones mit XXXL-Display, auch Tabphones, Phablets oder Phonelets genannt, gibt es zwar schon einige hierzulande, doch das Huawei Ascend Mate 7 stellt schon eine Ausnahme dar. Nicht nur aufgrund der Maße von 75 x 132 Millimetern, die eine Diagonale von satten 152 Millimetern oder umgerechnet 5,98 Zoll ergeben und mit denen Huawei das Samsung Galaxy Note 3 nochmal um elf Prozent toppt. Sondern auch wegen seines edlen und robusten Metallgehäuses, das an das Design des ersten HTC One (M7) erinnert. Nicht zuletzt wäre da noch der vergleichsweise moderate Preis von 499 Euro ohne Vertrag. Zum Vergleich: Das für Ende Oktober angekündigte Samsung Galaxy Note 4 mit 5,7-Zoll-Mattscheibe trägt eine unverbindliche Preisempfehlung von 799 Euro. Da drängt sich die Bezeichnung „Schnäppchen“ beim Mate 7 förmlich auf.
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Hervorragende Qualität
Wobei man dazusagen muss, dass das Note 4 einen ultrahochauflösenden Monitor mit 1.440 x 2.560 Bildpunkten vorweisen kann, während im Mate 7 ein konventionelles Full-HD-Panel mit 1.080 x 1920 Pixel steckt. Doch auch das erzeugt bereits eine Schärfe von 210 Pixel pro Quadratmillimeter oder 368 ppi, womit das Huawei immerhin sieben Prozent über dem Durchschnitt aller in den letzten zwölf Monaten getesteten Smartphones rangiert. Darüber hinaus ist die IPS-Mattscheibe hell und enorm blickwinkelstabil, da darf man mit Fug und Recht von einem erstklassigen Display sprechen.
Einhandbedienung schwierig
Hinzu kommt, dass die Entwickler keinen Platz verschwendet haben, denn gut 77 Prozent der Frontfläche bestehen aus Display – damit ist das Mate 7 neuer Rekordhalter. Trotzdem geht das Unibody-Gehäuse aus mattem Aluminium mit seinen 81 x 157 Millimetern natürlich nicht annähernd als kompakt durch. Auch wenn es sich noch in der Gesäßtasche der Hose verstauen lässt, ist die Bedienung mit einer Hand nur höchst eingeschränkt möglich, darüber sollte sich jeder Interessent im Klaren sein. Tabphones wie dieses sind nun mal für den Zweihandbetrieb konzipiert, alles andere ist zwangsläufig ein Kompromiss.
Das gilt auch für die entsprechenden Tools, die der Hersteller zur erleichterten Einhandbedienung vorinstalliert hat: Das erste ermöglicht es, die Tastaturen und Navigationsbuttons durch eine schnelle Bewegung des Handgelenks je nach Bewegungsrichtung am linken oder rechten Bildrand zusammenstauchen, die umgekehrte Geste stellt die reguläre Darstellung über die volle Bildschirmbreite wieder her. Das bringt jedoch nichts für alle Aktionen außerhalb der Tastaturen. Hier soll das zweite Hilfsmittel greifen, der „Schnellzugriff“: Sobald diese Funktion aktiviert ist, erscheint auf dem Touchscreen ein kleiner Kreis, der in beliebiger Höhe am linken oder rechten Bildrand positioniert werden kann. Ein Tipp erweitert die Darstellung auf fünf halbkreisförmig angeordnete Piktogramme für Zurück, Home, Taskmanager, Geräte-Administrator, Bildschirmsperre und Systemoptimierung. Grundsätzlich praktisch, doch wiederum nur begrenzt nützlich, weil weitaus nicht alle erforderlichen Aktionen abdeckend.
Sinnvoller wäre es, der Nutzer könnte die für ihn individuell am wichtigsten Funktionen selbst auswählen. Kurzum: Trotz aller Tricks erreicht der Daumen nur einen Bruchteil des Bildschirms. Nicht zuletzt wiegt das Mate 7 stramme 185 Gramm, weshalb alleine schon das Halten mit einer Hand einen Griff erfordert, der die Bewegungsfreiheit des Daumens enorm einschränkt. Da hilft auch nicht die enorm dünne Bauweise von 7,1 Millimetern. Andernfalls läuft man Gefahr, das Telefon fallen zu lassen.
Es gibt jedoch einen kleinen Trick: Greift man das Mate 7 ganz unten und klemmt es von vorn mit dem kleinen Finger entlang der Unterkante fest an die drei rückwärtigen Finger, erreicht der Daumen einen etwas größeren Teil des Bildschirm und in der gestauchten Ansicht zumindest die Tastaturen. Aber auch das ist wiederum lediglich ein Kompromiss.
Achtkern-Prozessor
Das kann man vom Prozessor wahrlich nicht behaupten: Der Octa-Core-Chip HiSilicon Kirin 925 kommt mit vier Kernen à 1,3 sowie vier Kernen à 1,8 Gigahertz, einem Co-Prozessor sowie dem Grafik-Modul Mali T628 und wird von zwei Gigabyte Arbeitsspeicher unterstützt. Das Gespann erzielte in den Benchmark-Tests sehr unterschiedliche Ergebnisse: Während beispielsweise die 422 MFLOPS (Millionen Fließkomma-Operationen pro Sekunde) von Linpack 19 Prozent unter Durchschnitt bleiben, liegen die 3.189 Punkte von Geekbench satte 70 Prozent darüber. Bei der Grafikleistung sind sich „Ice Storm Unlimited“ von 3DMark und der „Manhatten“-Offscreen-Test von GFX immerhin in der Tendenz einig: 36 respektive 106 Prozent über dem Mittel liegen hier die Resultate. In der Gesamtwertung aller Benchmarks landet das Mate 7 schließlich 25 Prozent über dem Schnitt und gehört damit zu den schnellsten Smartphones hierzulande. Das Huawei eignet sich also durchaus auch für Intensivnutzer und Gamer.
Ausdauernder Akku
Üppiger Bildschirm und kräftiger Prozessor – da sorgt man sich natürlich um die Ausdauer des Akkus. Hier hat Huawei mit einem immens dicken Lithium-Polymer-Akku vorgesorgt, der satte 4.100 Milliamperestunden fasst. Damit liegt der Proband in der Relation zur Größe des Displays, des hungrigsten Stromverbrauchers, 15 Prozent über Durchschnitt. Außerdem behauptet der Hersteller, das Panel basiere auf einer neuen „IPS-Neo“ genannten Technologie, die weniger Energie verbrauchen soll als konventionelle IPS-Monitore. Das lässt hoffen.
Im Laufzeittest bei der Wiedergabe eines Full-HD-Videos mit maximaler Displayhelligkeit im Flugmodus hielt der Proband 464 Minuten durch: ein um 33 Prozent überdurchschnittlicher Wert! Damit kann sich das Mate 7 auf Rang fünf der Laufzeit-Charts positionieren. Mehr noch: Berücksichtigt man die Bildschirmgröße, steht dieses Resultat sogar um 96 Prozent besser da als üblich, Huawei holt also fast das Doppelte aus den Ressourcen heraus. Auch in Sache Laufzeit empfiehlt sich das Mate 7 für Intensivnutzer.
Superschnelles Internet
Auch die restliche Ausstattung ist über jeden Zweifel erhaben: LTE wird gar mit Cat 6 unterstützt, ermöglicht also Downloadraten von nominal bis zu 300 Megabit pro Sekunde. Die hiesigen Netze sind zwar noch nicht entsprechend aufgerüstet, doch das dürfte sich innerhalb der nächsten zwei Jahre – der typischen Mindestnutzungsdauer eines Smartphones – gewiss ändern. In UMTS-Netzen sorgt DC-HSPA für Datenempfangsraten von maximal 42 Megabit pro Sekunde. WLAN n, Bluetooth 4.0, NFC ergänzen das Paket, lediglich auf den allerneuesten Standard WLAN ac sowie eine Infrarotschnittstelle zur Nutzung des Telefons als Fernbedienung für TV & Co. müssen Kunden verzichten – beides dürfte kaum jemand ernsthaft vermissen.
Fotos enttäuschend
Fotos nimmt das Tabphone mit bis zu 4.160 x 3.120 Bildpunkten oder 12,98 Megapixel auf, die Frontlinse hält Fotos mit 5 Megapixel und Videos in Full HD fest. Features wie Panorama, nachträgliche Festlegung der Tiefenschärfe oder HDR sind allesamt vorhanden, wenngleich letzteres in der Praxis wenig überzeugen kann: Im Test waren die HDR-Aufnahmen lediglich heller, von einem signifikanten Zuwachs an Kontrasten oder Dynamik war da wenig zu sehen. Unschön auch, dass zumindest beim aktuellen Stand der Software die Optionen inklusive der Einstellungen ausschließlich im Hochformat dargestellt werden: Weil aber die Kamera üblicherweise im Querformat genutzt wird, muss der Anwender stets hin und her wechseln.
Positiv wiederum: Die Auslöseverzögerung liegt unter einer Hundertstelsekunde und ist somit quasi nicht vorhanden. Die Qualität der Bilder gefällt grundsätzlich gut: Schärfe, Belichtung und Farben gelingen durch die Bank weg prima. Wer genauer hinsieht, bemerkt jedoch ein kräftiges Korn, auch bei Aufnahmen mit geringer ISO-Zahl. In der Vergrößerung erkennt man dann ein großflächiges Flimmern oder Grieseln, das vermutlich entweder durch die Nachbearbeitung oder bei der Komprimierung entsteht. Ferner lässt die Schärfe zu den Rändern hin ab, wenn auch nur räumlich sehr begrenzt, weshalb das in der Praxis kaum auffällt.
Pluspunkte sammelt das Mate 7 wiederum mit meist sehr gelungenen Nahaufnahmen sowie einem vergleichsweise geringen Bildrauschen, weshalb Aufnahmen unter schlechten Lichtbedingungen bei ruhiger Hand passabel gelingen. Unterm Strich reicht es daher noch für ein „Befriedigend“, was für eine 13-Megapixel-Kamera allerdings enttäuscht.
Schwache Videos
Videos zeichnet der Proband mit 1.080 x 1.920 Pixel auf, also in Full HD. Einen Modus für 4K oder 60 Bilder pro Sekunde sucht man vergebens. Hier fällt die Schärfe wesentlich geringer aus als bei den Fotos, ebenso die Detailtreue. Auch der Stereo-Ton ist eher mittelprächtig weil recht blechern. Der Autofokus schließlich stellt lediglich einmal zu Beginn der Aufnahme scharf und danach nie wieder. Das verhindert einerseits das lästige Pumpen, das bei etlichen Smartphones wahrzunehmen ist, verhindert andererseits aber Schwenks beispielsweise von einem nahen auf ein fernes Motiv – es sei denn, der Nutzer fixiert den Autofokus manuell durch einen Tipp auf den Touchscreen. Das macht insgesamt wenig Freude, hier lautet die Endwertung daher lediglich „mangelhaft“. Der Ton der Musik-Players ist jedoch gewohnt „sehr gut“: dynamisch, natürlich und harmonisch, mit präzisen Höhen sowie wuchtigen Bässen.
Cleverer Fingerabdruckscanner
Auf der Rückseite findet sich zudem ein Fingerabdrucksensor: Ähnliche wie bei den iPhones reicht es, den Finger aufzulegen, man muss ihn also nicht wie bei den bisherigen Samsung-Smartphones über den Scanner ziehen. Außerdem behauptet der Hersteller, dass der Finger in jedem Winkel erkannt wird, also auch dann, wenn er aufgrund der Haltung schräg verwendet wird – und das binnen maximal einer Sekunde. In der Praxis macht sich zunächst positiv bemerkbar, dass der Scanner ein ganzes Stück tiefergelegt ist, also konkav im Rücken liegt, weshalb er sich eindeutig ertasten lässt.
Die Erkennung erfolgt in der Tat rasend schnell, gefühlt in sogar weniger als der versprochenen Sekunde. Was die Zuverlässigkeit betrifft, so hängt diese maßgeblich davon ab, wie genau das Anlegen des Fingerabdrucks erfolgte. Hier fordert die Software den Nutzer nämlich auf, nach und nach Mitte, Seiten sowie Spitze des Fingers einzuscannen – und dabei scheint es trotz aller Fehlermeldungen bei allzu lässigem Vorgehen nicht immer hundertprozentig exakt zuzugehen. Denn wer hier schlampig arbeitet, muss hinterher umso präziser sein. Ratsam ist daher, im Fall des Falles notfalls das Einscannen zu wiederholen, denn wenn das passt, klappt auch die Erkennung auf Anhieb. Verknüpft man den Fingerabdruck zum Beispiel mit der Telefonentsperrung, erweist sich dieses Feature als ungemein praktisch.
Neue Oberfläche
Über Android 4.4.2 legt Huawei seine neue Nutzeroberfläche „Emotion UI 3.0“. Diese ist optisch erheblich ruhiger und stylischer geworden, bringt aber auch einige praktische Vorteile. So zum Beispiel im Benachrichtigungscenter, das vom oberen Bildrand herabgezogen wird: Hier verläuft links nun eine vertikale Zeitleiste mit den Uhrzeiten der Ereignisse. Übersichtlich und nützlich, so soll es sein! Ein Menü gibt es aber weiterhin nicht, sämtliche Apps liegen daher einzig auf den Startbildschirmen, wo sie beliebig verschoben oder in Ordnern gesammelt werden können.
Wer seine Icons lieber automatisch nach Alphabet sortiert wissen will, kann jedoch einen der zahlreichen App-Launcher aus dem Play Store installieren. Positiv zudem, dass die Probleme mancher Vorgänger behoben worden sind: So ließ sich beim Ascend P7 der USB-Verbindungsmodus nicht speichern, weshalb bei jedem Einstöpseln des PC-Kabels eine manuelle Auswahl erforderlich war. Nicht so beim Mate 7. Beim Ascend P7 Mini wiederum war ab Werk das „Huawei-Keyboard“ aktiviert, bei dem jedoch die Wischeingabe à la Swype nicht möglich ist.
Wählt man die Google-Tastatur mit Swype, fehlen wiederum andere Funktionen. Auch der Bug, der die Tastatursprache immer wieder auf Englisch zurücksetzte, ist nun behoben. Moniert werden müssen allenfalls noch Kleinigkeiten wie das besagte fehlende Querformat in den Kamera-Optionen oder die Tatsache, dass in den Einstellungen viele Rubriken nicht vollständig angezeigt werden, sondern etliche Funktionen hinter dem Punkt „Mehr“ verborgen bleiben. Bis man sich dort auskennt, sucht man daher anfangs per „try & error“, wo sich welche Einstellungen befinden – aber das ist lediglich ein temporäres Hindernis, nichts Tragisches. Somit macht Huawei nicht nur in puncto Wertigkeit einen großen Sprung nach vorn, sondern auch hinsichtlich der Handhabung, die am Ende ein ansehnliches „Gut“ einstreicht.
Fazit
Wer sein Smartphone primär mit einer Hand bedient, sollte sich die geplante Anschaffung eines Tabphones wie dem Huawei Ascend Mate 7 noch einmal gut durch den Kopf gehen lassen: Diese sind nämlich allesamt prädestiniert für die Bedienung mit beiden Händen, da bildet auch das Mate 7 mit all seinen Tools keine Ausnahme. Und auch wer qualitativ hochwertige Videoaufnahmen wünscht, ist hier an der falschen Adresse; die 13-Megapixel-Fotos könnten zwar besser sein, ernten aber immerhin noch ein „Befriedigend“.
Allen anderen kann der China-Import jedoch rundum empfohlen werden: Die 6-Zoll-Mattscheibe ist super, der Octa-Core-Prozessor fix, die Ausstattung beinahe perfekt und die Handhabung dank der neuen Nutzeroberfläche ein ganzes Stück angenehmer als auf früheren Modellen. Vor allem aber hält der mächtige Akku erstaunlich lange durch, genau ein Drittel länger als im Durchschnitt. Weshalb sich der Proband durchaus auch für Intensivnutzer eignet.
Das Mate 7 soll ab Ende Oktober zur unverbindlichen Preisempfehlung von 499 Euro ohne Vertrag erhältlich sein.
Ausstattung 170 von 175
Foto 17 von 25
Video 12 von 25
Musik 22 von 25
Handhabung 196 von 250