Deutsche Telekom setzt zum Sprung nach Frankreich und Spanien an
Stand: 08.06.2005
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Darmstadt (dpa) - Die Deutsche Telekom setzt über ihre Internettochter T-Online zum Sprung nach Frankreich und Spanien an. Mit dem Aufbau eines eigenen Breitbandnetzes will das Unternehmen flächendeckend Internetdienste in Frankreich anbieten und damit dem Platzhirschen France Telecom Konkurrenz machen. "Bis zum Jahresende wollen wir eine moderne Netzinfrastruktur aufbauen, mit der wir die Hälfte der französischen Bevölkerung abdecken", sagte Vorstandschef Rainer Beaujean am Dienstag in Darmstadt der Finanz- Nachrichtenagentur dpa-AFX.
Nach der Expansion in Frankreich steht Spanien auf der Agenda. Dort will Beaujean kein eigenes Netz ausbauen, da T-Online eine günstige Liefervereinbarung mit einem Netzanbieter hat.
Neben dem Internetzugang will T-Online die Kunden auch für Telefongespräche über das Internet gewinnen. So soll Voice-over-IP (VoIP) bis Ende des Jahres bis zu zehn Millionen französischen Haushalten zur Verfügung stehen. Anders als die Deutschen sind die Franzosen offen für die neue Technik: Von den derzeit 260 000 DSL- Kunden der Pariser T-Online-Dependance Club Internet telefoniert ein Drittel über das Internet. In Deutschland läuft das VoIP-Geschäft hingegen schleppend an, da die Sprachqualität schlechter als bei regulären Festnetzgesprächen ist.
Mit dem Netzausbau in Frankreich steigt T-Online zu einem ernsthaften Konkurrenten für die marktbeherrschende France Télécom auf, die mit ihrer Internettochter Wanadoo auch den französischen Internetmarkt dominiert.
T-Online kommt im Nachbarland die Rolle des kleinen Angreifers zu. "Wir wollen uns unter den führenden Playern in Frankreich positionieren", sagte Beaujean. Der Marktanteil soll mittelfristig von zuletzt rund 5 Prozent auf mehr als 15 Prozent steigen. Neben günstigen Preisen für den DSL-Anschluss und Internettelefonie sollen Zusatzangebote wie Unterhaltungs-Dienste zum Ausbau der Marktposition beitragen.
Über T-Online kehrt die Telekom nach Mittel- und Südeuropa zurück: Nach der 1999 gescheiterten Fusion mit Telecom Italia zerbrach auch die Mitte der neunziger Jahre vereinbarte Allianz mit France Télécom. Erst 2004 näherten sich der Bonner Konzern und France Télécom allmählich wieder an, als sie eine Zusammenarbeit für Forschung und Entwicklung vereinbarten. Die Telekom ist nun vor allem in Osteuropa sowie den Vereinigten Staaten vertreten.
Mit dem Vorpreschen von T-Online in Frankreich und Spanien stärkt die Telekom ihre Festnetzsparte T-Com, auf die T-Online bis Ende September verschmolzen werden soll. Der Zusammenschluss ist wesentlicher Teil der neuen Strategie von Telekom-Chef Kai-Uwe Ricke, seinen Konzern auf die Geschäftsfelder Festnetz/Breitband, Mobilfunk und Geschäftskunden zu fokussieren. Mit den stark steigenden Umsätzen von T-Online will Ricke die Rückgänge bei T-Com abfedern.