Deutsche Telekom - Einmal Volksaktie und zurück
Stand: 05.08.2011
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Berlin - Die Geschichte der Telekom als Privatunternehmen beginnt im Jahr 1996: Am 18. November startet der ehemalige Fernmelde-Bereich der Bundespost unter der Führung von Ron Sommer mit der Ausgabe von 713 Millionen Anteilsscheinen aus einer Kapitalerhöhung an der Frankfurter Börse. Die Titel gelten als "Volksaktie", Millionen Deutsche legen ihr Erspartes an. Der Börsengang spült umgerechnet rund zehn Milliarden Euro in die Kassen des Unternehmens.
Ab 1998 hat die Telekom erstmals Konkurrenz in der Heimat. Der Markt wird für rein private Anbieter geöffnet, die Regulierungsbehörde für Post und Telekommunikation übernimmt die Aufsicht.
1999 folgt der zweite Börsengang, bei dem erneut im Zuge einer Kapitalerhöhung insgesamt 286 Millionen frische Aktien ausgegeben und 10,9 Milliarden Euro eingenommen werden. Die Telekom braucht das Geld für den Ausbau der von Sommer propagierten vier Säulen Mobilfunk, Onlinedienste, Datenkommunikation und Netzzugang. Zudem kaufen die Bonner international zu und übernehmen den britischen Mobilfunker One 2 One.
Massive Expansion
Im Frühjahr 2000 erreicht die T-Aktie mit 103,50 Euro ihren Höchststand. Der New-Economy-Boom hat Deutschland voll erfasst, als die nächste Aktien-Tranche folgt. Erstmals kommen 200 Millionen Anteile aus dem Depot der staatlichen KfW-Bankengruppe auf den Markt und bringen Einnahmen von umgerechnet 15 Milliarden Euro. Die Internetdienste kommen als T-Online teilweise an die Börse und bringen umgerechnet 2,7 Milliarden Euro ein.
Zugleich expandiert die Telekom 2000 und 2001 massiv. Sie ersteigert für knapp 8,5 Milliarden Euro Lizenzen für den mobilen Datenfunk UMTS in Deutschland. In den USA übernimmt sie die Mobilfunker Voicestream und Powertel für insgesamt etwa 39,4 Milliarden Euro inklusive Schulden und verschmilzt sie später zu T-Mobile USA.
Mit dem Platzen der Dotcom-Blase im März 2000 geht es allerdings auch mit dem Börsenkurs der Telekom bergab. Im Juli 2002 tritt Ron Sommer zurück, weil das Vertrauensverhältnis zum Aufsichtsrat gestört sei, wie er sagt. Der Bund ist nach wie vor Großaktionär, bis heute hält er direkt und indirekt rund ein Drittel der Aktien.
Sparen und Schrumpfen
Neuer Telekom-Chef wird Kai-Uwe Ricke, der Sohn von Sommers Vorgänger Helmut Ricke. Er trimmt die Telekom über Jahre auf Sparkurs, baut die Schulden ab und streicht zehntausende Stellen im Konzern. Zudem kauft er den T-Online-Anteil zurück.
2006 vermeldet Ricke für das abgelaufene Jahr finanzielle Rekorde. Der Aktienkurs erreicht dennoch nicht einmal die Marke von 15 Euro. Auf Ricke folgt im selben Jahr der bisherige T-Mobile-Vorstand René Obermann. Er gliedert 50.000 Mitarbeiter nach einem heftigen Tarifkonflikt in eine Servicegesellschaft aus und fokussiert das Geschäft der Telekom auf die Sparten Festnetz und Mobilfunk. Zudem verkleinert er die Belegschaft. Trotzdem hat der Konzern heute noch über 240.000 Mitarbeiter.
Im März 2011 gibt die Telekom bekannt, dass die Tochter T-Mobile USA an AT&T verkauft werden soll. Der Aktienkurs legt daraufhin kurzfristig zu, später verlieren die Papiere aber wieder. Am Donnerstag kostete die T-Aktie etwas mehr als 10,00 Euro.
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