Deutsche Telekom bekommt Freiraum für schnelles DSL
Stand: 24.11.2015
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Bonn - Die Deutsche Telekom erhält von der Bundesnetzagentur mehr Spielraum für die umstrittene Aufrüstung ihrer Kupferleitungen. Wettbewerber können außen vor bleiben. Laut einem Entscheidungsentwurf soll es dem ehemaligen Staatsmonopolisten möglich werden, Wettbewerber unter bestimmten Bedingungen vom Zugang zur sogenannten letzten Meile der Anschlussleitung auszuschließen, wie die Regulierungsbehörde am Montag in Bonn mitteilte.
Betroffene können sich noch zu dem Entwurf äußern. Der Präsident der Bundesnetzagentur, Jochen Homann, bezeichnete den Entwurf angesichts massiver Kritik von Wettbewerbern als "fairen Kompromiss".
Wettbewerbseinschränkung für schnelleres DSL
"Inhaltlich geht es uns darum, dass der Breitbandausbau vorangetrieben wird," sagte er laut Mitteilung. Auch künftig solle zudem ein chancengleicher Wettbewerb zum Nutzen der Verbraucher sichergestellt bleiben und alle Unternehmen faire und verlässliche Rahmenbedingungen für ihre Investitionen vorfinden. Im konkreten Fall will die Telekom im Nahbereich um Hauptverteiler ihr Netz mit der sogenannten Vectoring-Technik für schnellere Internetleitungen aufrüsten - und es dafür allein betreiben.
Abhängigkeit von Telekom steigt
Wettbewerber der Telekom könnten laut den Aufsehern auch künftig weiter Zugang zur "letzten Meile" im Nahbereich erhalten, wenn sie sich dort bisher stärker als die Telekom bei der Erschließung von Schaltkästen mit DSL engagiert haben. Bei von der Telekom betriebenen Netzbereichen wären sie aber auf ein Vorleistungsprodukt des Bonner Dax-Konzerns angewiesen.
Mit der Vectoring-Technik sind auf den Kupferleitungen der Telekom durch eine Kanalbündelung schnellere Datenübertragungsgeschwindigkeiten als bei DSL und VDSL möglich. Eine technische Voraussetzung dafür ist jedoch, dass nur ein Anbieter die entsprechenden Leitungen betreibt. Die Telekom hatte für die Genehmigung ihres Antrags mit einer Ausbauverpflichtung von weiteren rund 6 Millionen Haushalten bis 2018 geworben. Telekom-Chef Tim Höttges will dafür eine Milliarde Euro zusätzlich investieren. Im August 2013 hatte die Bundesnetzagentur bereits grünes Licht für den Vectoring-Einsatz der Telekom an Kabelverzweigern außerhalb des Nahbereichs gegeben.
Glasfaserausbau verlangsamt sich
Die Technik ist auch im Hinblick auf den durch die Bundesregierung beschlossenen Breitbandausbau umstritten - Kritiker und Wettbewerber der Telekom sehen in der Glasfaser die Zukunft des Breitbandanschlusses in Deutschland. Diese macht noch deutliche schnellere Datenübertragungen möglich als Vectoring, allerdings ist ihr flächendeckender Ausbau teuer. Vectoring gilt als Übergangstechnik, mit der die Ausbauziele der Bundesregierung schneller und günstiger zu erreichen sind. Diese sehen flächendeckende Internetgeschwindigkeiten von 50 Megabit pro Sekunde (Mbit/s) bis 2018 vor.