Deutsche Autohändler durch Internet bedroht
Stand: 30.05.2016
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Geislingen - Das Internet macht einigen Branchen richtig zu schaffen. Wie eine Studie jetzt ergeben hat, stehen auch viele Autohändler aufgrund der Internet-Konkurrenz unter Druck oder müssen ihr Geschäft schließen. Im vergangenen Jahr ist die Anzahl der selbstständigen Autohäuser um 400 auf 7400 abgefallen, ergab die Studie des Nürtinger Instituts für Automobilwirtschaft (IFA). Im Jahr 2000 waren es mit rund 18 000 noch mehr als die doppelte Anzahl. Hinzu kommt, dass der deutsche Automarkt zu großen Teilen gesättigt sei – dass also nur noch wenige Reserven für bessere Autoverkäufe da sind.
Vor allem kleine Autohändler geben auf. Dagegen steigt die Bedeutung von Branchengrößen wie etwa der Stuttgarter Emil-Frey-Gruppe mit einem Umsatz von zuletzt 1,77 Milliarden Euro Jahresumsatz oder der Augsburger Avag-Holding mit 1,57 Milliarden Euro Jahresumsatz.
Aus Sicht vom IFA-Chef Willi Diez bietet der Konzentrationsprozess Vor- und Nachteile für den Verbraucher. "Das ist wie früher mit den Tante-Emma-Läden", sagt er. Diese seien zwar klein gewesen, aber praktisch um die Ecke. "Inzwischen fahren viele Verbraucher zum Einkauf in den großen Supermarkt in städtischen Randlagen - der ist zwar weiter weg, aber die Auswahl ist größer."
Autohandel im Wandel
Der Trend wird sich dem Professor zufolge verstärken, 2020 werden es in Deutschland nach seiner Einschätzung noch etwa 4500 Autohändler sein. "Große Handelsketten, sogenannte Mega-Dealer, werden mit einem weit gestreuten Netz an eigenen Filialen den Markt beherrschen." Damit glichen sich die Strukturen der Autohandelsbranche immer stärker an den klassischen Einzelhandel an, der beispielsweise von Supermarkt-Riesen wie Rewe, Edeka, Aldi und Lidl dominiert wird.
Das Kraftfahrzeugsgewerbe in Deutschland beschäftigte den Angaben zufolge Ende des vergangenen Jahres 460 800 Menschen und damit 1200 weniger als ein Jahr zuvor. Als einen Grund für den Rückgang nennen die Ifa-Autoren besagten Konzentrationsprozess bei den Autohäusern.
Bei den in der Studie analysierten Autohäusern geht es um Firmen, die rechtlich selbstständig sind, aber mit den Herstellern eng zusammenarbeiten. Die deutschen Autokonzerne selbst sind beim Autohandel wenig vertreten.
So baute Daimler das Netz seiner eigenen Niederlassungen deutlich ab, von 158 herstellereigenen Standorten wurden 63 verkauft. Das reine Verkaufsgeschäft ist aus Sicht der Autobauer wenig lukrativ, es zählt zudem nicht zur Kernkompetenz der Konzerne.