Der heisse Punkt ins Internet: WLAN auf dem Vormarsch
Stand: 25.07.2003
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Einem lauschigen Sommerabend im Biergarten steht nichts im Weg - wäre da nicht noch diese wichtige E-Mail, die immer noch nicht da ist, aber dringend abgearbeitet werden müsste. AOL-Kunden können die Warterei seit ein paar Tagen in ihre Lieblingskneipe verlegen - so sie zu den 150 Szeneläden in Deutschland gehört, die der Internet-Dienstleister mit einem so genannten WLAN-Hotspot für drahtlose Verbindungen ins Internet ausgerüstet hat. "Unsere Kunden können mit ihrem eigenen Laptop zum Festnetztarif im Internet surfen", sagt AOL-Sprecher Marc-Sven Kopka.
AOL ist der erste Anbieter auf dem deutschen Markt, der das kabellose Surfen ausserhalb der eigenen vier Wände zum Festnetztarif ermöglicht. Aber die Bundesrepublik war auch davor kein Hotspot- freies Gebiet. Diese "heissen Punkte", die lizenzfreie Frequenzen nutzen, erfreuen sich immer stärkerer Beliebtheit. So sagen die Marktforscher von Gartner einen rasanten Anstieg der Hotspot-Nutzer in Deutschland von 390.000 in diesem Jahr auf rund 4,5 Millionen in fünf Jahren voraus.
Bereits seit Dezember vergangenen Jahres ist an fünf deutschen Bahnhöfen kabelloses Surfen möglich. "In den DB Lounges kommen Reisende der 1. Klasse und Bahn-Comfort-Kunden drahtlos ins Internet", sagt Frauke Riva, Sprecherin der Bahn-Tochter DB Telematik. Zuvor müsse ein Gutschein für 5,50 Euro gekauft werden, der zu einer Stunde "rail & mail"-Nutzung berechtigt. "Das wird minutengenau abgerechnet, man muss die Zeit nicht mit einem Mal absurfen", erläutert Riva. Vor allem Geschäftskunden nutzten dieses Angebot. "Das Fernziel ist, Hotspots entlang der gesamten Reisekette anzubieten und das drahtlose Surfen auch in den Zügen zu ermöglichen."
Auf diesen Zug wollen auch Fluggesellschaften aufspringen. "Bis Jahresende wird in den 55 Lufthansa-Lounges weltweit der drahtlose Internet-Zugang möglich sein", sagte Michael Lamberty, Sprecher der grössten deutschen Fluglinie. Der Service sei im Rahmen einer Testphase kostenfrei. "Im Inland bezahlen die Kunden später eine Zeitpauschale, unabhängig von der übermittelten Datenmenge." So kosten 30 Minuten im Netz 3,95 Euro, zwei Stunden Datenfluss sind für 9,95 Euro zu haben. Kunden von Vodafone - der Mobilfunkbetreiber versorgt die Lufthansa mit der nötigen Technik - können die Kosten über ihre Handy-Rechnung begleichen, andere zahlen per Kreditkarte.
Auch andere Fluggesellschaften wie Air France beginnen damit, in den Wartesälen der Vielflieger den kabellosen Zugang ins weltweite Netz anzubieten. Auch über den Wolken soll das Internet in Zukunft keine Sperrzone mehr sein. "Vom kommenden Jahr an kann in den Langstrecken-Flugzeugen gesurft werden", sagt Lamberty.
Nicht einmal weit gereiste Bergsteiger müssen künftig auf die drahtlose Funktechnologie verzichten: Von dieser Klettersaison an können E-Mails aus einem Zelt beim nepalesischen Basislager des Mount Everests in rund 5300 Meter Höhe abgesetzt werden.