Hamburg/München - Die Telekom hat nach einem "Spiegel"-Bericht auch eigene Mitarbeiter bespitzelt, um den Diebstahl von mehr als 17 Millionen Kundendaten aufzuklären. Das Nachrichtenmagazin verwies am Samstag auf einen internen Untersuchungsbericht der Telekom, wonach Angestellte der Handy-Tochter T-Mobile Verbindungsprotokolle von internen Verdächtigen ausgewertet haben sollen. Entsprechende Daten seien nun auf der Festplatte eines Angestellten gefunden worden. Der bereits in der Affäre um ausgespähte Journalisten und Aufsichtsräte beschuldigte Manager soll angeblich ohne Rücksprache mit Vorgesetzten gehandelt haben. Die Telekom wolle nun in den nächsten Tagen personelle Konsequenzen aus der Skandalserie ziehen.
Dem "Spiegel" zufolge sollen selbst Spitzenmanager zur Disposition stehen. Den Aufsichtsrat habe Konzern-Chef René Obermann vergangene Woche persönlich über die jüngste Entwicklung unterrichtet. Die Staatsanwaltschaft sei ebenfalls informiert.
Die
Telekom bestätigte, dass sie seit Anfang vergangener Woche einen internen Untersuchungsbericht anfertigen lasse. Zum Inhalt wollte sich ein Sprecher des Unternehmens am Samstag aber nicht äußern. Auch zu den "Spiegel"-Informationen, wonach personelle Konsequenzen bevorstünden, wollte er keine Angaben machen. Der Sprecher verwies aber darauf, dass am Mittwoch die Öffentlichkeit über Ergebnisse der internen Untersuchung informiert werden solle.
Nach einem Bericht der "Wirtschaftswoche" war der Telekom-Vorstand für Datensicherheit, Manfred Balz, schon seit Jahren über Abhöraktionen der Telekom informiert. So seien ihm bereits 1997 die Lauschangriffe gegen vermeintliche Hacker bekannt gewesen, die sich später als Telekom-Mitarbeiter entpuppt hätten. Bei der Aufarbeitung dieser Verstöße habe er ein Gutachten in Auftrag gegeben, das dieses Vorgehen rechtfertigen sollte. Auch bei der Spitzelaffäre der Jahre 2005 und 2006, als die Telekom die Verbindungsdaten von Aufsichtsräten und Journalisten auswertete, tauche der Name von Balz auf.
Festnetz-Chef Timotheus Höttges zufolge reagierten vergleichsweise wenige Kunden auf den zuletzt bekannt gewordenen Datenklau bei
T-Mobile. Die Telekom habe 6000 Anrufe und 1000 Mails besorgter Kunden erhalten. 640 Kunden hätten eine neue Rufnummer beantragt. "Gott sei Dank gingen nur sehr wenig Beschwerden ein", sagte Höttges dem Nachrichtenmagazin "Focus". Seinen Worten zufolge kommt die Telekom bei der Aufklärung des Falls voran. "Ein Bauernopfer wird es nicht geben", sagte Höttges, fügte aber hinzu: "Wenn die Verantwortlichen ausfindig gemacht sind, wird es kurzfristige personelle Konsequenzen geben."