Datenschützer: Nutzer sind mit IPv6 leicht zu identifizieren
Stand: 06.06.2012
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Berlin - Mit dem seit gestern geltenden neuen Internetstandard IPv6 sind nach Einschätzung von Schleswig-Holsteins Datenschützer Thilo Weichert auch Risiken verbunden. Mit dem neuen Standard sei es leicht die Profile von Nutzern zu ermitteln, warnte Weichert in der "Frankfurter Rundschau" vom Mittwoch. Mit dem neuen Internetstandard könne jeder Internetnutzer eine eigene, feste IP-Adresse erhalten und sei damit identifizierbar.
Die Industrie sei sehr an festen IP-Adressen interessiert, um die anfallenden Informationen für Werbezwecke zu nutzen und mehr über die Nutzungsgewohnheiten ihrer Kunden zu erfahren. Es drohe eine Auseinandersetzung zwischen den Verwertungsinteressen der Industrie an den zusätzlichen digitalen Spuren, die mit IPv6 möglich seien, und den Interessen von Datenschützern, Verbrauchern "und hoffentlich der Politik", erklärte Weichert.
Bislang werden die IP-Nummern dynamisch vergeben, weil nicht ausreichend Adressen für alle Nutzer vorhanden sind. Daher weiß nur der Internetanbieter, welcher Nutzer sich zu einem bestimmten Zeitpunkt unter einer bestimmten IP-Adresse im Netz bewegt. Weichert dringt darauf, dass auch künftig die Nummern dynamisch vergeben werden, um die Anonymität im Netz zu bewahren. "Wir wollen die geltenden Standards von IPv4, die eine Identifizierung erschweren, deshalb fortschreiben", sagte Weichert der Zeitung.
Die Internet-Protokoll-Adressen stecken als eindeutige Adresse unter anderem hinter den gut merkbaren Webseiten mit Endungen wie .de oder .com. Die IP-Adressen nach dem alten Standard bestehen aus 32 Ziffern. Beim IPv6-Format besteht jede Internetadresse aus 128 Stellen. Dadurch sind 340 Sextillionen Adressen möglich - als Zahl: 340.000.000.000.000.000.000.000.000.000.000.000.000. Deshalb müssen IP-Adressen auch nicht mehr mehrfach verwendet werden, wie es derzeit der Fall ist.