Das Smartphone im Kontext von Umweltschutz
Stand: 16.08.2016
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Berlin - Umweltaktivisten dürften sich über die Ergebnisse der aktuellen Greenpeace-Umfrage gefreut haben, denn über 70 Prozent der befragten Smartphone-Nutzer gab an, dass sie sich kein neues Gerät wünschen, sich mehr um die Langlebigkeit ihrer Geräte bemühen und generell finden, dass viel zu viele neue Handymodelle jedes Jahr auf dem Markt erscheinen. Aber trotz dieser Umfrageergebnisse will das Verhalten der Smartphone-Nutzer nicht so ganz zu den nachhaltigen Ansichten passen.
Wie oft kaufen die Deutsche neue Mobiltelefone?
Natürlich gibt es Leute, die ihr Handy so lange benutzen, bis es auseinanderfällt. Die Regel ist das nicht: Im Schnitt behalten Deutsche ein Gerät nach Angaben des Umweltbundesamts zweieinhalb Jahre lang. Längst nicht alle sind dann schon kaputt. Der Greenpeace-Umfrage zufolge war das nur für gut jeden vierten Deutschen (26 Prozent) der Grund für die letzte Neuanschaffung, in einer Umfrage des Branchenverbands Bitkom vom Februar sogar nur für acht Prozent. Sehr viel häufiger wünschen sich die Konsumenten einfach ein moderneres Handy mit neuen Funktionen.
Warum kommen überhaupt so oft neue Modelle auf den Markt?
Marktwirtschaftlich ist das ganz einfach: Die Kunden kaufen sie. Einer Prognose der Gesellschaft für Unterhaltungs- und Kommunikationstechnik (GFU) zufolge werden dieses Jahr in Deutschland 25 Millionen Smartphones und 1,9 Millionen andere Handys verkauft. Der Umsatz alleine für die Smartphones dürfte demnach bei 8,9 Milliarden Euro liegen. Zudem machen die "Großen" der Branche sich gegenseitig Konkurrenz, zu wichtigen Elektronik-Messen wie der IFA auch etwas Neues zu bieten.
Und was passiert mit den alten Geräten?
Viele landen in irgendeiner Kiste oder Schublade. Laut Bitkom liegen 100 Millionen alte Handys in deutschen Haushalten herum, 84 von 100 Deutschen haben mindestens eines zuhause. Der Befragung vom letzten Jahr zufolge hat dagegen nicht mal die Hälfte der Deutschen mal ein Handy weiterverkauft, verschenkt oder zu einer Recyclingstelle gebracht. Laut den neuen Greenpeace-Zahlen haben nur elf Prozent der Befragten zwischen 16 und 70 Jahre schon mal ein kaputtes Mobiltelefon vom Hersteller reparieren lassen.
Wieso pochen Umweltschützer so sehr aufs Recycling?
In den Handys stecken wertvolle Metalle. Dem Umweltbundesamt zufolge stecken in den Geräten, die die Deutschen ungenutzt zu Hause haben, mehr als zwei Tonnen Gold. Dazu kommen weniger bekannte Metalle wie Kobalt, Tantal und sogenannte seltene Erden. Ihre Gewinnung verursacht oft erhebliche Umweltschäden. Dazu kommen berichte etwa von Amnesty International über Ausbeutung der Arbeiter und Kinderarbeit.
Was macht man denn am besten mit seinem alten Handy?
Da gibt es verschiedene Möglichkeiten - die Mülltonne ist jedenfalls keine, das ist verboten. Umweltschutzorganisationen wie Umwelthilfe und Nabu sammeln, Wertstoffhöfe auch. Seit Ende Juli geht es sogar noch einfacher: Elektronik-Geschäfte mit mehr als 400 Quadratmetern Verkaufsfläche müssen kleinere Elektrogeräte ohne Kassenzettel zurücknehmen, Online-Händler ab 400 Quadratmeter Lagerfläche auch.
Oft kann man nicht mal den Akku tauschen. Warum?
Viele Kunden und auch Umweltschützer hegen den Verdacht, dass Smartphone-Hersteller nicht gerade auf Langlebigkeit und einfaches Reparieren setzen, um mehr Geräte zu verkaufen. Isabel Richter vom Bitkom weist das zurück: Bei den beliebten dünnen und leichten Geräten spiele die Integration etwa von Akkus eine wesentliche Rolle. Sie mache Geräte außerdem stabiler und widerstandsfähiger gegen Erschütterung oder Berührung mit Wasser oder Staub, was wiederum für die Langlebigkeit wichtig sei.
Gibt es alternative Ansätze?
Ja, bisher haben sie sich aber nicht in der Breite durchgesetzt. Es gibt zum Beispiel das Fairphone, das die Umwelthilfe vor allem für seine Reparaturfähigkeit und die fair abgebauten Rohstoffe lobt. Das Shiftphone will eine günstige, fair produzierte und nachhaltige Alternative bieten, Hersteller Shift sitzt in Hessen. Google bastelt an einem Modul-Telefon namens "Ara", an dem einzelne Teile ausgetauscht werden können - allerdings inzwischen eher, um es wandlungsfähig zu machen, als um die Lebensdauer zu verlängern.