Das Internet vergisst nichts: Hoheit über eigene Daten schützen
Stand: 04.06.2010
Bildquelle: ©Adobe Stock / Text: AFP
Berlin - Wer nach Informationen über sich selbst im Internet sucht, erlebt häufig eine Überraschung: Dutzende Treffer listen Beruf, Alter, Wohnanschrift, private Hobbies, Forenkommentare oder Bilder auf. Meist haben die Nutzer die preisgegebenen Daten längst vergessen. Doch das Internet vergisst nichts und selbst die Spuren längst vergessener, mehr als zehn Jahre alter Internetausflüge sind mitunter noch immer präsent.
Diese Daten zu löschen ist aufwendig - und der Versuch, die Hoheit über die eigenen Daten zurückzuerobern, ist nur selten von Erfolg gekrönt. "Wenn es innerhalb der EU noch eine gewisse Chance gibt, Daten zu löschen, wird es außerhalb recht schwer", sagt Falk Lüke, Internetexperte des Verbraucherzentrale Bundesverbands (vzbv). Denn der Anspruch auf Löschung ist eine Sache; eine andere ist, ihn auch durchzusetzen.
Die erste Hürde ist, die im Netz umherschwirrenden personenbezogenen Daten mit der Hilfe von Suchmaschinen zu finden. "Man sollte nicht nur mit Google suchen, sondern etwa auch Yahoo oder die Suchmaschine Bing probieren", rät Holger Bleich, Onlineexperte des Computermagazins "c't". Meta-Suchmaschinen wie Metager nutzen sogar gleich rund zwei Dutzend weitere Suchmaschinen für das Aufspüren und bieten entsprechend mehr Treffer. Weitere Dienste wie etwa Yasni haben sich zudem auf Personensuche spezialisiert.
Wer unvorteilhaft wirkende Daten löschen will, muss sich dann zunächst an den Betreiber der Seite wenden und auf der Löschung bestehen. Weigert sich der Webmaster, einen alten Foreneintrag vom Netz zu nehmen, hilft allenfalls der Weg zum Anwalt. Auch Suchmaschinen selbst speichern teils Kopien von Inhalten - dann müssen sich Nutzer direkt an diese wenden, um eine Löschung zu erreichen.
Viele persönliche Daten hinterlassen Nutzer meist bei sozialen Netzwerken. Deutsche Dienste unterliegen dem hiesigen Datenschutzrecht. Dort müssen Nutzer ihre Daten explizit freigeben, wenn sie sichtbar sein sollen. Wird der Account gelöscht, verschwinden auch die meisten Daten. Beiträge auf digitalen Pinnwänden bleiben indes erhalten, der Name des Verfassers wird jedoch anonymisiert. Freilich hilft alles nichts, wenn ein Internet-Freund vorher Daten kopiert und andernorts ins Netz stellt.
Besonders schwer ist es aber, bei ausländischen sozialen Netzwerken oder Foren Daten zu löschen. "Die reagieren sehr träge, wenn überhaupt", sagt "c't"-Experte Bleich. Bei Facebook etwa sind die Standard-Datenschutzeinstellungen sehr locker, der Nutzer muss sie von Hand verschärfen. Auch lassen sich zwar Profile löschen, doch die dahinter stehenden Daten bleiben oft erhalten.
Längst haben sich Internetfirmen drauf spezialisiert und bieten gegen Bares die bequeme Löschung missliebiger Daten an. "Das hilft aber nicht viel, denn die Unternehmen haben nicht viel mehr Möglichkeiten als jeder Privatmann", sagt Bleich. Beauftragen sie einen Rechtsanwalt, kann das deutlich teurer werden, als wenn Internetnutzer selbst die Arbeit übernehmen. Als Zusatzservice wird oft noch ein sogenanntes Reputationsmanagement offeriert.
Dabei werden positive oder neutrale Daten über eine Person ins Internet geladen und so optimiert, dass sie bei Suchmaschinen ganz vorn auftauchen. Sie sollen missliebige Einträge nach hinten verdrängen und scheinbar verstecken.
Die beste Vorsorge gegen unvorteilhafte Einträge oder peinliche Bilder kann jeder selbst treffen: Gesunder Menschenverstand und ordentliches Benehmen im Internet bieten nahezu eine Garantie für eine blütenweiße Online-Reputation.
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