Computerbauer Dell zurück in den Händen des Firmengründers
Stand: 06.02.2013
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Round Rock - Nach 25 Jahren wird der weltweit drittgrößte Computerbauer Dell von der Börse verschwinden. Eine Gruppe um Firmengründer, Großaktionär und Konzernchef Michael Dell hat eine insgesamt 24,4 Milliarden Dollar (18 Mrd Euro) schwere Übernahme eingefädelt. "Ich bin der Überzeugung, dass durch diese Transaktion ein neues, aufregendes Kapitel für Dell, unsere Kunden und Teammitglieder beginnen wird", erklärte Michael Dell am Dienstag.
Hintergrund der Aktion ist der schrumpfende PC-Markt. Ohne Rücksicht auf die Befindlichkeiten der anderen Aktionäre kann Michael Dell den Konzern radikaler umbauen. Bei den boomenden Smartphones und Tablet-Computern ist das Unternehmen schwach aufgestellt. Etwas aufgeholt hatte Dell im lukrativen Servicegeschäft für Firmenkunden.
Der Umbau sei zwar schon angestoßen, doch brauche es noch mehr Zeit, erklärte Michael Dell. Er hält 14 Prozent der Anteile. Das Geld für den Kauf der restlichen Aktien kommt von Partnern und Großbanken. Hauptpartner ist dabei der Finanzinvestor Silver Lake. Auch Software-Primus Microsoft beteiligt sich mit einem zwei Milliarden Dollar schweren Kredit an dem Geschäft. Auf den meisten Dell-PCs läuft Microsofts Betriebssystem Windows.
Dell hatte die Firma 1984 als Direktversender im Studentenwohnheim gegründet und 1988 an die Börse gebracht. 2007 kehrte er nach mehreren Jahren Pause an die Konzernspitze zurück, nachdem Dell die Führung im PC-Markt an Hewlett-Packard verlor. Zuletzt war auch noch die chinesische Lenovo vorbeigezogen.
Der weltweite Marktanteil von Dell sank nach Zahlen der Marktforschungsfirma Gartner im Weihnachtsquartal von 12,2 auf 10,2 Prozent. Die Zahl der ausgelieferten Computer ging im Vergleich zum Vorjahreszeitraum von 11,6 auf 9,2 Millionen Stück zurück. In der Folge waren auch Umsatz und Gewinn zuletzt merklich zurückgegangen.
Der Rivale Hewlett-Packard kämpft mit ähnlichen Problemen.
Pro Aktie sollen die Dell-Aktionäre nun 13,65 Dollar erhalten - ein Aufschlag von 25 Prozent zum Kurs vom 11. Januar. Nach diesem Datum waren erste Gerüchte über die bevorstehende Übernahme aufgekommen und die Aktie hatte kräftig zugelegt.
Die Anteilseigner und die Wettbewerbshüter müssen der Übernahme allerdings noch zustimmen. Zudem können andere Interessenten ein Gegenangebot vorlegen. Der Dell-Verwaltungsrat hält die kommenden 45 Tage nach anderen Bietern Ausschau - vor allem um späteren Aktionärsklagen wegen eines zu niedrigen Preises vorzubeugen.
Gelingt die Übernahme, wäre es einer der größten Deals unter Beteiligung eines Finanzinvestors seit der Finanzkrise des Jahres 2008. Nach dem damaligen Einbruch der Märkte hatten die Banken den Hahn für Kredite zugedreht, ohne die ein derartiger Zukauf nicht funktioniert. Mittlerweile fließt das Geld wieder.