Neubiberg (dpa) - Der Chipkonzern Infineon hat trotz operativer Fortschritte seine Serie von Verlust-Jahren fortgesetzt. Vor allem wegen der Probleme bei der Speicher-Tochter Qimonda stieg das Minus unter dem Strich im Geschäftsjahr 2006/07 (30. September) sogar noch einmal von 268 Millionen auf 368 Millionen Euro an. Dennoch sieht der leidgeplagte Konzern Licht am Ende des Tunnels. "Wir sind noch nicht auf der Zielgeraden, aber auf bestem Wege dorthin", sagte Infineon-Chef Wolfgang Ziebart am Mittwoch in München. Die vor drei Jahren eingeleitete Sanierung und Umstrukturierung des Unternehmens sei jetzt vorläufig abgeschlossen. Nun könne sich Infineon auf profitables Wachstum in den nächsten Jahren konzentrieren. Dabei setze der Konzern auch auf weitere Zukäufe.
Zunächst einmal aber musste Infineon zum sechsten Mal in den vergangenen sieben Jahren hohe Verluste hinnehmen. Nach Einschätzung Ziebarts verdecken die Probleme bei Qimonda aber den Blick auf die Erfolge in den anderen Geschäftsbereichen: Ohne Berücksichtigung der Qimonda-Ergebnisse und ohne Sonderaufwendungen seien operativ im neuen Kerngeschäft klare Fortschritte erzielt worden. Auf dieser Basis sei im laufenden Geschäftsjahr sogar eine beträchtliche Ergebnisverbesserung zu erwarten. "Wir haben die Weichen für eine erfolgreiche Zukunft gestellt."
Die
Börse honorierte die operativen Fortschritte: Der Infineon-Aktienkurs sprang zwischenzeitlich um mehr als acht Prozent auf 10 Euro. In den vergangenen Monaten war der Kurs wegen des drastischen Preisverfalls bei Speicherchips, der Qimonda belastete, allerdings deutlich gefallen. Noch Ende September kostete die
Aktie 12 Euro.
Der Umsatz ging im abgelaufenen Geschäftsjahr um rund drei Prozent auf 7,7 Milliarden Euro zurück. Auch hierfür waren in erster Linie die Probleme bei Qimonda verantwortlich. Infineon will sich schon seit längerem von dem schwankungsanfälligen DRAM-Geschäft trennen. Künftig will sich der Konzern ganz auf Logikchips für Kunden zum Beispiel in der Autoindustrie und der Telekommunikationsbranche konzentrieren. Noch hält Infineon allerdings rund 79 Prozent der Anteile und muss die Qimonda-Verluste daher
konsolidieren. Ziebart bekräftigte: "Spätestens bis zur Hauptversammlung 2009 wollen wir unsere Beteiligung auf deutlich unter 50 Prozent bringen."
Auch ohne Berücksichtigung von Qimonda ist die Bilanz allerdings noch getrübt. Der Umsatz ging im Geschäftsjahr leicht auf knapp 4,1 Milliarden Euro zurück. Vor
Zinsen und Steuern machte das neue Kerngeschäft einen Verlust von 49 Millionen Euro. Damit fiel der Verlust geringer aus als 2005/06, als das Minus 217 Millionen Euro betrug.
Nach den Fortschritten der vergangenen Monate im Kerngeschäft stellt sich Infineon im laufenden ersten Quartal 2007/08 auf Gegenwind ein. So rechnet Ziebart in der Auto- und Industriesparte mit Rückgängen bei Umsatz und operativem Ergebnis im Quartalsvergleich. Dies werde unter anderem durch saisonale Effekte, den schwachen US-Dollar und den üblichen Preisdruck verursacht. Im Kommunikationssegment zahlt sich die jahrelange Sanierung dagegen aus. Beim Umsatz erwartet Infineon einen beträchtlichen Zuwachs. Beim operativen Ergebnis werde - vor Sonderbelastungen - wohl die Gewinnschwelle erreicht. Dagegen stellt sich Infineon bei Qimonda auf weitere Verluste ein.
Stärken will sich Infineon weiterhin durch Zukäufe. Zuletzt hatte der Konzern für mindestens 330 Millionen Euro das Mobilfunk-Geschäft des US-Unternehmens LSI Logic erworben. "Wir wollen auch in Zukunft strategische Optionen wahrnehmen, um Infineon weiter auszubauen", sagte Ziebart. Laut Finanzvorstand Peter Fischl stünde theoretisch deutlich mehr als eine Milliarde Euro für Zukäufe zur Verfügung.