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CeBIT-Topthema "Green IT": Hightech-Industrie hat noch viel zu tun

Bildquelle: ©Adobe Stock / Text: Verivox | dpa

Hannover (dpa) - Die Farbe der "neuen" CeBIT war grün - die Hightech-Industrie scheint den Klimaschutz entdeckt zu haben. "Green IT" war das Zauberwort auf der grundlegend reformierten Computermesse in Hannover, die am Sonntag endete. Bei umweltfreundlicher Informationstechnologie aber ist noch viel zu tun: Die Branche hat eine Menge Nachholbedarf.

In der Vergangenheit war Umweltschutz in der IT-Industrie weitgehend ein Fremdwort. Was zählte, war immer mehr Leistung der Rechner. Aus Sicht des Marktforschungsunternehmens Gartner aber hat sich "Green IT" in den vergangenen zwölf Monaten von einem Nischenthema zu einem Boomthema entwickelt, das nicht mehr von der Tagesordnung der IT-Branche verschwinden wird.

Etwa zwei Prozent des weltweiten Ausstoßes des Treibhausgases Kohlendioxid (CO2) entfallen auf IT und Telekommunikation. Die Industrie liegt damit in etwa gleichauf mit dem Luftverkehr. Beim lange vernachlässigten Thema Klimaschutz sieht sich die Hightech- Industrie nun als "Innovationsmotor". Der Einsatz der richtigen IT- Produkte und Dienstleistungen könne den Energieverbrauch in fast allen Branchen senken.

"Es hat in diesem Jahr einen Hype um Green IT gegeben", sagte Siegfried Behrendt, Experte für Nachhaltiges Wirtschaften am Berliner Institut für Zukunftsstudien und Technologiebewertung. "Das Thema ist aber keine Eintagsfliege." Denn die Firmen stünden angesichts der steigenden Stromkosten unter dem wirtschaftlichen Druck, zum Beispiel ihre Rechenzentren energie-effizienter zu machen. Zudem sei das Thema Klimaschutz gesellschaftspolitisch von herausragender Bedeutung.

Umwelt- und Verbrauchschützer betrachten den neuen Trend zum Klimaschutz in der IT-Branche mit Skepsis. "Ein paar energieeffizientere Geräte machen noch keinen Sommer", kritisierte die Verbraucherzentrale Bundesverband. Mit der Etikettierung "Green IT" werde der Eindruck erweckt, es handle sich um umweltschonende Produkte. "Die IT-Branche darf nicht nur zur Messe grün sein, sondern muss jetzt die Ernsthaftigkeit ihrer Initiative in der gesamten Produktpalette unter Beweis stellen." Die Hersteller müssten Stromfresser aus ihrem Sortiment verbannen und die Verbraucher angemessen über Umwelt- und Energieeigenschaften informieren.

Die Umweltschutzorganisation Greenpeace forderte ein entschiedeneres Vorgehen der Branche gegen das Elektroschrott- Problem. Von den bis zu 50 Millionen Tonnen Elektronik-Müll, die jährlich anfielen, lande nur ein geringer Teil in offiziellen Recycling-Anlagen. Die ausgemusterten Computer, Monitore oder Handys enthalten zahlreiche giftige Substanzen wie Blei und Quecksilber oder den Dioxin ausstoßenden Kunststoff PVC.

Die Industrie indes verspricht, bei "Green IT" erst am Anfang zu stehen. "Das Thema setzt sich fort, das ist auch ein wichtiger Markt", sagte der Präsident des Branchenverbandes BITKOM, August- Wilhelm Scheer. Laut einer Umfrage sind die weitaus meisten Verbraucher in Deutschland bereit, mehr Geld für umweltfreundlichere Computer zu zahlen.

Den CeBIT-Machern ist es mit "Green IT" erstmals seit Jahren gelungen, wieder ein echtes Top-Thema zu setzen. Das passte gut zu dem Neuanfang der Messe: Aufgrund der starken Veränderungen in der Branche, Absagen großer Firmen und Irritationen in der Branche über den Kurs der CeBIT hatten die Veranstalter der Messe ein neues Konzept verpasst. Es besteht im Kern aus einer klareren Aufteilung mit Schwerpunkten, mehr Inhalt und einer stärkeren Konzentration auf das Besucherinteresse. Zudem wurde die CeBIT um einen auf sechs Tage verkürzt, damit die Firmen Kosten sparen können.

Noch mehr ausgebaut werden soll die Zahl der Kongresse und Tagungen. Dabei stehen die CeBIT-Macher aber vor einem Kraftakt - die Tagungskapazitäten auf dem Messegelände haben ihre Grenze erreicht, nötig sind Neubauten oder Umbauten.