CeBIT: "Die großen Namen sind zurück"
Stand: 28.02.2011
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Hannover - Die "IT-Wolke" soll der CeBIT zu altem Glanz verhelfen: Nach durchwachsenen Jahren will die weltgrößte Computermesse mit dem Leittrend Cloud Computing wieder attraktiver werden. Auch Verbraucher werden verstärkt auf das Messegelände in Hannover gelockt. Der IT-Verband BITKOM erwartet erneut mehr als 300.000 Besucher. Am Montag wird die CeBIT offiziell von der Bundeskanzlerin Angela Merkel eröffnet.
Die CeBIT ist seit den Rekordmessen vor einem Jahrzehnt deutlich geschrumpft. Vor allem in der Wirtschaftskrise sanken Aussteller- und Besucherzahlen. In diesem Jahr kommen wieder etwas mehr Unternehmen nach Hannover. Eine Woche vor dem Start waren es über 4.200 - gut 50 mehr als 2010. Die Ausstellerzahl war 2009 um ein Viertel auf 4.300 eingebrochen.
Cloud Computing ist beherrschendes Thema
Eine zentrale Rolle spielt in diesem Jahr das sogenannte Cloud Computing, bei dem Software und Daten aus der "IT-Wolke" im Internet abgerufen werden. Als Verbraucher kommt man damit zum Beispiel in Berührung, wenn man ein Webmail-Postfach nutzt. Das Prinzip gibt es schon seit Jahren, Unternehmen wie Google oder der Unternehmenssoftware-Spezialist Salesforce.com setzen konsequent darauf. Seit einiger Zeit will aber auch der große CeBIT-Aussteller Microsoft mit ganzer Kraft in die "Wolke". Der Deutschlandchef des Windows-Riesen, Ralph Haupter, will auf der Messe-Pressekonferenz am Montag laut Unternehmenskreisen 12 Cloud-Thesen vorstellen.
Die CeBIT soll in diesem Jahr mit der Aufteilung in vier Bereiche klarer strukturiert werden. Die Sparten dafür heißen "Pro" (Geschäftskunden), "Gov" (öffentliche Hand), "Lab" (Forschung) und "Life" (Privatnutzer).
"Die großen Namen sind zurück"
In den vergangenen Jahren hatten der CeBIT konkurrierende Hightech-Messen zugesetzt, wie der Mobile World Congress in Barcelona im Mobilfunkbereich und die Funkausstellung IFA in Berlin bei Verbraucherelektronik. Große Aussteller wie Nokia oder Panasonic zogen aus Hannover ab. Messechef Frank Pörschmann freut sich deswegen über einige Rückkehrer wie etwa die Druck-Spezialisten Brother, Epson und Xerox. Auch Mobilfunk-Schwergewichte wie Telefónica und Motorola seien diesmal mit im Boot. "Die großen Namen sind zurück", verkündete der CeBIT-Chef. Auch IBM-Chef Sam Palmisano reist am Montag zur Eröffnung nach Hannover.
Die Veranstalter zeigen sich zuversichtlich, dass vom 1. bis zum 5. März nicht nur Fachleute aus Forschung und Industrie, sondern wieder auch mehr Verbraucher die Messe besuchen. 2010 war die Besucherzahl drastisch von knapp 400.000 auf 334.000 zurückgegangen. Die Messe war im Vergleich zu 2009 allerdings um einen Tag verkürzt worden. Auch diesmal läuft sie fünf Tage bis Samstag.
Vor einigen Jahren hatten sich große Aussteller noch dafür eingesetzt, die CeBIT stärker "als Business-Messe zu profilieren" und die Besucherströme auszudünnen. Jetzt soll die CeBIT dagegen wieder mehr Verbraucher anlocken. Der BITKOM-Präsident August-Wilhelm Scheer argumentierte, inzwischen wollten die CeBIT-Aussteller auch selbst immer mehr direkt die Verbraucher ansprechen. "Es wäre schlimm, wenn man stur an Althergebrachtem festhielte und nicht mitkriegte, dass sich das Umfeld geändert hat."
"Die CeBIT ist das Davos der IT-Branche"
Den Erfolg einer CeBIT müsse man auch nicht an der Zahl der Aussteller oder Besucher messen, sondern an den Aufträgen, die bei der Messe erzielt werden, sagte Scheer. Auch die Beteiligung der Politik mache den besonderen Reiz aus: "Die CeBIT ist das Davos der IT-Branche", bekräftigte der BITKOM-Präsident.
Partnerland der CeBIT ist in diesem Jahr die Türkei. Die türkische Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan wird die Messe am Montagabend zusammen mit Merkel (CDU) offiziell eröffnen. Dabei könnte es auch mehr um Integrationspolitik als Computer gehen. Am Sonntagabend wandte sich Erdogan vor rund 10.000 Landsleuten in Düsseldorf erneut strikt gegen eine allzu starke Anpassung der Türken in Deutschland gewandt. Zugleich kündigte er eine Gesetzesänderung in der Türkei an, mit der Türken in Deutschland die Entscheidung für eine Annahme der deutschen Staatsbürgerschaft erleichtert werden soll.