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Browser-Test: Googles Browser Chrome setzt auf Geschwindigkeit

Bildquelle: ©Adobe Stock / Text: dpa/tmn

München/Hamburg - Chrome heißt die Entwicklung des Suchmaschinen-Riesen, die aktuell in der dritten Version verfügbar ist. Mittlerweile gibt es aber auch schon eine Beta-Version von Generation vier. Die Entwickler legen sich nicht zuletzt deshalb ins Zeug, um den Platzhirschen Internet Explorer und Firefox Marktanteile abzuluchsen. In manchen Punkten will sich Google aber auch gar nicht mit den etablierten Browsern messen.

Google verfolge einen puristischen Ansatz, sagt Claudio Müller von der Zeitschrift "Chip": Es gehe ums Surfen ohne viele Zusatzfunktionen. "Der Browser punktet nicht mit Komfort." Dafür zeichne er sich durch sein Tempo aus. "Darauf ist er getrimmt, und in diesem Bereich schlägt er den Internet Explorer und Firefox."

Der Unterschied sei nicht nur messbar: Die Nutzer - im deutschen Sprachraum laut den Marktforschern Fittkau & Maaß zuletzt 2,3 Prozent aller Surfer - könnten ihn auch selbst bemerken. Vor allem aufwendige Web-2.0-Seiten wie Google Earth würden merklich schneller geladen. Apples Safari könne es in Sachen Tempo mit Chrome aufnehmen, aber die Google-Entwicklung sei optisch aufgeräumter gestaltet, sagt Müller.

Ein zentraler Ansatz liege in der Multiprozess-Technik von Chrome, sagt Mirko Schubert vom Onlinemagazin "Netzwelt" in Hamburg: Das sogenannte Rendering, die JavaScript-Engine und Plug-ins laufen nicht wie bei anderen Browsern nacheinander, sondern nebeneinander ab. "Wenn ein Tab oder eine JavaScript-Anwendung langsamer läuft, geht nicht gleich der ganze Browser in die Knie." Das sei zum Beispiel bei Firefox nicht der Fall.

Damit dient die Multiprozess-Technik auch der Absturzsicherheit, sagt Claudio Müller. "Stürzt eine Seite ab, können alle anderen weiterarbeiten. Dass sich der gesamte Browser schließt, wird so umgangen." Ein weiterer Vorteil liege im Speichermanagement: Sobald ein Tab geschlossen wird, werde auch der Prozess geschlossen, erklärt Mirko Schubert. Dieser Speicher stehe dann wieder zur Verfügung. Das sei besonders nützlich, wenn der Nutzer mit vielen Browserfenstern gleichzeitig arbeitet.

Multiprozess erschwert auch das Eindringen von Schadsoftware. Arbeiten der Browser und alle Tabs in einem Prozess, sei es für Malware einfacher, ins System zu gelangen, sagt Müller. Mit einzelnen Prozessen sei diese Gefahr deutlich geringer. Das System wird auch Sandbox-Prinzip genannt.

Das sei zwar sinnvoll, es biete aber nur bei einer bestimmten Art von Schwachstellen Schutz, sagt Jan Steffan vom Fraunhofer Institut für Sichere Informationstechnologie (SIT) in Darmstadt. So werde der Schaden begrenzt, falls der Browser eine Sicherheitslücke hat und es ein Angreifer schafft, diese durch eine präparierte Webseite auszunutzen. Gefahren drohten aber wie bei allen anderen Browsern durch Lücken in Zusatzkomponenten, mit denen Web-Inhalte betrachtet werden: Flash-Player, Silverlight, Java-Applets, Video-Player oder PDF-Betrachter.

Hinzu kommt: Den Browser zugunsten der Geschwindigkeit schlank zu halten, bringt für den Nutzer auch Nachteile. Bei Chrome seien viele Funktionen derart eingeschränkt, dass sie im Prinzip nutzlos sind, so Claudio Müller - die Druckfunktion etwa. Auch Nützliches wie ein Passwort-Manager oder Mausgesten-Steuerung fehlten. "Wenn man auf so etwas nicht verzichten möchte, ist ein anderer Browser besser geeignet."

Ärgerlich sei auch, dass der Nutzer nicht festlegen kann, ob und in welchem Maß JavaScript blockiert werden soll, erläutert Müller. JavaScript ist für die Darstellung der meisten Webseiten zwar fast unverzichtbar, sei aber auch ein Sicherheitsrisiko. "Angreifer können mit schadhaftem Scriptcode etwa Viren auf den PC schleusen oder den User automatisch auf andere, gefährlichere Seiten umleiten." Bei anderen Browsern seien die Einstellungsmöglichkeiten viel umfangreicher. Außerdem sei der Phishing-Filter nicht sonderlich leistungsfähig: "Im Test erkannte Chrome nur die Hälfte der Seiten und schneidet damit vergleichsweise schlecht ab."

Auch in Sachen Datensicherheit sei Googles Browser nach wie vor zu kritisieren. Informationen wie Sucheingaben würden zusammen mit einer Identifikationsnummer an das Unternehmen gesendet, so Claudio Müller. Welche Daten Google verwendet und wofür, wisse niemand genau. "Hier liegt das größte Problem: Es wird dem Nutzer schlichtweg nicht gesagt, welche Daten übermittelt werden." Bei Google herrsche ein anderes Verständnis von Datenschutz und Privatsphäre als bei den meisten deutschen Anwendern. Wer darüber hinwegsehen kann und einen schlanken und schnellen Browser sucht, der sollte Chrome aber eine Chance geben.