Bei YouTube und Gema geht es nicht nur ums Geld
Stand: 01.04.2009
Bildquelle: ©Adobe Stock / Text: dpa/tmn
Hamburg - "Dieses Video ist in deinem Land nicht verfügbar." Anwender der weltweit größten Online-Videoplattform YouTube bekamen am Mittwoch diese Botschaft auf den Bildschirm, wenn sie beispielsweise das Musikvideo "Viva la Vida" der englischen Pop-Rock-Band Coldplay aufrufen wollten. Das Tochterunternehmen von Google hatte am Vorabend damit begonnen, systematisch Musikvideos seiner Partner EMI, Sony Music, Universal und vieler kleinerer konzernunabhängiger Label für Zugriffe aus Deutschland zu sperren.
Hintergrund der Sperre ist ein Streit zwischen YouTube und der deutschen Verwertungsgesellschaft Gema. Die Gema wahrt die Urheberrechte von "Musikurhebern", also Komponisten, Textautoren und Musikverlegern. Immer, wenn eine CD verkauft oder Musik im Radio gespielt wird, fließen Gebühren an die Gesellschaft. Im Jahr 2007 kamen so immerhin knapp 850 Millionen Euro zusammen, die nach Abzug der Kosten von rund 120 Millionen Euro an die Künstler weitergereicht wurden.
Zum Start des deutschsprachigen Videoangebots von YouTube im November 2007 hatten sich die Videoplattform und die Gema auf eine Rechteverwertungspauschale geeinigt, über deren Höhe beide Seiten Stillschweigen vereinbarten. Der Vertrag lief am Dienstag (31. März) aus. Und eine Anschlussvereinbarung konnte nicht rechtzeitig gefunden werden.
"Wir bedauern diese Situation sehr", sagte der Sprecher von Sony Music in Deutschland, Sebastian Hornik, der Deutschen Presse-Agentur dpa. "YouTube ist für uns eine äußerst wichtige Plattform, auf der wir Inhalte und Künstler promoten." Die Bedeutung der weltweit größten Online-Videoplattform wird aber auch von der Gema nicht in Frage gestellt: "Wir wissen, dass YouTube für die User und die Künstler ganz wichtig ist", sagte Gema-Sprecherin Bettina Müller.
Auch die Gema stelle sich auf veränderte Nutzungsgewohnheiten ein.
In zwei Punkten knallen allerdings die unterschiedlichen Interessen der Verwertungsgesellschaft und der Google-Tochter hart aufeinander. Zum einen geht es um Geld. Zuletzt forderte die Gema von YouTube einen Euro-Cent pro Abruf eines Musikvideos. Auf einer Gema- Preisliste ist sogar von zwölf Cent die Rede. "Übertragen auf den Kauf einer CD würde dies bedeuten, dass ein Musikliebhaber in Deutschland für eine herkömmliche CD mehr als 500 Euro zahlen müsste", rechnete YouTube-Manager Patrick Walker vor.
Bei einem ähnlichen Verwertungsrechtsstreit in Großbritannien verlangt die britische Verwertungsgesellschaft "PRS for Music" 0,23 Cent. "Und schon die PRS-Forderung überstieg eindeutig das für uns wirtschaftlich Tragbare", klagte Walker. Die Gema wiederum verweist darauf, dass das Angebot von einem Cent pro Abruf ein erster Vorschlag gewesen sei, auf den Google noch gar nicht eingegangen sei.
Der zweite Konfliktpunkt betrifft die Nutzungsdaten. Die Gema verlangt von YouTube einen detaillierten Report, welche Videos wie oft im Monat von den Anwendern abgerufen wurden. Ähnliche Listen stellen beispielsweise Radiosender für die Gema zusammen, aber auch YouTube-Konkurrenten wie Sevenload oder Clickfish. YouTube wiederum forderte von der Gema eine detaillierte Aufstellung, welche Künstler überhaupt von ihr vertreten würden, denn nicht alle Künstler und Rechteinhaber ließen sich von der Gesellschaft vertreten.
Wie die verhärteten Fronten zwischen Google und der Gema aufgebrochen werden können, zeichnet sich derzeit nicht ab. Immerhin signalisierte die Verwertungsgesellschaft Verhandlungsbereitschaft: "Wir möchten den Konflikt nicht eskalieren lassen", sagte Gema- Sprecherin Müller.