Auslandsgespräche: Positive Preisentwicklung stagniert
Stand: 04.07.2014
Bildquelle: ©Adobe Stock / Text: Verivox
Heidelberg - Seit vor 16 Jahren das Monopol für Sprachtelefonie-Dienste fiel, können Kunden der Deutschen Telekom bei jedem Gespräch unter Dutzenden von Anbietern wählen. Wie das unabhängige Verbraucherportal Verivox zeigt, funktioniert der Wettbewerb bei Auslandsgesprächen inzwischen so gut, dass alternative Anbieter oft höhere Minutenpreise verlangen als der Marktführer.
Minutenpreise fürs Ausland teilweise viel höher
Besonders interessant sind so genannte Call-by-Call-Vorwahlen für Ziele wie Kasachstan, Bosnien-Herzegowina oder Kolumbien, für die es in der Regel keine Flatrates gibt. „Wer nicht bei der Telekom, sondern bei einem anderen Anbieter Kunde ist, kann keine Call-by-Call-Vorwahlen nutzen – die oft um 90 Prozent günstiger sind. Für manche Ziele zahlen Kunden alternativer Anbieter inzwischen sogar deutlich mehr als bei der Telekom“, sagt Verivox-Telekommunikationsexperte Sven Ehrmann. So beträgt beispielsweise beim größten deutschen Kabelanbieter Kabel Deutschland der günstigste Europa-Tarif 4,9 Cent pro Minute, bei der Telekom zahlen Kunden mit 2,9 Cent erheblich weniger.
Nur die Telekom muss Call-by-Call anbieten
Über viele Jahre musste sich die Telekom jeden neuen Sprachtarif von der Regulierungsbehörde (heute: Bundesnetzagentur) vorab genehmigen lassen. Ziel dieser und anderer regulatorischer Maßnahmen war es, den Wettbewerb auf einem zuvor monopolisierten Markt anzukurbeln. In der Folge haben sowohl die Regulierung als auch der Boom neuer Techniken wie DSL und UMTS in den kommenden Jahren für deutlich sinkende Endkundenpreise gesorgt. „Die für Verbraucher erfreuliche Preisentwicklung stagniert jedoch inzwischen weitestgehend“, stellt Ehrmann fest. „Aus Verbrauchersicht wäre es wünschenswert, wenn jeder Telefon- und DSL-Anbieter zur Zulassung von Call-by-Call verpflichtet werden würde, nicht nur die Telekom.“
Call-by-Call ist fast immer am günstigsten
Zwar können Telefonkunden, unabhängig von ihrem Anbieter, auch über internet- bzw. softwarebasierte Dienste telefonieren (Voice over IP, Callback und Callthrough). Das funktioniert auch mit modernen Handys. Eine deutlich einfachere Handhabung und ein viel größeres Sparpotenzial bieten jedoch Call-by-Call-Vorwahlen, die trotz insgesamt rückläufiger Zahlen für Festnetz-Telefonie immer noch eine wichtige Größe für viele Telefonkunden sind: Nach Angaben des Verbandes VATM liegt die durchschnittliche Nutzungsdauer (in Haushalten ohne Flatrate) seit Jahren stabil bei rund 80 Minuten pro Monat.
Aus Expertensicht sollte deshalb statt über die Abschaffung von Call-by-Call über die Abschaffung der einseitigen Regulierung diskutiert werden. Die bisherige Praxis schränkt die Wahlmöglichkeiten für Verbraucher erheblich ein.