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Auch soziale Netzwerke sind in erster Linie profitorientiert

Bildquelle: ©Adobe Stock / Text: dpa/tmn

Berlin - In sozialen Netzwerken werden von Millionen Menschen Fotos, Kontaktdaten und anderes veröffentlicht. Vielen Nutzern ist nicht bewusst, was sie alles über sich preisgeben. Datenschutz ist für sie kein Thema. Hierbei vergessen allerdings die meisten, dass hinter den sogenannten "Communitys" Unternehmen stehen, die in erster Linie profitorientiert sind. Dies sollte man im Hinterkopf behalten, wenn man Nutzer sozialer Netzwerke ist. Verbraucherschützer raten zu einem bewussteren Umgang mit den eigenen Daten. Ebenso sollten die Nutzungsbedingungen sorgfältig durchgelesen sowie die entsprechenden Voreinstellungen im Profil vorgenommen werden.

Die Betreiber von Facebook lassen keine Zweifel aufkommen. In den Nutzungsbedingungen heißt es, dass alle Arten von Beiträgen, die ein Facebook-Nutzer erstellt, vom Unternehmen für kommerzielle und sonstige Zwecke weiterverwendet werden dürfen. Dies kann der Nutzer nur verhindern, indem er die betreffenden Voreinstellungen in seinem Profil ändert.

Ob die Betreiber im Fall eines Rechtsstreits damit durchkommen würden, ist laut Astrid Auer-Reinsdorff von der Arbeitsgemeinschaft Informationstechnologie im Deutschen Anwaltverein (DAV) in Berlin aber fraglich. Die Passagen "Geltendes Recht" oder "Beiträge" würden nach Einschätzung der Expertin vor einem deutschen Gericht nicht standhalten. Die  Frage, nach welchem Recht im Zweifel entschieden wird, ist jedoch eines der großen Probleme der US-Netzwerke: "Es gibt dazu noch keine rechtliche Entscheidung."

Als US-Unternehmen hat auch MySpace eigene Sicherheits- und Datenschutzrichtlinien, wie Mats Wappmann von MySpace Deutschland in Berlin erläutert. Teils würden die deutschen Regelungen dabei noch übertroffen. So werde etwa die Darstellung nackter Personen strenger ausgelegt.

Allerdings räumt sich MySpace in den Datenschutzbestimmungen das Recht ein, anhand der Profil-Informationen der Nutzer zielgenaue Inhalte und Werbung zu schalten. Weiter heißt es dort, ein Teil der Werbung stamme von externen Internet-Werbeunternehmen, die Daten über den Besuch und die Nutzung von MySpace erheben.

Das erfährt aber nur, wer die seitenlangen Datenschutzbestimmungen liest. Und ob diese ein durchschnittlicher Nutzer versteht, ist fraglich. Bei Facebook seien für die deutsche Version lediglich die US-Datenschutzbestimmungen ins Deutsche übersetzt worden, sagt Astrid Auer-Reinsdorff.

Auch bei Netzwerken aus Deutschland stellt sich die Frage, was die Betreiber mit Registrierungs- und Profildaten anstellen und ob der Nutzer auf diesem Weg etwa mit auf ihn zugeschnittener Werbung konfrontiert wird. Bei StudiVZ etwa gibt es Werbe-Einstellungen zum Selbst-Anklicken. Der Nutzer kann per Häkchen auswählen, ob er "zielgruppenspezifische" Werbung erhalten möchte oder nicht.

Doch damit ist nur eine Mindestanforderung in Sachen Datenschutz erfüllt. "Hier wäre eine Bestätigungs-E-Mail wünschenswert, wie sie bei zahlreichen anderen Anwendungen im Internet benutzt wird", sagt Auer-Reinsdorff: Der Nutzer erhält eine E-Mail, in der er über einen Link bestätigt, dass ihm personalisierte Werbung gezeigt werden darf.

Außerdem bleibt die Frage, was nach dem Austritt eines Nutzers aus einem Netzwerk mit seinen Profildaten passiert. "Die Betreiber haben uns versichert, dass die Daten nach dem Löschen des Accounts von niemandem gesehen werden können", erläutert Maja Winter von der Freiwilligen Selbstkontrolle Multimedia-Dienstanbieter (FSM) in Berlin. Der Benutzername und Namensnennungen unter Fotos, auf denen der gelöschte Nutzer abgelichtet ist, würden dann anonymisiert. Die Fotos selbst bleiben allerdings sichtbar.

StudiVZ mit seinen Ablegern SchuelerVZ und MeinVZ sowie die beiden Communitys Lokalisten und wer-kennt-wen haben zusammen mehr als 20 Millionen Mitglieder. Und gerade junge Nutzer machen sich nicht nur wenig Gedanken darüber, wie die Betreiber mit ihren Daten umgehen, sondern surfen auch sonst allzu sorglos: "Die meisten Jugendlichen sind sich nicht im Klaren darüber, dass ihre Einträge und Bilder von jedermann gesehen werden können", sagt Maja Winter.

Deshalb haben StudiVZ, Lokalisten und wer-kennt-wen jüngst einen Verhaltenskodex entwickelt, der zu mehr Vorsicht beim Veröffentlichen persönlicher Daten bewegen soll. Er beinhaltet unter anderem technische Regelungen. Neu ist zum Beispiel, dass Profile von unter 16-Jährigen nicht mehr über externe Suchmaschinen auffindbar sind, sagt Maja Winter. Die Daten unter 14-Jähriger seien nur für die Netzwerk-Freunde sichtbar. "Dabei ist wichtig, dass diese Einstellungen von den Nutzern selbst nicht rückgängig gemacht werden können."

"MySpace unterstützt die Initiative der deutschen Netzwerke und war auch aktiv an der Erstellung des Verhaltenskodexes beteiligt", sagt dazu Mats Wappmann. Unklar bleibt laut Astrid Auer-Reinsdorff aber, ob unter Umständen Unbefugte Profildaten abschöpfen könnten. "Zur Frage der Verschlüsselung der Daten bei den Anbietern erklärt sich der Kodex nicht."