Apples Erfolgsgarant: Betriebssytem Mac OS X wird zehn Jahre alt
Stand: 08.03.2011
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Cupertino/Berlin - Der 24.März 2001 markiert ein geschichtsträchtiges Datum. An diesem Tag beendeten Apple-Chef Steve Jobs und seine Mitarbeiter eine jahrelange Odyssee auf der Suche nach einem neuen Betriebssystem für seine Macintosh-Computer und brachten erstmals Mac OS X in die Läden.
Mit dem Rücken zur Wand
Auch wenn man sich heute kaum noch an dieses dunkle Kapitel der Firmengeschichte erinnert: Apple Computer stand in der zweiten Hälfte der 90er Jahre nicht nur wirtschaftlich mit dem Rücken zur Wand, sondern hatte auch im Wettbewerb mit Microsoft den Anschluss verloren. Das in die Jahre gekommene Macintosh-Betriebssystem OS 9 konnte damals nicht mit Microsofts Windows 95 und Windows 2000 mithalten.
Dabei hatte Apple Mitte der 80er Jahre noch einen großen technologischen Vorsprung vor dem großen Rivalen aus Redmond gehabt, der zu diesem Zeitpunkt gar kein grafisch orientiertes Betriebssystem hatte. Doch nach dem Rauswurf von Steve Jobs 1985 fokussierte sich der damalige Apple-Chef John Sculley vergeblich darauf, Microsoft mit juristischen Mitteln daran zu hindern, das Macintosh-System mit Windows zu kopieren. Pläne, Microsoft mit einem eigenen innovativen System wieder abzuhängen, wurden nicht nachhaltig verfolgt.
Auch Sculleys Nachfolgern Michael Spindler und Gil Amelio gelang es nicht, die Entwicklung eines neuen Systems mit dem Codenamen "Copland" erfolgreich abzuschließen. "Unabhängig von den finanziellen Problemen, die Apple damals hatte, war es für die Geeks damals klar, dass Apple auf dem Weg in den technologischen Ruin war", schreibt der US-Technologie-Kolumnist John Siracusa in seiner Würdigung des OS-X-Jubiläums bei Ars Technica.
Kurz vor der Insolvenz kehrt Steve Jobs zurück
Als Apple 1997 kurz vor einer Insolvenz stand, zog Amelio die Notbremse, holte den zwölf Jahre zuvor geschassten Apple-Mitbegründer Steve Jobs als Berater ins Unternehmen zurück und kaufte dessen Firma NeXT für 400 Millionen Dollar. NeXT hatte ein technisch sehr fortschrittliches Betriebssystem (NeXTStep) entwickelt, das nun die Basis für die neue Macintosh-Software bilden sollte. Die Macintosh-Anwender mussten dann aber noch weitere drei Jahre warten, bis am 13. September 2000 eine erste, noch schleichend langsame Beta-Version von Mac OS X (sprich Mac OS ten) veröffentlicht wurde.
Mit der Software, die dann am 24. September 2001 als Mac OS X 10.0 für 329 Mark auf den Markt kam, wagte Apple damals einen radikalen Schnitt. "Das neue System brachte eine moderne objektorientierte Architektur, Speicherschutz - wichtig für die Stabilität und Sicherheit - und präemptives Multitasking, bei dem der Betriebssystemkern die Abarbeitung der einzelnen Prozesse steuert, auf den Mac", sagt Stephan Ehrmann, Chefredakteur der Fachzeitschrift "Mac & i" (Hannover). "Es beherrscht alle wichtigen Netzwerktechniken und ist mehrbenutzerfähig." Mac OS X sei leichter einzurichten und besser als Windows an die darunterliegende Hardware angepasst, weil diese ebenfalls von Apple hergestellt werde.
Auch Jochen Viehoff, Kurator am Heinz Nixdorf Museumsforum in Paderborn, glaubt, dass Apple damals die richtige Richtung eingeschlagen hat: "Es war eine taktisch sehr kluge Maßnahme, auf den Kernel eines Unix-Systems zu setzen." Damit habe Apple auch das Fundament für den späteren Umstieg auf die Chips von Intel gelegt, weil sich das Betriebssystem leicht auf die neue Hardware-Plattform anpassen ließ.
Auch das Design wurde überarbeitet
Auch die deutlich elegantere Oberfläche "Aqua" wurde komplett neu gestaltet. Die harten Kontraste, die noch die Optik von Mac OS 9 prägten, wurden unter OS X durch milchig-weiße Flächen, hellgraue Streifenmuster und bunte Farbtupfer abgelöst. Die Elemente zur Bedienung der Fenster (Schließen, Verkleinern, Vergrößern) gestaltete Apple in Rot, Gelb und Grün wie eine Ampel. Mac OS X führte eine auffällige Leiste am unteren Bildschirm-Rand ein, in der Symbole für Programme, Ordner, Dateien und Web-Adresse abgelegt werden können. Dieses Dock imitierte Jahre später Microsoft mit seiner vergrößerten Taskleiste bei Windows 7.
Der erste Macintosh-Rechner, der mit dem neuen Mac OS X ausgeliefert wurde, war der im Juli 2001 vorgestellte iMac "Kiva". In diesem Gerät steckte noch ein vergleichsweise langsamer G3-PowerPC-Prozessor von Motorola, auf dem das neues System nur ruckelig lief. Erst mit der darauffolgenden iMac-G4-Generation überwand Apple die Startschwierigkeiten des neuen Betriebssystems und konnte im Jahr 2006 auch den Umstieg auf die Chips von Intel meistern.
Mac OS X - die Raubkatze
Seit der Premiere im März 2001 aktualisiert Apple sein Mac OS X im Rhythmus von ein bis zwei Jahren und benennt die Systeme immer nach einer Raubkatze. Nach Cheetah (Gepard) für die erste Version 10.0 folgten Puma (September 2001), Jaguar (August 2002), Panther (Oktober 2003), Tiger (April 2005), Leopard (Oktober 2007) und das derzeit noch aktuelle System 10.6 Snow Leopard (Schnee-Leopard) im August 2009. Mit diesen Versionen führte Apple wichtige Funktionen wie die systemweite Suche (Spotlight), das Video-Chat-Programm iChat oder die einfach zu bedienende Datensicherungssoftware Time Machine ein. Für diesen Sommer wird die Version 10.7 Lion (Löwe) erwartet, mit der Apple Elemente aus dem Tablet-Computer iPad auf den Macintosh bringen wird.
Die Übernahme von Bedienkonzepten aus der mobilen Welt ist aber keine Einbahnstraße: "Mac OS X hat anders als Windows auch früh den Anschluss an mobile Hardware geschafft: Ein Teil davon läuft unter dem Namen iOS auf iPhone, iPad, iPod touch und dem Apple TV", erläutert Ehrmann. Mit dem System konnte Apple also auf neue Herausforderungen reagieren. Apple-Chef Steve Jobs hatte dies bei der Präsentation des Systems im März 2001 wohl schon vorausgeahnt, als er sagte: "Wir wollten etwas, was 15 Jahre hält."