Amazon: zu hohe Rabatte und zu günstige Preise?
Stand: 23.07.2010
Bildquelle: ©Adobe Stock / Text: dpa
Seattle - Dem Online-Buchhändler Amazon ist der eigene Erfolg zum Verhängnis geworden. Mit günstigen Preisen und einem kostenlosen Versand hat Amazon versucht Kunden anzulocken. Die Folge: Der Gewinn im zweiten Quartal lag deutlich unter den Zahlen, die die Anleger erwartet hatten. Die Aktie brach am Donnerstag nachbörslich um 15 Prozent ein.
Beobachter sprachen von einem "Schlachtfest". Die Aktionäre waren nicht gewohnt, dass Amazon sie so sehr enttäuscht. Dabei sahen die Zahlen auf den ersten Blick sehr gut aus: Der Umsatz stieg im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 41 Prozent auf 6,6 Milliarden Dollar (5,1 Mrd Euro). Der Gewinn legte um 46 Prozent auf unterm Strich 207 Millionen Dollar zu.
Saftige Rabatte sollten helfen, Produkte loszuwerden
Nachdem in der Wirtschaftskrise das Schlimmste überstanden zu sein scheint, sitzt das Geld wieder lockerer. Bei einigen Produkten wie ausgerechnet dem Verkaufsschlager "Kindle" musste Amazon aber mit Rabatten nachhelfen, um sie loszuwerden. Das Lesegerät für elektronische Bücher gibt es je nach Ausführung rund ein Viertel billiger als früher.
Grund für die Reduzierung war die starke Konkurrenz durch Apples Tablet-Computer "iPad" und das Lesegerät "nook" der US-Buchhandelskette Barnes & Noble. Das wird auch im laufenden dritten Quartal auf den Gewinn drücken. Auch hier liegt Amazons Prognose deutlich unter den Erwartungen der Analysten.
Überzeugungsarbeit bei Börsianern vonnöten
Gründer und Unternehmenschef Jeff Bezos versuchte, die Börsianer davon zu überzeugen, dass seine Strategie die richtige ist: "Wir sehen ein rasantes Wachstum beim Kindle." Im abgelaufenen Quartal seien dreimal mehr Lesegeräte verkauft worden als vor einem Jahr. Auch die Bestellungen über die boomenden Smartphones hätten kräftig zugelegt, unterstrich Bezos.
Amazon hatte vor einigen Wochen den Preis für das Standartmodell seines "Kindle" von 259 auf 189 Dollar heruntergesetzt; den modernisierten größeren Bruder "Kindle DX" gibt es für 379 statt 489 Dollar plus Steuern. Die Kunden griffen zu: In den USA liefert Amazon mittlerweile fast doppelt so viele E-Books aus wie gebundene Bücher - Gratisangebote nicht mal mit eingerechnet.
Elektroartikel statt Bücher
Abseits des Kindle brummte vor allem das Geschäft mit Elektronikartikeln. Mittlerweile setzt Amazon mit Digitalkameras oder Staubsaugern mehr um als mit Büchern, CDs und DVDs. Der wichtigste Markt ist immer noch Nordamerika, doch der Rest der Welt holt auf. Seit kurzem vertreibt Amazon in Deutschland auch Lebensmittel.
Am Vortag hatte bereits das rivalisierende Online-Auktionshaus Ebay gute Geschäfte und steigende Nutzerzahlen vermeldet. Zwischen beiden tobt ein Kampf um die Kunden. Amazon wuchs zuletzt deutlich schneller.