Als Verkaufsagent im Internet aus der Arbeitslosigkeit
Stand: 23.11.2004
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Düsseldorf (dpa/lnw) - Ein antiker Sessel steht in der Ecke, auf der Theke ein Computer. Mehr Einrichtung benötigt der schlichte Laden "Give and Go" in Düsseldorf nicht. Denn der Computer ist Schaufenster und Marktplatz zugleich. Hier verkauft Önder Tekin (26) täglich Ware für 200 Kunden - von der wertvollen Uhr, über Schmuck und Autos bis hin zur Yacht.
"Seit einem Jahr beobachten wir, dass Läden eröffnet werden, die diese Dienstleistung anbieten", erklärt Maike Fuest, eBay- Pressesprecherin in Berlin. Und die Zahl wachse. Rund 1.000 "Verkaufsagenten" sind in Deutschland bei dem Auktionshaus derzeit registriert, darunter acht Agenturen aus Düsseldorf. Hinzu kommen die Personen, die den Service ohne Ladenlokal anbieten. In Düsseldorf sind es allein 84.
Wie viele Menschen auf diese Weise ihren Lebensunterhalt verdienen, sei schwer zu schätzen, sagt Fuest. Denn viele lassen sich nicht nicht als "Verkaufsagent" registrieren. Insgesamt lebten über 10.000 Menschen vom virtuellen Handel - ob als privater Verkäufer, Antiquitäten-Händler, "Agent" oder Software-Entwickler.
"Viele hieven sich auf diese Weise aus der Arbeitslosigkeit", erklärt Werner Marquis, Pressesprecher von der nordrhein-westfälischen Regionaldirektion der Bundesagentur für Arbeit. Genaue Zahlen seien allerdings nicht bekannt. "Doch immer mehr Leute fragen bei uns nach, ob sie solche Agenturen als Ich-AGs fördern lassen können."
Auch Tekin beendete seine Arbeitslosigkeit, als er vor sieben Monaten "Give and Go" als Ich-AG gründete. "Ich hatte einfach keinen Bock mehr, Absagen auf meine Bewerbungen zu bekommen". 15 Monate lang war er arbeitslos. Heute laufe sein Geschäft "erste Sahne", berichtet er. "Allein von meinen Stammkunden kann ich leben." Die kommen aus Düsseldorf, Krefeld, Velbert, Viersen und Wuppertal.
Das Geld werde immer überwiesen und nicht bar ausgezahlt, betont Tekin. Das sorge für Transparenz. "Bei den Finanzämtern ist dieses Gewerbe auch nicht als Grauzone bekannt", sagt Norbert Bachmann von der Oberfinanzdirektion Düsseldorf. "Der eBay-Verkehr ist über den Computer gut nachvollziehbar." Steuern seien nicht leicht zu hinterziehen. Der virtuelle Marktplatz werde überwacht.
Laufe eine Auktion mal nicht so gut, müsse der Kunde die Ware abholen, erzählt der Jungunternehmer Tekin. Manchmal macht er aber auch eine Ausnahme. Wie bei dem schönen, antiken Sessel. Der steht noch immer in der Ecke und ist noch zu haben. Umsonst.