Gaunerzinken: Die Geheimsprache der Einbrecher
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Gaunerzinken, die “Geheimsprache” von Einbrechern und Bettlern, sind vermutlich so alt wie das Einbruchsdelikt selbst. Sie reichen auf jeden Fall in das Mittelalter zurück. Unter Gaunerzinken versteht man Symbole, welche Eingeweihten zu verstehen geben, ob sich ein Einbruch lohnt, oder ob man als Dieb besser einen großen Bogen um das Haus macht.
Das Wichtigste in Kürze
- Gaunerzinken bezeichnen einen Geheimcode von Einbrechern und Bettlern über die Erfolgsaussichten bei Wohnungen und Häusern.
- Klassische Gaunerzinken sind Symbole, die an der Tür, der Mauer oder am Zaun angebracht werden.
- Unter "modernen” Gaunerzinken versteht man auch Aktivitäten, aus denen sich eine längere Abwesenheit der Bewohner schließen lässt.
- Bei verdächtigen Anzeichen sollten die Bewohner immer die Polizei informieren.
Klassische Gaunerzinken: die häufigsten Symbole und ihre Bedeutung
Ein unscheinbares Muster am Briefkasten oder der Haustür kann von Kindern auf dem Schulweg stammen. Es kann aber auch einen kriminellen Hintergrund bedeuten. Wir wollen die wichtigsten Gaunerzinken hier erläutern.
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Die eckige Wellenlinie warnt mögliche Einbrecher vor einem Hund im Haus.
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Der symbolisierte Gartenzaun verweist darauf, dass sich ein Einbruch lohnen kann. Hausierern und Bettlern signalisiert er, dass es etwas zu holen gibt.
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Der doppelte Zaun ist ein klarer Hinweis darauf, dass die Bewohner Bargeld zu Hause haben und Bettler auch welches erhalten.
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Mit dem Kreuz weisen Bettler darauf hin, dass die Bewohner großzügig sind, wenn man sich fromm stellt.
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Der schlichte waagrechte Strich besagt, dass in diesem Haushalt absolut nichts zu holen ist.
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Das diagonale Kreuz warnt Bettler untereinander, dass in dieser Wohnung oder diesem Haus Betteln grundsätzlich verboten ist und der Versuch massiven Ärger nach sich zieht.
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Das umgekehrte T besagt, dass in diesem Haushalt nur eine Person lebt.
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Das umgekehrte T mit zwei Längsstrichen ist ein Hinweis darauf, dass es sich bei den Bewohnern um ältere Menschen handelt.
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Aus der Halbkugel mit dem Kreuz darauf lesen Eingeweihte, dass in diesem Haushalt kein Mann lebt.
Gaunerzinken abseits der Bildersprache
Neben den Symbolen greifen gerade Einbrecher auch noch auf andere Hilfsmittel zurück, um beispielsweise zu testen, ob ein Haus bewohnt ist, oder die Bewohner verreist sind. Ein Werbeprospekt, der zwischen Tür und Türrahmen geklemmt und nicht zeitnah entfernt wird, stellt einen klaren Hinweis dafür dar, dass die Bewohner aktuell nicht vor Ort sind.
Punkte auf dem Briefkasten oder ein Steinchen vor der Haustür sind ebenfalls ein Indiz dafür, dass das Haus ausspioniert wird. Bei der Wahl dieser Symbole orientieren sich die Einbrecher an Kindermalerei, da diese unverdächtig erscheint. Grundsätzlich gilt: Wer merkwürdige Zeichen an der Tür, dem Zaun oder der Hauswand sieht, sollte die Polizei informieren.
Moderne Gaunerzinken
Als weitere moderne "Gaunerzinken" gelten verstellte Gartenmöbel oder durchsichtiges Klebeband am Schloss. Ist das Klebeband unbeschädigt, deutet dies ebenso auf eine Abwesenheit der Bewohner hin wie die fehlende Ordnung bei den Gartenmöbeln.
Der Trend, das Haus durch digitale Helfer wie ferngesteuerte Rollläden oder sprechende Kühlschränke komfortabler zu machen, hat auch seine Schattenseiten. Hinter "Warchalking”, von dem englischen Begriff "chalk” (Kreide) abgeleitet, verbirgt sich die Bezeichnung, mit Kreide Hinweise über den WLAN-Zugang zu hinterlassen. Dabei wird auf ungesichertes WLAN hingewiesen. Somit können Gauner im heimischen Netz mitsurfen, im schlimmsten Fall aber auch die angeschlossenen Geräte manipulieren.
Was tun, wenn Gaunerzinken vorhanden sind?
Stellen die Bewohner fest, dass ihr Haus unter Beobachtung steht, muss zunächst die Polizei informiert werden. Im zweiten Schritt ist es sinnvoll, mit den Nachbarn zu vereinbaren, dass diese die Post aus dem Briefkasten nehmen, mögliche umgeräumte Möbel wieder in Ordnung bringen oder eben einmal am Tag die Tür aufschließen, um eventuelle Markierungen aufzuheben. Nachbarn sollten also den Eindruck erwecken, dass das Haus bewohnt und überwacht wird.
Bereits mit wenigen Handgriffen lässt sich eine gewisse Grundsicherheit schaffen:
- Haustür und Fenster auch bei kurzer Abwesenheit immer abschließen
- Mögliche Kletterhilfen in obere Stockwerke beseitigen
- Eventuell Bewegungsmelder anbringen
- Haus- oder Wohnungsschlüssel niemals außerhalb der Wohnung in Blumenkästen, unter Fußmatten oder in Maueröffnungen aufbewahren. Diese Verstecke sind Einbrechern hinlänglich bekannt.
Wie hilft die Hausrtversicherung nach einem Einbruch?
Im Rahmen der Hausratversicherung besteht Versicherungsschutz für Schäden, die durch Einbruchdiebstahl entstanden. Allerdings ist hier die Voraussetzung, dass die Einbrecher tatsächlich gewaltsam Zugang zum Haus oder der Wohnung suchten. Das Eindringen durch ein gekipptes Fenster ist nicht versichert.
Einige Versicherer verlangen darüber hinaus, dass die Versicherungsnehmer die Gesellschaft informieren, wenn am Gebäude ein Gerüst aufgestellt wird, da dieses das Einbrechen auch in oberen Stockwerken erleichtert.