Mobilfunk in Grenznähe: Hohe Handy-Rechnung vermeiden
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Das Wichtigste in Kürze
- Smartphones wählen sich automatisch in das beste verfügbare Netz ein.
- Mobilfunkmasten angrenzender Länder senden oft kilometerweit auf deutsches Gebiet aus.
- In manchen Fällen können für das Surfen und Telefonieren hohe Kosten anfallen.
Dieses Mobilfunk-Phänomen könnte Wanderern und Reisenden bekannt vorkommen: Wenn Sie mit Ihrem Smartphone in der Nähe von Ländergrenzen unterwegs sind, können für das Surfen und Telefonieren hohe Kosten anfallen – trotz einheitlicher Roaming-Regulierungen innerhalb der EU. Wie kommt es dazu und wie können Sie sich vor Mehrkosten schützen?
Smartphones suchen automatisch das beste Netz
Das Smartphone wählt sich immer in das beste Netz, das den optimalen Empfang bietet – ungeachtet der Landesgrenzen. Ausländische Funkmasten senden oft kilometerweit auf deutsches Gebiet aus, im Technik-Jargon wird dann von Überreichweiten gesprochen. Je moderner die verwendete Funktechnologie und je größer die Reichweite, desto stärker ist das jeweilige Netz. Auch meteorologische und städtebauliche Faktoren haben Einfluss. Beispielsweise dringen Funksignale nur abgeschwächt durch ein Gebirge oder starke Bebauung. Umgekehrt begünstigen Hochdruckwetterlagen und ebene Wasserflächen die Ausbreitung von Funkwellen. Ist die Signalstärke höher als die des heimischen Anbieters, verbindet sich das Handy automatisch mit dem ausländischen Netz – auch wenn Sie sich mit Ihrem Smartphone noch in Deutschland befinden. Doch genau hier lauert eine Kostenfalle, auch innerhalb der EU.
Wodurch entstehen Zusatzkosten in Grenznähe?
Die EU-weite Roaming-Regelung sieht vor, dass der Inlandstarif im EU-Ausland zu gleichen Konditionen genutzt werden kann. Gespräche, die ins Ausland geführt oder Datenverbindungen, die im Nicht-EU-Ausland hergestellt werden, sind allerdings weiter kostenpflichtig. Befindet sich das eigene Handy in einem solchen ausländischen Netz, werden eingehende Anrufe als kostenpflichtiges Auslandstelefonat aus Deutschland weitergeleitet, wodurch ebenfalls Kosten entstehen können.
Ob Ihr Smartphone gerade mit einem ausländischen Mobilfunknetz verbunden ist, erkennen Sie in der Regel mit einem "R" als Symbol auf dem Display. Welches Netz genau genutzt wird, kann in den Geräteeinstellungen geprüft werden.
Beliebte Urlaubsregionen: Wo drohen Kostenfallen?
Besonders in Grenznähe zum Nicht-EU-Ausland kann das Surfen und Telefonieren teuer werden. Wer in Grenzgebieten wandert oder reist, sollte in der Nähe dieser beliebten Urlaubsregionen bei der Handynutzung aufpassen:
- Grenzgebiete zur Schweiz
- Dreiländereck rund um den Bodensee bei Lindau, Konstanz oder Friedrichshafen
- Mittelmeerraum auf den griechischen Urlaubsinseln des Dodekanes Kos oder Symi an der Grenze zum Nicht-EU-Nachbarland Türkei in der Ägäis
- Bulgarien oder Kroatien an den Grenzen zu Serbien, Bosnien oder Montenegro
- In Nordzypern können die Tarifbestimmungen der Türkei gelten
Auch an der dänischen Grenze überschneidet sich ein starkes Mobilfunknetz zum Teil mit dem schwächeren deutschen Netz. Entlang der Oder und in Usedom sorgt die mangelhafte Netzabdeckung oft für eine unbemerkte Einwahl in die polnischen Netze. Auch in den Grenzregionen des Schwarzwalds, im Saarland oder zwischen Belgien und den Niederlanden bei Aachen kann plötzlich ein Hinweis auf einen ausländischen Netzanbieter auf dem Smartphone-Display zu sehen sein. In diesen Fällen sollten allerdings keine hohen Kosten entstehen, da sowohl die Niederlande als auch Dänemark und Polen zur EU gehören. Dagegen fallen in Kleinstaaten wie Andorra und Monaco meist Roaming-Kosten an. In San Marino und Vatikanstadt gelten wiederum größtenteils die Preise wie in der EU. Denken Sie außerdem bei Flugreisen daran, dass auch an Flughäfen die Tarifbestimmungen des Reiselandes gelten. Tipp: Informieren Sie sich vor der Reise bei Ihrem Mobilfunkanbieter über mögliche Roaming-Gebühren und günstige Auslandsoptionen.
So vermeiden Sie hohe Handy-Rechnungen
1. Automatische Netzwahl abschalten
Das Kostenproblem entsteht nur, wenn sich das Gerät automatisch einwählt. Unser Tipp: Schalten Sie in Grenznähe die automatische Netzwahl in den Einstellungen aus (Menüpunkt "manuelle Netzwahl"). Sie sehen dann die verfügbare Auswahl an Netzanbietern. Falls dort kein deutscher Provider gelistet wird, ist auch kein Empfang über einen heimischen Anbieter möglich.
Die manuelle Netzwahl setzt das Gerät vor eine Entweder-oder-Entscheidung: Ist das gewählte Netz vorhanden, findet die Einwahl statt und die Gebühren bewegen sich innerhalb der vereinbarten Grenzen. Findet das Gerät das manuell gewählte Netz nicht, ist kein Empfang möglich – dann entstehen aber auch keine unerwünschten Zusatzkosten.
2. Daten-Roaming deaktivieren
Während Anrufe im Ausland automatisch funktionieren, unterbindet die Deaktivierung von Roaming das Surfen in einem ausländischen Mobilfunknetz. Zum Schutz vor unerwünschten Roaming-Kosten ist das Daten-Roaming in den allermeisten Android-Handys bereits deaktiviert. Beim iPhone lässt sich das Daten-Roaming in den Einstellungen anpassen (Mobilfunk – Datenoptionen – Datenroaming deaktivieren).
3. Bei WLAN-Anrufen auf Auslandskosten achten
Wenn sich das Handy in einem WLAN-Netzwerk befindet, können Anrufe auch als WLAN-Calls übers Internet durchgeführt werden – wenn Sie die Option in den Handyeinstellungen aktiviert haben. WLAN-Calls werden automatisch ins Handynetz übergeben, wenn der Telefonierende das WLAN verlässt und umgekehrt. Der Vorteil: Sie können auch dann Telefonate führen, wenn das Handynetz vor Ort zu schwach ist.
Doch im ausländischen Netz werden diese Anrufe als Gespräche von Deutschland ins Ausland abgerechnet. Je nach Land und Anbieter entstehen daher Verbindungskosten. Wenn Sie beispielsweise in Spanien übers Handynetz telefonieren und eine Allnet-Flatrate haben, so ist die Verbindung aufgrund der EU-Regulierung kostenlos. Im WLAN-Netz kosten Anrufe jedoch so viel wie Anrufe von Deutschland nach Spanien.
Was unternehmen Gesetzgeber und Netzanbieter?
In Abstimmung mit den ausländischen Netzbetreibern verwaltet die Bundesnetzagentur als deutsche Regulierungsbehörde die europäischen Frequenzen. Sie soll sicherstellen, dass die Funkversorgung in den Grenzgebieten ausgewogen ist und Interferenzen vermieden werden. Weil die Netzausbaupläne aber nicht in allen Regionen wie gewünscht vorankommen und durch topografische Gegebenheiten eingeschränkt sind, kann es dennoch dazu kommen, dass das Netz eines Netzbetreibers in ein Nachbarland einstrahlt.