Wo steht Telefónica Deutschland nach der E-Plus-Übernahme?
Stand: 05.05.2015
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München - Der Boom des mobilen Internets bescherte dem nach Kunden größten deutschen Mobilnetzbetreiber eine starke Nachfrage bei Datentarifen und Smartphones. Es gibt aber weiter Verluste.
Der Mobilfunker Telefonica Deutschland ist auch zum Start in das erste gemeinsame volle Jahr nach der E-Plus-Übernahme in den roten Zahlen geblieben. Abschreibungen für die Zusammenlegung der Mobilfunknetze von O2 und E-Plus sorgten im ersten Quartal für einen Verlust von 176 Millionen Euro.
Mobiles Internet sorgt für Wachstum
Konzernchef Thorsten Dirks wertete den Start ins Jahr am Dienstag aber als Erfolg, weil die Münchner bei Umsatz und operativem Ergebnis besser dastanden als von Analysten gedacht. Der Boom des mobilen Internets bescherte dem nach Kunden größten deutschen Mobilnetzbetreiber eine starke Nachfrage bei Datentarifen und Smartphones.
Der Umsatz der kombinierten Unternehmen stieg um 2,9 Prozent auf 1,90 Milliarden Euro, weil O2 und E-Plus samt ihrer anderen Marken größere Datenpakete für das mobile Internet verkauften und mit Endgeräten wie Smartphones fast ein Drittel mehr erlösten. Auch beim Telefonieren mit dem Handy gaben die Kunden 1,5 Prozent mehr aus als vor einem Jahr. Das machte sinkende Erlöse aus dem Festnetz wett.
Umsatz besser als erwartet
Im Tagesgeschäft führten höhere Umsätze zusammen mit geringeren Werbungskosten für Neukunden und weniger Subventionen für Handys zu einem Anstieg des operativen Ergebnisses. Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (bei Telefonica Oibda genannt) kletterte auch dank eines Sonderertrags aus dem Verkauf der Marke Yourfone um 10,6 Prozent auf 395 Millionen Euro. Bereinigt um den Sondereffekt hätte das Plus 5,7 Prozent auf 378 Millionen Euro betragen. Beim Umsatz und dem operativen Ergebnis schnitt Telefonica damit besser ab als von Analysten erwartet, Händler werteten die Zahlen am Morgen als gut. Die Aktie gewann am Vormittag fast 2 Prozent.
Einsparungen durch Netzzusammenlegung
Der Konzern schreibt nach der Übernahme von E-Plus unter anderem doppelt vorhandene Sendemasten schneller ab und nimmt Wertberichtigungen auf den gezahlten Kaufpreis vor. Der Effekt belaufe sich im Quartal auf einen niedrigen dreistelligen Millionen-Euro-Betrag, sagte ein Sprecher. Das werde auch künftig das Nettoergebnis belasten, sagte Unternehmenschef Dirks in einer Telefonkonferenz. Im vorangegangenen Schlussquartal 2014 hatten Umbaukosten unter anderem für den geplanten Personalabbau den Konzern in die roten Zahlen gerissen.
Bei den Einsparungen durch die Zusammenlegung der Netze sieht Dirks das Unternehmen auf Kurs. "Bei jedem Rennen geht es in erster Linie nicht um den Start, sondern um den Zieleinlauf", sagte Dirks.
Die Finanzziele bestätigte das Unternehmen. Dirks will vor Umbaukosten das operative Ergebnis im Jahr um mehr als 10 Prozent steigern. Die Hälfte der geplanten 1600 Stellenstreichungen soll in diesem Jahr abgeschlossen werden, und rund 300 Shops sollen an den Mobilfunkprovider Drillisch gehen.
"Sehr gut positioniert" für anstehende Frequenzauktion
Zur am 27. Mai startenden Frequenzauktion für Mobilfunklizenzen bei der Bundesnetzagentur ließ sich Dirks wie erwartet nicht viel entlocken. "Wir fühlen uns für die Auktion sehr gut positioniert", sagte er. Am Markt wird für Telefonica Deutschland mit Ausgaben von bis zu 1,5 Milliarden Euro gerechnet.
Finanzchefin Rachel Empey bezeichnete das Finanzpolster als ausreichend. Die Bargeldkasse sei mit rund 2 Milliarden Euro dick genug, hinzu kämen gut 700 Millionen Euro an verfügbaren Kreditlinien. Vorher steht aber noch die Zahlung der Dividende an:
Empey will nach der Hauptversammlung kommende Woche 714 Millionen Euro auszahlen, rechnerisch 0,24 Euro je Papier. Wegen der Bonität und der Auktion bleibe die Ausschüttung ohne wesentliche Besserung beim Bargeldzufluss wohl auch künftig unter Druck, schrieb Ottavio Adorisio von der französischen Investmentbank Societe Generale. Hauptaktionäre sind die spanische Telefonica und die niederländische KPN mit zusammen mehr als vier Fünftel der Anteile.