Vodafone-Chef: LTE soll Versorgungslücke auf dem Land schließen
Stand: 08.02.2011
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Berlin - Durch den starken Ausbau der Handynetze wird nach Meinung des Vodafone-Chefs Deutschland, Friedrich Joussen, das Festnetz auch in zehn Jahren nicht überflüssig werden. "Der traditionelle Hausanschluss wird für das reine Telefonieren immer unwichtiger", erklärte der Manager des Telekommunikationsanbieters am Montag gegenüber der Nachrichtenagentur dapd. Dennoch blieben die Leitungen besonders für Datenverbindungen wichtig.
Die Entwicklung vergleicht Joussen, der auch Präsidiumsmitglied des Branchenverbands Bitkom ist, mit der Verbreitung von Uhren. Früher habe es nur eine feste Pendeluhr in einem Haus gegeben. Mit der Erfindung und massenhaften Einführung der Armbanduhr habe zwar nun jeder, der wolle, einen Zeitmesser am Handgelenk. Doch die Zahl der fest installierten Uhren sei weiter gestiegen - man denke nur an all die Haushaltsgeräte mit Zeitanzeige.
LTE kommt zuerst in ländliche Gebiete
Der neue Mobilfunkstandard LTE ermögliche künftig ganz neue Geschwindigkeiten bei der Datenübertragung im Handynetz. Die superschnelle Verbindung erlaubt Übertragungsraten von mehr als 100 Megabit (Mbit) pro Sekunde. Zum Vergleich: Die herkömmliche DSL-Verbindung über Festnetz schafft maximal 16 Mbit. Die LTE-Anbieter sind dazu verpflichtet, zuerst die ländlichen Gebiete abzudecken, die bisher nicht ans Internet angeschlossen sind.
"Natürlich ist es so, dass sich die Stadt mehr lohnt", räumte Joussen ein. Aber sein Unternehmen stehe zu dem Versprechen, dass die weißen Flecken bald der Vergangenheit angehören werden. "Mobiles Internet ist eine attraktive Alternative und deckt die Versorgungslücke auf dem Land." Zunächst sei es aber eine Herausforderung für die Vertriebsmitarbeiter, in die Dörfer zu fahren und den potenziellen Kunden die Möglichkeiten des mobilen Internets zu erklären, sagte Joussen weiter. Dort schafften die Netze heute im Schnitt 40 bis 50 Mbit. Der Anschluss funktioniere über Surfsticks.
Mit der Verbreitung des LTE-Standards werde es sich zunehmend durchsetzen, Sprache wie ein Datenpaket zu behandeln. Die Unterscheidung falle aus technischer Sicht weg. "Das wächst zusammen", sagte Joussen. Über die Qualität müssten sich die Nutzer keine Sorgen machen. Im Festnetz funktioniere diese Technik schon sehr gut. "Da ist kein Unterschied zu hören."
Tablet-Markt noch überschätzt
Tablet-Computer sieht Joussen als einen wichtigen Wachstumstreiber. Er äußerte sich aber nicht ganz so euphorisch wie manch andere in der Telekommunikationsbranche, die davon ausgehen, dass die Tablets bald die Netbooks verdrängen könnten. "Ich glaube, der Tablet-Markt ist momentan noch überschätzt, aber er wird nachhaltig kommen", sagte Joussen.