Tiere mit GPS-Tracker orten: Big Brother für die Katz
Stand: 05.03.2020
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München – GPS-Tracker sind kleine Empfänger mit SIM-Karte, die aus Satelliten-Signalen Positionen berechnen und übers Mobilfunknetz versenden können. Damit können Tierbesitzer den Aufenthaltsort von Hund, Katze und Co. verfolgen – auf einer Internetseite im Browser, per Smartphone-App, SMS oder E-Mail.
Dazu muss das Tier den Tracker natürlich ständig tragen. "Das Gerät wird in der Regel am Halsband oder Geschirr befestigt", sagt Lea Schmitz, Sprecherin des Deutschen Tierschutzbundes. Manche Tracker kommen auch mit einem eigenen Halsband. "Die Stabilität und Flexibilität der Befestigung schwankt", fasst Lisa Brack vom Fachmagazin "Chip" ihre Erfahrungen zusammen. In jedem Fall sollte das Gerät robust und wasserfest sein. "Eine Dichtigkeit alleine gegen Spritzwasser ist in den meisten Fällen zu wenig."
Akku macht schnell schlapp
Die meisten Tracker sind recht schwer, vor allem für Katzen und kleine Hunde. Dabei ist der Akku das größte Bauteil. Und der hält meist nicht lange durch. Alle zwei bis fünf Tage ist Aufladen oder Batteriewechsel angesagt, sagt Michael Link vom "c't"-Fachmagazin. Und genau da liegt für Tierschützerin Schmitz das Problem.
"Bei Katzen mit Freigang raten wir grundsätzlich vom Tragen von Halsbändern oder Geschirren ab", sagt sie. Die Gefahr, dass das Tier hängenbleibt und sich stranguliert, sei zu groß. Die Sicherheitsmechanismen der Tracker griffen nicht immer ganz sicher. Lisa Bracks Tipp: "Gerade zu Beginn sollten Sie darauf achten, dass Ihr Haustier das Gerät akzeptiert." Eine Eingewöhnung innerhalb der eigenen vier Wände könne gerade bei Katzen sinnvoll sein.
Positionsbestimmung eher ungenau
Die Positionsbestimmung lässt mitunter zu wünschen übrig, hat Michael Link bei Tests festgestellt. Das liegt daran, dass der Empfänger bei Tieren in Bodennähe unterwegs ist und es nicht immer eine freie Sichtachse zum Himmel gibt, was den GPS-Empfang erschwert. Und: "Um Akkuleistung zu sparen, wird der Tracker in der Regel lange schlafen gelegt", erklärt Link. Je nach Modell versuchen die Geräte, einmal in der Stunde für einige Minuten Empfang zu bekommen und versenden dann ihre Daten.
Gelingt keine GPS-Positionsbestimmung, meldet der Tracker entweder gar keine Position oder eine ungenaue, bevor er sich wieder schlafen legt. Die grobe Position ermittelt das Gerät dann nicht über Satelliten-, sondern über Mobilfunksignale. "Im ländlichen Raum kann die Genauigkeit des Standorts schon mal um mehrere Kilometer von der tatsächlichen Position abweichen", sagt Link. Dann sind alle Big-Brother-Ambitionen für die Katz – zumal sich das Tier im Zweifel ständig weiter bewegt. Links Fazit: Die Qualität der getesteten Geräte war eher ernüchternd. "Man sollte nicht allzu viel Hoffnung hineinsetzen", warnt er.
Tipp: Kosten für Mobilfunkvertrag einplanen
GPS-Tracker für Haustiere sind ab rund 30 Euro erhältlich. Hinzu kommen die laufenden Kosten für den Mobilfunkvertrag, der zur SIM-Karte im Tracker gehört. Michael Link rät in diesem Zusammenhang, auch auf die Kündigungsfristen des Vertrags zu achten. "Je nach Modell zahlt man einzeln für jede gesendete SMS oder monatlich eine feste Gebühr für die Echtzeitortung in der App", schlüsselt Lisa Brack auf. Die Betriebskosten eines Trackers belaufen sich somit auf etwa drei bis zehn Euro pro Monat.
"Wer täglich nachschauen möchte, wo sich das Tier gerade aufhält, kann eine onlinebasierte Ortung per Smartphone-App oder Webbrowser wählen," sagt Eugen Ensinger, Telekommunikationsexperte bei Verivox. „Dann fallen laufende Kosten an, aber diese lassen sich in der Regel niedrig halten."
Bei einer Echtzeitortung kann die Position des Trackers hingegen live mitverfolgt werden – dafür steigt aber auch der Datenverbrauch. Einige Hersteller erheben eine monatliche Gebühr, die meistens zwischen 3 und 10 Euro liegt und alle Standortabfragen abgedeckt. Wenn der Datenbedarf fürs Tracking nicht in der monatlichen Pauschale enthalten ist, können Verbraucher den Tarif frei wählen. "Bedarfsgerechte Handytarife für Trackinggeräte sind ab etwa 5 Euro im Monat zu haben," so Ensinger weiter.
Tracking-App vor dem Kauf testen
Die dazugehörigen Apps bieten häufig Zusatzfunktionen an – etwa einen virtuellen Zaun. "Man legt auf einer Karte einen Raum fest, in dem das Tier sich bewegen kann, ohne dass die App Alarm schlägt", sagt Michael Link. Ruft das Gerät allerdings nur selten seine Position ab, erfährt man erst spät, dass der Vierbeiner vielleicht stiften gegangen ist.
Wer sich einen Tracker kaufen will, sollte sich also vorher die dazugehörige App anschauen, empfiehlt Link. So lässt sich schnell feststellen, ob alle Funktionen den eigenen Erwartungen entsprechen
Für Streuner und scheue Hunde
Katzen ohne Auslauf und Hunde, die stets an der Leine geführt werden, brauchen keinen GPS-Tracker, meinen die Experten. "Ist die Katze aber ein Streuner und verschwindet mitunter für längere Zeit, kann die Positionsbestimmung gut fürs Seelenheil sein", sagt Brack. Dann gelte es jedoch abzuwägen, ob man seiner Katze tatsächlich ein Halsband verpassen möchte, an dem sie auch hängen bleiben kann.
Für Hunde kann ein GPS-Tracking-System hilfreich sein, um sie im Fall der Fälle zu orten, findet Tierschützerin Schmitz, "gerade bei Hunden, die gerne mal stiften gehen, sehr scheu sind oder noch nicht sicher auf Rückruf reagieren."
Wichtig: Tracking ersetzt das Chippen nicht
Auf keinen Fall ersetzt ein Tracking-System aber die Kennzeichnung per Transponder mit Mikrochip und eine Registrierung, sagt Lea Schmitz. "Der Chip kann das Tier nicht orten, er macht es aber unverwechselbar", erläutert Michael Link. So kann es schnell zu seinem Besitzer zurückgebracht werden, wenn es aufgefunden wird.