Teurer Urlaub: Roaming-Fallen in Grenzregionen
Stand: 07.04.2022
Bildquelle: ©Adobe Stock / Text: Verivox
Innerhalb der EU sind teure Roaming-Gebühren Geschichte. Doch trotz freier Handynutzung drohen weiterhin Kostenfallen – wenn sich das Smartphone in Grenzregionen ins Netz des Nachbarlandes einwählt. Das versehentliche Roaming wird vor allem bei Prepaid- und Discounttarifen teuer, wie eine Analyse des Vergleichsportals Verivox zeigt. In der Schweiz etwa drohen Kosten von bis zu 1,82 Euro pro Minute.
Netzwechsel bleibt meist unbemerkt
Wenn zwei EU-Länder aneinandergrenzen, ist die unfreiwillige Nutzung des Nachbarnetzes kein Problem – seit 2017 gelten EU-weit dieselben Konditionen wie im Heimattarif. Außerhalb der EU können hingegen hohe Kosten in fremden Netzen anfallen. Der Sprung ins "falsche" Netz geschieht unbemerkt, wenn die automatische Netzwahl voreingestellt ist.
"Entlang der Ländergrenzen funken Mobilfunkmasten oft kilometerweit ins Nachbarland hinein", erläutert Jens-Uwe Theumer, Vice President Telecommunications bei Verivox. "Moderne Smartphones wählen sich grundsätzlich in das beste verfügbare Mobilfunknetz ein. Das gilt auch dann, wenn das Nachbarnetz stärkere Signale sendet als das heimische."
Grenz-Roaming: Telefonkosten bis zu 3 Euro/Minute
Großbritannien, Norwegen, Island und Liechtenstein gehören nicht zur EU – werden aber von allen großen Providern tariflich der EU zugerechnet. Es entstehen also keine Mehrkosten bei der Nutzung dieser Netze. Anders bei der Schweiz: Derzeit können nur Vertragskunden der Telekom im Schweizer Netz ohne Zusatzkosten telefonieren. Wer eine Telekom-Prepaidkarte hat oder bei einem anderen Anbieter unter Vertrag ist, zahlt im Schweizer Netz bis zu 1,82 Euro pro Minute.
Noch teurer ist mit bis zu 2,99 Euro pro Minute die Nutzung des türkischen Netzes. Dieselben Kosten fallen auch in Bosnien-Herzegowina oder Montenegro an. Diese Länder grenzen an das EU-Land Kroatien; die Türkei hat Landes- und Seegrenzen zu Griechenland. In der Nähe der türkischen Grenze liegt etwa die griechische Insel Kos.
Prepaid- und Discounterkunden zahlen oft mehr
Kundinnen und Kunden mit einer Prepaidkarte zahlen fürs Roaming oft 30 bis 50 Prozent mehr als Vertragskunden. Noch höher sind die Kosten meist bei Discountern, die kein eigenes Netz betreiben.
"Mobilfunk-Discounter richten ihre Vermarktung vornehmlich auf die Inlandsnutzung aus", sagt Theumer. "Die Kalkulation sehr niedriger Preise im Inland hat jedoch eine Kehrseite: Insbesondere für die Auslandsnutzung und das Buchen von Zusatzservices werden vergleichsweise hohe Gebühren erhoben."
Datennutzung: Kostendeckel gegen Schockrechnungen
Für die Datennutzung im Westbalkan und in der Türkei fallen bis zu 11,80 Euro je Megabyte an. Somit können bereits bei kleinen Datenmengen immense Kosten entstehen. Ein fünfminütiges YouTube-Video in mittlerer Qualität würde mit über 265 Euro zu Buche schlagen – jedoch greift aufgrund einer Regulierung bei Erreichen von knapp 60 Euro ein Kostendeckel. Zuvor hatte es jahrelang Schockrechnungen von teils mehreren Tausend Euro gegeben.
Um die Roaming-Kostenfalle entlang von Ländergrenzen zu umgehen, empfiehlt sich in den Handy-Einstellungen die Umstellung auf manuelle Netzwahl. Zusätzlich sollte Daten-Roaming deaktiviert werden. Die Buchung spezieller Auslandsoptionen ist nur bedingt hilfreich, weil diese meist nur wenige Hundert Megabyte beinhalten. Für längere Aufenthalte ist deshalb der Kauf einer lokalen Prepaidkarte anzuraten. Eine Buchung solcher Karten ist auch schon vor Reiseantritt möglich.