Telekom trennt sich von US-Mobilfunksparte
Stand: 21.03.2011
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Bonn/New York - Die Deutsche Telekom will sich von ihrer US-Mobilfunksparte trennen. Die seit geraumer Zeit schwächelnde T-Mobile USA soll für 39 Milliarden Dollar (27,5 Milliarden Euro) an den Wettbewerber AT&T verkauft werden, wie der Bonner DAX-Konzern am Sonntagabend mitteilte. Mit dem Verkaufserlös sollen Schulden reduziert und in großem Stil eigene Aktien zurückgekauft werden.
Im Rahmen der Vereinbarung erhält die Telekom von AT&T 25 Milliarden Dollar als Barzahlung und 14 Milliarden Dollar in AT&T-Aktien. Die Telekom soll auch einen Sitz im Board bekommen. Der Vollzug der Transaktion wird den Angaben zufolge im ersten Halbjahr 2012 erwartet. T-Mobile USA ist die Nummer vier am US-Mobilfunkmarkt und kämpft seit einiger Zeit mit Gegenwind. Allein im Schlussquartal 2010 verlor das Unternehmen netto 318.000 Vertragskunden.
Obermann: Beste Lösung für alle
Wir haben die beste Lösung für unser Unternehmen, unsere Kunden und unsere Aktionäre gefunden, sagte Telekom-Chef Rene Obermann. Unsere Position in Europa wird gestärkt, gleichzeitig werden wir weiter am stark wachsenden Geschäft mit dem mobilen Internet in den USA teilhaben. Auch für AT&T soll sich der Deal lohnen. Drei Jahre nach dem Kauf wollen die Amerikaner Einsparungen von drei Milliarden Dollar einfahren. Mit der Übernahme erhält AT&T nach eigenen Angaben eine Verstärkung des Mobilfunknetzes, deren Bau sonst fünf Jahre gedauert hätte.
Die Telekom hatte zuletzt ihren US-Mobilfunker auf den Prüfstand gestellt. Die Nummer vier im amerikanischen Mobilfunk-Markt verlor Kunden und fiel hinter die Konkurrenz zurück. Viele Nutzer beschweren sich über unzureichende Netzabdeckung und wanderten zu den größeren Anbietern ab. Die Telekom hatte sich zuletzt alle Möglichkeiten für die Tochter mit rund 34 Millionen Kunden offengelassen: Eine Partnerschaft, einen Börsengang, einen teilweisen oder kompletten Verkauf der Tochter oder einer Netzkooperation.
Telekom stieg 2001 in US-Geschäft ein
Seit drei Jahren kochten immer wieder Spekulationen über eine Verbindung zwischen T-Mobile USA und der Nummer drei Sprint Nextel hoch. Vor einem Monat hatte Obermann bei der Bilanzpressekonferenz der Deutschen Telekom gesagt, er wolle lieber eine Minderheitsbeteiligung an der Nummer eins, als 100 Prozent an Nummer drei oder vier. Das hat er jetzt wahr gemacht.
Wie das Schwesterunternehmen Deutsche Post hatte sich die Telekom nach der Privatisierung auf die Suche nach einem zukunftsträchtigen zweiten Standbein neben dem schrumpfenden Monopolgeschäft gemacht. Sie stieg in den USA ein wenn auch nicht so groß, wie von vielen gehofft. 2001 hatte die Telekom die Mobilfunkbetreiber Voicestream und Powertel, nicht die größere Sprint, gekauft und sie später in T-Mobile USA umbenannt. Der Kaufpreis wurde damals auf rund 28 Milliarden Dollar taxiert, ist aber wegen schwankender Aktienpreise nicht vergleichbar. Zudem steckte die Telekom in der Zwischenzeit viel Geld in das Netz.
US-Sparte war nur zu Beginn eine Ertragsperle
Der Einstieg zahlte sich vorerst aus. T-Mobile USA war über mehrere Jahre eine Ertragsperle der Bonner. Doch vor einigen Jahren dreht sich der Wind. Kunden begannen sich über die lückenhafte Netzabdeckung und das Fehlen des heiß begehrten iPhones von Apple in der Handypalette zu beklagen und wechselten in Scharen zu den beiden Platzhirschen AT&T und Verizon Wireless. Bis Januar dieses Jahres hatte AT&T das US-Monopol auf das iPhone, seitdem verkauft es auch Verizon Wireless, T-Mobile USA blieb außen vor. Das machte das Geschäft noch schwieriger. Die Kunden liefen davon.
Die Deutschen zeigten sich zuversichtlich, die Kehrtwende zu schaffen und schickten mit Philipp Humm einen ihrer besten Krisenmanager in die USA. In den ersten Wochen griff die Herausforderer-Strategie nicht. Obermann zeigte sich unzufrieden und kündigte an, er werde die Lage ändern. Das hat er nun getan. Mit dem klaren Schnitt verhindert er einen kostspieligen und von vielen als aussichtslosen bezeichneten Kampf. Er entschied sich für ein schnelles Ende und ließ ihn sich noch mit viel Geld versüßen.
Telekom wird größter Einzelaktionär von AT&T
Telekom-Finanzvorstand Timotheus Höttges sagte, als größter Einzelaktionär von AT&T werde der Konzern auch von der Dividendenstärke des US-Unternehmens profitieren. "Mit dem gewaltigen Erlös aus der Transaktion können wir unser Unternehmen weiter entwickeln, unsere Schulden abbauen und einen der größten Aktienrückkäufe in Deutschland und in der europäischen Telekommunikationsbranche vornehmen", sagte Höttges.
Die Telekom plant den Angaben zufolge nach Vollzug der Transaktion mit dem Erlös ihre Verbindlichkeiten um circa 13 Milliarden Euro zu reduzieren. Etwa fünf Milliarden Euro seien für den Rückkauf eigener Aktien nach Vollzug und Gremienbeschlüssen in gesetzlich zulässigem Rahmen geplant, hieß es.
Die Telekom hat sich von AT&T eine hohe Ausgleichszahlung zusichern lassen, sollte die vereinbarte Übernahme an kartellrechtlichen Auflagen scheitern. Drei Milliarden Dollar müsste AT&T in diesem Fall an den Bonner Konzern zahlen, wie aus einem Datenblatt des US-Konzerns zur Übernahme hervorgeht.
Im Geschäftsjahr 2010 erzielte T-Mobile USA einen Umsatz von 16,1 Milliarden Euro sowie ein bereinigtes operatives Ergebnis (Ebitda) von rund 4,2 Milliarden Euro.
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