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Telekom-Tochter VoiceStream steht auf dem Prüfstand

Bildquelle: ©Adobe Stock / Text: dpa

Bonn (dpa/lnw) - Sparen, sparen, sparen - für die Deutsche Telekom brechen harte Zeiten an. Der neue Vorstandschef Helmut Sihler will mit einschneidenden Massnahmen den Schuldenberg abtragen und die einst geliebte T-Aktie für die Anleger wieder attraktiver machen. Schnelle Resultate müssen her. Und so hat der 72-jährige Interimschef, der an diesem Mittwoch zur Präsentation der Bilanz für das erste Halbjahr 2002 vor die Presse tritt, vor allem eine Tochterfirma ins Visier genommen, die für Schuldenmachen und herbe Verluste steht: Der US-amerikanische Mobilfunkbetreiber VoiceStream.

Mit knapp 40 Milliarden Euro hatte die Telekom Mitte 2001 die bislang teuerste Akquisition der Firmengeschichte abgeschlossen. Das Unternehmen um Ex-Vorstandschef Ron Sommer hoffte, mit dem Zukauf den Sprung in die Topliga der globalen Telekom-Konzerne zu schaffen. Mit VoiceStream sei der Einstieg in einen Markt mit glänzenden Wachstumsaussichten gelungen, begründete der Vorstand den hohen Preis.

"Viel zu teuer", schimpften dagegen die Kritiker. Der weitere drastische Verfall der T-Aktie in der Folge des Zukaufs schien ihnen Recht zu geben. Inzwischen prüft sogar die Staatsanwaltschaft in Sachen VoiceStream eine Klage gegen das Management wegen Untreue.

Obwohl VoiceStream die am schnellsten wachsende Mobilfunktochter der Telekom ist, ist sie mit mehr als 8 Millionen Teilnehmern (Mitte 2002) nur die Nummer sechs auf dem US-Markt - abgeschlagen hinter Verizon, Cingular, AT&T Wireless, Sprint und Nextel. Auf Dauer sei VoiceStream nicht überlebensfähig, meinen Experten.

Frei nach dem Motto, besser ein Ende mit Schrecken, als ein Schrecken ohne Ende, fordern einige Börsianer und Analysten wieder den Ausstieg. "Ein Verkauf von VoiceStream wäre furchtbar, das Unternehmen ist noch nur noch die Hälfte wert", warnt Lars Labryga von der Schutzgemeinschaft der Kleinaktionäre (SdK). Tatsächlich ist der Markt für Übernahmen im Mobilfunk völlig zusammengebrochen. "Wenn Telekom-Chef Sihler jetzt den Verkauf ankündigt, hat er sich den Preis schon verdorben", meint Rolf Drees von der Union Investment.

Doch mit der bisherigen Vorstellung von VoiceStream kann die Telekom kaum zufrieden sein. 2001 hatte das Unternehmen bei einem Umsatz von 2,8 Milliarden Euro nach Steuern einen ebenso hohen Verlust eingefahren. Das waren 80 Prozent des gesamten Fehlbetrages. Im laufenden Geschäftsjahr, in dem VoiceStream erstmals vollständig in die Bilanz einbezogen ist, dürfte sich an dieser Situation nur wenig ändern, auch wenn das Unternehmen inzwischen operativ positive Zahlen erwirtschaftet.

Viele Alternativen hat Sihler nicht. Neben dem unwahrscheinlichen Fall eines Verkaufs könnte die Telekom einen Partner für VoiceStream suchen. Vorteil: Die Investitionskosten würden erheblich sinken und das Unternehmen schneller in die Gewinnzone kommen. "Sechs grosse landesweite Anbieter sind zu viele", meint Frank Wellendorf von der WestLB Panmure. Die Marktkonsolidierung in den USA sei unvermeidlich.

Mobilfunkchef Kai-Uwe Ricke hatte zuletzt noch betont, alle Optionen zu prüfen. So könnte die Telekom - ähnlich wie Vodafone beim Marktführer Verizon - in die Rolle des Juniorpartners schlüpfen. Oder die T-Mobile International AG geht als Obergesellschaft eine Kooperation mit einem VoiceStream-Konkurrenten ein und behält die Mehrheit.

Ob von US-Mobilfunkanbietern einer dazu bereit wäre, ist indes mehr als fraglich. Nach den politischen Querelen um den Rückzug von Ex-Telekomchef Ron Sommer wäre ein solches Modell zudem ein gefundenes Fressen für die Telekom-Kritiker unter den US-Senatoren. Die hatten schon beim Kauf von VoiceStream Widerstand geleistet und wegen der Beteiligung des Bundes zu viel Staatseinfluss gewittert.