Studie: Telefonie muss neu erfunden werden - Impulse fehlen
Stand: 26.05.2004
Bildquelle: ©Adobe Stock / Text: Verivox
Die Festnetztelefonie ist für die grossen europäischen Konzerne der Telekommunikation immer noch der wichtigste Umsatzfaktor. Das wird sich nach einer Studie des Beratungsunternehmens Mercer in den nächsten Jahren jedoch grundlegend ändern. Die Konkurrenz gewinnt an Boden: Da sind vor allem Mobilfunk, Telefonieren übers Internet (Voice over IP) und die TV-Kabelbetreiber. Europaweit machte das Festnetz im vergangenen Jahr noch einen Umsatz von 115 Milliarden Euro. Aber die Gesprächsminuten schrumpfen europaweit um fünf bis 15 Prozent pro Jahr.
Nach Marktanalysen des Düsseldorfer Unternehmensberaters Bernhard Steimel von der Initiative Voice Business werden sich die Netzbetreiber in den nächsten zwei Jahren verstärkt mit der Aufhebung von Nutzungsbarrieren im Festnetz auseinandersetzen - auch durch den Einsatz von Sprachapplikationen. "Es geht um schnellere und bessere Dienstleistungen, die den Nutzwert steigern, um mehr Spass und Emotionen beim Sprachdialog und um sinnvolle Verknüpfungen mit der wichtigsten Anwendung: dem ’einfachen’ Telefonieren", sagt Steimel. Der für die Kunden erlebbare Einstieg in die Voice World erfolge bei den meisten Telefongesellschaften und Internet-Providern über Service-Portale. "Der heutige Wettbewerb bei Service-Rufummern ist durch Preiskampf und Verdrängung geprägt. Vor allem Festnetzbetreiber setzen auf Sprache als ein Differenzierungsmerkmal und bieten netzbasierte Kommunikationslösungen", so Steimel. Nicht zu unterschätzen sei der Faktor Infotainment. "Marketiers werden die emotionale Komponente von Sprachbotschaften versus Textbotschaften wie SMS erfassen. Im Telefonmarketing werden dann auch zunehmend Produkt-Marktforschung und Handelspromotion für Konsumgüter via Sprachdialogsysteme nachgefragt werden", ist sich Steimel sicher.
Als kritischen Punkt für die Vermarktung des Festnetzes hebt die Mercer-Studie die werblichen Botschaften hervor, bei denen es selten um Kundennutzen gehe, sondern stets um Preise. Der Mobilfunk setze dagegen auf Emotionen und Innovationen. Statt neue Dienste anzubieten, konzentrierten sich die TK-Konzerne zu stark auf die Verteidigung ihres schrumpfenden Marktes. Was das Festnetz dringend brauche, so die Mercer-Studie, seien neue Anwendungen, mehr Nutzerfreundlichkeit und Lifestyle. "Der Schlüssel dazu liegt, genau wie beim Mobilfunk - in einer engen Kooperation mit den Telefonherstellern", rät von den Hoff.
Den Vergleich mit dem Mobilfunk bewerten Branchenexperten allerdings differenzierter. "Festnetzanschlüsse sind im Gegensatz zu Mobilfunkanschlüssen eher ’Gemeinschaftsanschlüsse’ mehrerer Personen. Zudem ist der Leistungsumfang der Festnetztelefonie eher statisch im Vergleich zum Mobilfunk und die Leistungsmerkmale müssen auch zu den TK-Anlagen der Geschäftskunden kompatibel sein", so der Einwand von Helmut Reisinger, Geschäftsführer des Stuttgarter IT-Dienstleisters Nextiraone. Daten- und Multimediadienste seien zwar im Mobilfunk ein Spielball der Netzbetreiber, "im Festnetz aber sind das schlicht und ergreifend Themen des Internet-Zugangs. Insofern werden hier die Analogien zum Mobilfunk nicht weiterhelfen", führt Reisinger weiter aus. Er verweist auch auf die wesentlich längere Nutzungsdauer bei TK-Anlagen, die zurzeit im Durchschnitt zwischen sieben und acht Jahren liegt. Ansätze für neue Festnetzdienste seien genug vorhanden, etwa bei der IP-Telefonie, bei Auskunftsdiensten, einer intelligenteren Anrufsteuerung oder Messaging Dienste.
"Die meisten Anwender haben heute FestNetz- und Mobilfunknummern, dazu verschiedene Voicemailboxen, eventuell ein Faxgerät, dazu SMS und E-Mail, insgesamt eine wirre Ansammlung von Kommunikationsmedien. Hier wird sich ein neuer Service etablieren f&u