Sony Xperia X Performance: Starker Auftritt garantiert?
Stand: 05.07.2016
Bildquelle: ©Adobe Stock / Text: Verivox
Heidelberg - Nomen est omen: Das Sony Xperia X Performance verspricht mehr PS als das Basismodell Xperia X. Was sich außerdem verändert hat und ob das Topmodell den Aufpreis von 100 Euro wert ist, sagt der Test.
Unverhofft kommt oft. Die jüngste Bestätigung dieser Weisheit stellt das Xperia X Performance dar, von dem Sony noch kürzlich behauptete, es käme nicht nach Deutschland. Und nun ist es doch da: zur unverbindlichen Preisempfehlung von 699 Euro. Damit beträgt der Aufpreis zum Xperia X glatte 100 Euro. Die Preisfrage im wahrsten Sinne des Wortes lautet also, ob das X Performance diese Mehrkosten wert ist. Deshalb untersucht dieser Test die Unterschiede zwischen den beiden Versionen, für die grundsätzlichen Ausführungen sei daher auf den Test des Xperia X verwiesen.
Weitgehend identisch
Das betrifft sowohl Handhabung und Verarbeitung als auch die Ausstattung samt 32 (netto: 17,5) Gigabyte erweiterbarem Speicher, WLAN ac, Bluetooth 4.2 und NFC bis hin zur Qualität der 23-Megapixel-Kamera. In der Abteilung Multimedia kassiert also auch das Performance dreimal ein knappes „Gut“. Allein das UKW-Radio des Xperia X fehlt aus unerfindlichen Gründen. LTE wird beim Performance zwar mit nominal 450 statt 300 Megabit pro Sekunde unterstützt, doch das stellt keinen in der Praxis spürbaren Unterschied dar, weil die Netze noch gar nicht so weit sind. Vernachlässigen können Interessenten zudem den marginalen Unterschied der Maße: Aus 69 x 143 wurden 70 x 144 Millimeter, die Dicke stieg leicht von 7,9 auf 8,7 Millimeter an und das Gewicht von 154 auf 163 Gramm. Doch das beeinflusst die Haptik nicht nennenswert. Das IPS-Display blieb mit 4,96 Zoll respektive 126 Millimeter und 1080 x 1920 Pixel sogar exakt identisch. Einzig die etwas höhere Helligkeit von 541 statt 480 Candela pro Quadratmeter muss der Vollständigkeit halber festgehalten werden, stellt aber ebenfalls keine Änderung dar, von der man seine Kaufentscheidung beeinflussen lassen sollte. Weitgehend alles gleich mithin.
Wieder wasserdicht
Bleiben exakt drei Unterschiede. Da wäre zum einen der Schutz vor Staub und Wasser des X Performance nach IP 65/68: Dieser war typisch für die Vorgänger der Z-Serie, fehlt allerdings beim Xperia X. Wer sein Smartphone gern mal in Pool, Pfütze oder andere Planschgelegenheiten plumpsen lässt, ist mit dem Performance klar besser beraten.
Mehr PS unter der Haube
Das Hauptaugenmerk liegt natürlich auf dem Prozessor, wie es der Name schon indiziert. Beim Performance kommt nämlich der Snapdragon 820 zum Einsatz, das aktuelle Flaggschiff aus dem Hause Qualcomm. Dessen vier Kerne sind mit 1,6 und 2,2 Gigahertz getaktet. Beim Xperia X ist es der Snapdragon 650 mit Taktraten von 1,4 und 1,8 Gigahertz. Zum Chip gehört außerdem das kräftigere Grafikmodul Adreno 530 statt 510. Über 3 Gigabyte Arbeitsspeicher verfügen beide Varianten. In der Gesamtwertung aus mehr als 50 Einzelwerten von 15 der bekanntesten Benchmarks landet der Proband glatte 60 Prozent über dem Durchschnitt aller in den letzten 24 Monaten getesteten Smartphones. Das Xperia X rangiert hier aktuell „nur“ 23 Prozent über dem Mittel. Macht ergo einen Vorsprung von 37 Prozentpunkten – und sowas merkt man natürlich. Nicht etwa beim Öffnen von Apps oder beim Scrollen durch die Menüs: Dafür reichen selbst erheblich schwächere Prozessoren aus. Doch bei rechenintensiven Aufgaben wie etwa grafisch aufwändigen Games wirken sich die höheren PS-Zahlen des Performance spürbar positiv aus.
Laufzeit bricht ein
Der dritte Unterschied schließlich betrifft die Laufzeit. Im Performance fasst die – erneut fest verbaute – Kraftzelle 3.000 statt 2.620 Milliamperestunden. Damit schafft der Kandidat bei der Videowiedergabe mit auf 200 Candela gedimmtem Bildschirm im Flugmodus 446 Minuten; das Xperia X kommt unter identischen Umständen auf 617 Minuten. Ergo hält das Xperia X satte 38 Prozent länger durch! Das stellt einen immensen Unterschied dar. Im Vergleich zum Durchschnitt platziert sich das Xperia X 27 Prozent darüber, das Performance hingegen 8 Prozent darunter. Das klingt womöglich schlimmer als es ist: Auch mit einem Wert, der 8 Prozent unter dem Mittel schippert, sollte Otto Normalnutzer über den Tag kommen. Betroffen sind vielmehr die Intensivnutzer, die beim Performance mit hoher Wahrscheinlichkeit tagsüber zwischentanken müssen, während sie mit dem Xperia X voraussichtlich über den Tag kommen dürften. Doch gerade diese Intensivnutzer fühlen sich wohl primär vom Performance angesprochen und sollten sich daher Gedanken darüber machen, ob sie per Steckdose oder Powerpack nachtanken können.
Geduld gefragt
Dafür sollten sie ausreichend Zeit einplanen, denn das Performance gehört eindeutig nicht zu den Sprintern. Das serienmäßig beiliegende Netzteil liefert laue 1,5 Ampere: Damit zeigt der zuvor vollständig entladene Akku nach 15 Minuten einen Stand von 14 Prozent an. Nach 30 Minuten sind es 28 Prozent, nach einer Stunde 58 Prozent. Für die komplette Ladung benötigt das Performance 153 Minuten: Angesichts der Akkukapazität 21 Prozent mehr als üblich. Zum Vergleich: Turbo-Lader wie etwa das Huawei P9 Plus weisen nach 15 Minuten bereits wieder einen Ladestand von 35 Prozent auf, weshalb selbst kurze Ladephasen etwas bringen. Für die Gesamtladung braucht das P9 Plus 76 Minuten bei 3.400 Milliamperestunden: genau halb so viel wie im Mittel.
Langsam ist besser
Allerdings scheinen solche Schnelllade-Vorgänge („Quick-Charge“) nach aktuellem Kenntnisstand den Akku fünfmal schneller abzubauen als ohnehin. Den Behauptungen von Qnovo zufolge soll die Kapazität des Stromspeichers bereits nach 100 Ladevorgängen nur noch rund 80 Prozent der Ausgangsleistung betragen: Bei täglichem Laden wäre das nach etwa 14 Wochen. Die Kraftzelle wäre damit nach rund einem halben Jahr reif für den Austausch – besonders ärgerlich, wenn die dann auch noch fest verbaut ist. Abhilfe schaffen soll eine Technologie von Qnovo, die im Sony Xperia X und X Performance zum Einsatz kommt: Weitere Details hierzu finden sich im Test des Xperia X. Da bislang kein Hersteller Stellung zu diesen Zahlen von Qnovo bezogen hat, kann davon ausgegangen werden, dass sie stimmen. Deshalb sollten Interessenten wenn möglich auf Quick-Charge verzichten und die längeren Ladezeiten von Xperia X und X Performance in Kauf nehmen.
Fazit
Das Sony Xperia X Performance trägt seinen Namen völlig zurecht: Es hat tatsächlich reichlich PS unter der Haube und entspricht ansonsten weitgehend dem Basis-Modell Xperia X. Bis auf das etwas hellere Display, das fehlende UKW-Radio sowie die marginal dickere Stärke und das höhere Gewicht sind es vor allen Dingen die folgenden drei Punkte, die das X Performance vom Xperia X unterscheiden:
Das Performance kommt wie die Modelle aus Sonys Z-Reihe mit einem Schutz vor Staub und Wasser nach IP 65/68 – der beim Xperia X fehlt.
Außerdem sorgt der Snapdragon 820 für 37 Prozent mehr Leistung: Damit liegt das Performance glatte 60 Prozent über dem Durchschnitt. In der Praxis merkt man das aber nur, wenn es wirklich anspruchsvolle Aufgaben zu erledigen gilt. Otto Normalnutzer wird auch mit dem Xperia X gut über die Runden kommen, das 23 Prozent über dem Mittel rangiert.
Da der Akku des Performance mit 3.000 Milliamperestunden nur eine minimal höhere Kapazität aufweist, wird der Leistungsschub mit einem Einbruch der Akkulaufzeit erkauft: Statt 617 schafft der Proband nur 446 Minuten im Test – das Xperia X hält also satte 38 Prozent länger durch. Das Performance liegt mit diesem Resultat 8 Prozent unter dem Mittel: Das reicht für Normalnutzer, um durch den Tag zu kommen, doch gerade die Zielgruppe der Intensivnutzer, die das Performance vermutlich in erster Linie anspricht, werden tagsüber wohl gelegentlich zwischentanken müssen. Und das geht dann nicht einmal sonderlich schnell.
Deshalb müssen Interessenten nun abwägen, ob ihnen die etwas knappe Laufzeit des Performance genügt, oder ob sie lieber auf das ausdauernde Xperia X mit und guter, wenngleich nicht spitzenmäßiger Prozessorleistung zurückgreifen.
Im Preis-Leistungs-Verhältnis bekleckern sich beide Xperias nicht wirklich mit Ruhm: Das Performance wird jetzt zum Start meist zur Preisempfehlung von 699 Euro angeboten und liegt damit 56 Prozent unter dem Durchschnitt; das schon eine kurze Weile verfügbare Xperia X lässt sich ab etwa 500 Euro ohne Vertrag erwerben und rangiert damit 38 Prozent unter dem Mittel.
Eine Alternative mit ähnlich großem Display, vergleichbarer Leistung und guter Akkulaufzeit wäre allein das Samsung Galaxy S7, das derzeit ab etwa 540 Euro zu haben ist und 30 Prozent unter dem Schnitt schippert. Die multimedialen Qualitäten sind aber weit besser.
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