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"Snowden-Effekt" - Abhörsichere Smartphones sind gefragt

Bildquelle: ©Adobe Stock / Text: dpa

Berlin - Der Smartphone-Hersteller Blackberry kämpft ums Überleben, doch gleichzeitig liefern seine Handys in Deutschland die Basis für eine sichere Kommunikationslösung. Die Anbieter rechnen nach den Enthüllungen zur Internet-Spionage mit mehr Interesse.

Der Düsseldorfer IT-Spezialist Secusmart hofft dank eines "Snowden-Effekts" auf ein großes internationales Geschäft mit seinen abhörsicheren Smartphones. In Deutschland hätten wenige Tage nach Verkaufsstart 23 Behörden über 1200 der Geräte auf Blackberry-Basis geordert, sagte Secusmart-Chef Hans-Christoph Quelle der dpa. Inzwischen testeten mehrere weitere europäische Länder die Technik. Auch aus der Wirtschaft kämen mehr Aufträge.

Denn die Enthüllungen des Informanten Edward Snowden über die Internet-Überwachung amerikanischer und britischer Geheimdienste hätten die Stimmung verändert. Kryptographie, also die Verschlüsselung von Informationen, stoße auf mehr Interesse. "Wir glauben, dass es der deutschen Krypto-Industrie jetzt bessergehen wird", sagte Quelle. "Der Snowden-Effekt wird mittelfristig auch dem Geschäft mit Sprachverschlüsselung einen Schub geben." Derzeit liefen Test bei mehreren DAX-Konzernen. Der Bedarf sei zwar schon immer dagewesen, werde aber jetzt erst erkannt. "Das Ausmaß des Problems war niemandem klar."

Bei der Ausrüstung der Regierungsbehörden in Deutschland verlassen sich die Verantwortlichen nicht auf Smartphones von der Stange, da diese nicht abhörsicher sind. In den abgesicherten Geräten ist der vertrauliche Bereich dagegen komplett abgeschottet. "Es gibt keine Verbindung zwischen dem dienstlichen Perimeter und der Blackberry-Infrastruktur", betonte Quelle. Damit spielten auch Berichte keine Rolle, wonach es dem US-Geheimdienst NSA vor einigen Jahren gelungen sei, Informationen im Blackberry-Netzwerk mitzulesen. Blackberry erklärt zudem, dass sein neues Betriebssystem sicherer sei.

Das aktuelle Secusmart-Gerät basiert auf dem Blackberry Z10 mit Touchscreen. Das Modell hat dem kanadischen Smartphone-Pionier gerade eine Abschreibung von 934 Millionen Dollar eingebrockt, weil sich der einstige Hoffnungsträger so schlecht verkaufte. Blackberry konnte die Talfahrt bei den Marktanteilen nicht stoppen und setzt jetzt nach einem hohen Verlust auf den Verkauf an einen Finanzinvestor.

Die aktuelle Diskussion um die Zukunft von Blackberry sei "wenig hilfreich", räumte Quelle ein. Allerdings gehe er davon aus, dass Blackberry zumindest als Anbieter geschäftlicher Kommunikation weiter existieren werde: "In unserer Nische sehe ich keine Probleme." Die Secusmart-Lösung sei zwar auch auf Android-Smartphones einsetzbar, der Blackberry biete aber angesichts der Zusammenarbeit eine besonders bequeme Bedienung.

Deutsche Behörden können bei abhörsicheren Smartphones zwischen zwei Anbietern wählen. Neben dem Gerät von Secusmart und Blackberry bietet auch die Deutsche Telekom unter der Bezeichnung "SiMKo 3" ein Smartphone auf Basis des Samsung Galaxy S3 an. Beide Geräte wurden im März auf der Computermesse CeBIT in Hannover vorgestellt. Die Technik ist für die Geheimhaltungsstufe "Verschlusssache - Nur für den Dienstgebrauch" zugelassen.