Smartphone-Apps helfen, sparsam und umweltbewusst Auto zu fahren
Stand: 13.05.2011
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Berlin - Smartphones machen nicht nur das Telefonieren angenehmer, sondern auch das Autofahren, denn es gibt mittlerweile auch speziell für Autofahrer ein großes Angebot an Apps. So warnen beispielsweise einige der Programme bei Raserei, andere weisen den kürzesten Weg zum nächsten Sternerestaurant oder rufen im Notfall die Rettungskräfte. Aber auch für Sparfüchse und Fahrzeughalter mit Bewusstsein für die Umwelt gibt es zahlreiche Apps zum Download. Diese Anwendungen erziehen zum behutsamen Fahren. Das soll den Verbrauch senken. Oder sie machen auf günstige Tankstellen in der Nähe aufmerksam. Und das ist noch längst nicht alles, die Zukunft wird noch ausgefeiltere Lösungen bringen.
Allgegenwärtig sind bereits Navigationsprogramme für Mobiltelefone als Alternative zu den Navis: Wer mit ihrer Hilfe den kürzesten Weg findet, muss seltener an der Zapfsäule halten, was Geld spart. "So etwas macht natürlich immer Sinn", sagt Gerd Lottsiepen, Verkehrspolitischer Sprecher beim Verkehrsclub Deutschland (VCD). Das Angebot an Apps reicht von Navigons "MobileNavigator", das etwa in einer Version für zehn EU-Staaten derzeit 49,99 Euro kostet, bis zu weitaus Günstigerem: 1,59 Euro kostet zum Beispiel "Roadee" für das iPhone, das auf dem Projekt OpenStreetMaps basiert, gegenüber der teureren Konkurrenz aber deutlich weniger Funktionen hat. Die Karten werden zudem erst bei Bedarf aus dem Internet geladen. Das kann vor allem im Ausland ohne Daten-Flatrate teuer werden.
Wer Staus umfährt, spart unter Umständen Zeit und oft auch Sprit - denn Stop-and-Go-Verkehr zerrt an der Tanknadel. Dabei hilfreich sind kostenlose Apps wie "TrafficDroyd" und "Stau Mobil". Letztere greift auf Verkehrsmeldungen des ADAC zurück. Die eigene App des Münchner Automobilclubs heißt "ADAC Maps" (14,99 Euro) und birgt weitere Funktionen wie Verweise auf Tankstellen am Wegesrand. Eine kostenlose App für Apple-Geräte, die an Staus und Unfällen vorbeileiten will, ist zum Beispiel Navigons "traffic4all".
Wenn die reine Selbstdisziplin als Mittel gegen Raserei versagt, kann das Smartphone ebenfalls nützlich sein: Bei den Apps "AutoSpeed" oder "SpeedView" stellt der Fahrer eine Höchstgeschwindigkeit ein und wird durch einen Ton gewarnt, sobald er diese überschreitet. So lässt sich beispielsweise bei längeren Autobahnetappen mit gemäßigtem Tempo Kraftstoff sparen.
Illegal sind nach Angaben des ADAC Telefonprogramme, die - wie manche Navi-Software - vor Blitzern warnen. Noch gebe es zwar keine Rechtsprechung zu solchen Apps, sagt ADAC-Jurist Jost Kärger. Verboten sei laut Straßenverkehrsordnung jedoch das "betriebsbereite Mitführen" von Systemen mit Ankündigungsfunktionen, die vor stationären Messstellen warnen. Darunter fallen seiner Einschätzung nach entsprechende Apps. Nutzer, die bei der Polizei auffliegen, müssen laut Kärger im Extremfall mit der Sicherstellung und Vernichtung ihres Geräts rechnen.
Andere Apps sind zwar legal - aber eher eine Spielerei. Als solche stuft VCD-Sprecher Lottsiepen etwa das Toyota-Programm "A glass of water" ein, das Autofahrer zu einer behutsamen und ökonomischen Fahrweise anregen soll. Die App macht das iPhone zum virtuellen Wasserglas. Wer rabiat fährt, dem "schwappt" das Display über. Lottsiepen bezweifelt den dauerhaften Spareffekt: "Kein Autofahrer wird da 100 Stunden draufschauen." Genauso gut könne man sich einen Apfel auf das Armaturenbrett legen und darauf achten, dass er unterwegs nicht herunterfalle.
Sinnvoller findet Lottsiepen Apps rund um die Themen Tanken und Kostenkontrolle. Seiner Meinung nach helfen in Sachen Effizienz virtuelle Fahrtenbücher fürs Handy. "Gerade für Betriebe und Flotten sind sie interessant", sagt er. Für das iPhone wird etwa im App Store das "TankBuch" kostenlos und in einer Pro-Version für 2,99 Euro angeboten. Verwaltet werden können mehrere Fahrzeuge, Statistiken helfen bei der Übersicht. Der Android Market hält das "Tankbuch Mobil Light" (1,29 Euro) und das "Tankbuch Mobil Pro" (1,79 Euro) bereit. Eine Gratis-App von clever-tanken.de erhebt den Anspruch, stets die günstigsten Spritpreise in der näheren Umgebung zu finden.
In Zukunft sollen Apps Daten nicht nur über das Internet, per GPS oder Mobilfunk des Handys beziehen, sondern per Bluetooth auch mit den rollenden Reifen direkt in Verbindung treten. Daran arbeitet der Pneu-Hersteller Continental. Er will so eine ab 2012 für Neufahrzeuge geplante EU-Richtlinie zur Senkung des Spritverbrauchs durch die Verwendung von Reifendruckkontrollsystemen erfüllen. Der Serienstart des "Filling Assistant" ist nach Auskunft von Sprecher Enno Pflug für 2013 geplant. Dabei sendet ein Sensor im Reifen Daten zum aktuellen Luftdruck über den Umweg der Bordelektronik an das Smartphone. Bei Bedarf kann der Fahrer nachpumpen, um den optimalen Rollwiderstand und damit einen Spritspareffekt zu erzielen.
Die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) entwickelt derzeit in Kooperation mit der Deutschen Telekom eine nach Auskunft von Projektleiter Dennis Horch "marken- und antriebsunabhängige" Software-Lösung zur Senkung von Verbrauch und CO2-Emission. Der als Trainings-App für Fahrer denkbare Ansatz könnte wie eine Bonus-Malus-Regelung funktionieren. "Wer sparsam fährt, wird belohnt und bekommt zum Beispiel einen Parkschein umsonst", nennt Horch einen möglichen Anreiz für das "Eco Driving". Das vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung kofinanzierte Projekt soll 2013 abgeschlossen sein. Ab wann eine App zum Download bereitsteht, die notorische Bleifüße zügeln könnte, ist aber noch nicht abzusehen.