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Smart Home: Leuchten und Steckdosen im Netzwerk

Bildquelle: ©Adobe Stock / Text: dpa/tmn

Berlin - Der Kinoabend in den eigenen vier Wänden will gut vorbereitet sein. Doch in Zukunft reicht vielleicht ein Knopfdruck - und alles ist startklar: "Per Druck auf den Lichtschalter wird automatisch das Licht gedimmt, die Rollläden fahren herunter und die Heimkinoanlage wird angeschaltet. Nutzer können außerdem über ihr Smartphone oder Tablet ihre Unterhaltungselektronikgeräte, zum Beispiel den Fernseher, bedienen", erklärt Tobias Arns vom IT-Verband Bitkom die Zukunftsvision.

In allzu ferner Zukunft liegen solche Szenarien nicht, entsprechende Systeme existieren bereits. Die intelligente Vernetzung vieler Geräte im Haus heißt Smart Home. "Wahrscheinlich noch nicht 2014, spätestens aber 2015 wird der Durchbruch zum Massenmarkt erwartet", sagt Arns. Prognosen zufolge werde der europäische Markt für Smart-Home-Lösungen bis 2017 um das 2,5-fache auf ein Volumen von über vier Milliarden Euro wachsen. Im Jahr 2020 sollen weltweit nahezu 50 Milliarden vernetzte Geräte im Einsatz sein, sagt der Bitkom-Experte.

Zur breiten Umsetzung fehlen Standards

Dass der Durchbruch noch auf sich warten lässt, hat Gründe. "Die Forschung ist bereits sehr weit fortgeschritten", sagt Dirk Timmermann, Professor für Elektrotechnik an der Universität Rostock. Viele Geräte würden aber noch nicht die Sprache des jeweils anderen Geräts verstehen. "Das ist aber kein grundsätzliches Hindernis, man muss sich nur auf Standards einigen", so Timmermann.

Einfache Geräte funktionieren schon heute

Was heute schon gut funktioniert, sind vergleichsweise simple Geräte wie WLAN-Steckdosen oder -Leuchten. Diese lassen sich über das Internet bedienen und programmieren. Die Schaltsteckdose wird in eine normale Steckdose gesteckt und mit dem hauseigenen Router verbunden.

Die Einrichtung der Geräte dürfte für die meisten Nutzer recht simpel sein. "Für einigermaßen technikorientierte Menschen ist das kein Problem. Schwieriger dürften es da die meisten Senioren haben", sagt Elektrotechniker Timmermann. Hier müssten eventuell die Enkel aushelfen.

Auslöser können verschieden programmiert werden

"Alle elektrischen Geräte, die an eine solche Steckdose angeschlossen sind, können dann von überall aus zum Beispiel per Browser oder Smartphone-App ein- und ausgeschaltet werden", erklärt Tobias Arns. Zudem kann der Nutzer einen Zeitplan erstellen, um etwa Lampen und elektrische Geräte zu bestimmten Uhrzeiten zu aktivieren. "Einige WLAN-Steckdosen verfügen über Temperatursensoren oder kennen Sonnenauf- und Untergangszeiten, so dass diese Daten auch den Ein- und Ausschalter auslösen können", sagt Arns.

LED-Leuchten mit WLAN funktionieren ähnlich. Sie lassen sich mit den passenden Apps aber nicht nur ein- und ausschalten und auf bestimmte Uhrzeiten programmieren, sondern auch detaillierter steuern. So kann der Nutzer bei vielen Modellen zum Beispiel Helligkeit und Leuchtfarbe auswählen. Bei einigen Anbietern lassen sich auch Szenarien einstellen, zum Beispiel genau auf den Raum und den Anwender abgestimmtes Leselicht.

Auch ökonomische Vorteile

Der erhöhte Komfort bleibt aber nicht der einzige Gewinn. "Die Geräte verbinden Bequemlichkeit mit ökologischem und ökonomischem Denken", sagt Timmermann. So lässt sich zum Beispiel auch die Heizungsanlage mit dem Smartphone steuern: "Es gibt bereits Systeme, mit denen die Heizung herunterfährt, wenn der letzte Bewohner mit seinem Smartphone das Haus verlässt", so der Experte.

Ist der Nutzer zum Beispiel im Urlaub, kann die Heizung komplett heruntergefahren werden, um Energie zu sparen. Kurz vor der Rückkehr kann er Heiz- oder Klimageräte dann wieder einschalten, so dass bereits bei der Ankunft die gewünschte Temperatur herrscht. Einige WLAN-Steckdosen verfügen außerdem über einen Chip, der den Strom misst. "So kann ich am Ende des Jahres sehen, wie viel Strom an genau dieser Steckdose verbraucht wird, die Hauptverbraucher ermitteln und gegebenenfalls austauschen", erklärt Timmermann.

Darüber hinaus könnten intelligente Stromzähler, sogenannte Smart Meter, den Stromverbrauch messen und die Daten automatisch an den Energieversorger übertragen. "Die Waschmaschine wäscht so zum Beispiel nur dann, wenn der Tarif gerade günstig ist, etwa mit Nachtstrom", erklärt Timmermann.

Datenschutz als Schattenseite der Technologie

Das Thema Datenschutz sehen viele Experten bei Smart Home aber noch sehr kritisch. "Der Kunde wird gläsern. Weil viele Informationen zusammenlaufen, kann ein vollständiges Bewegungsprofil des Nutzers erstellt werden", sagt Johanna Kardel vom Verbraucherzentrale Bundesverband in Berlin.

Seriöse Anbieter suchen

"Der Hersteller kann sehen, wann ich zu Hause bin, wann ich den Kühlschrank öffne und welche Essgewohnheiten ich habe", erläutert die Verbraucherschützerin. Das Leben wird durch die Technik also nicht nur komfortabler, sondern durch die Suche nach einem seriösen Smart-Home-Anbieter, der mit den Daten vernünftig umgeht, auch anspruchsvoller. Dirk Timmermann warnt in diesem Zusammenhang insbesondere vor kostenlosen oder sehr günstigen Geräten. "Hier ist Vorsicht geboten, weil die Hersteller dieser Geräte ihr Geld woanders verdienen müssen."