Sinkende Roamingkosten bringen Smartphone-Fans ins Surflaune
Stand: 28.04.2014
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Köln - Wer mit seinem Smartphone in ausländischen Netzen surft, Daten abruft oder auch nur telefoniert bekommt am Ende womöglich eine saftige Rechnung präsentiert. So war es in der Vergangenheit, Urlauber können davon ein Lied singen. Ursache sind die sogenannten Roaming-Gebühren, die beim Umherwandern durch ausländische Mobilfunknetze anfallen - hier mehr, dort weniger. Für die Netzbetreiber waren sie lange Zeit eine ergiebige Erlösquelle. Milliardensummen haben die Unternehmen in den vergangenen Jahren eingespielt und Aktionäre mit Dividenden beglückt. Nun droht die Quelle endgültig zu versiegen.
Seit vielen Jahren sind der EU-Kommission die Roaming-Gebühren ein Dorn im Auge. Neelie Kroes, Kommissarin für die Digitale Agenda, möchte sie schnell abschaffen und dafür sorgen, dass in der EU zum Inlandstarif telefoniert wird. Handynutzer sollen nicht weiter die Melkkühe der Mobilfunkanbieter sein. Dies sei ein wichtiger Schritt, um das Leben der EU-Bürger einfacher zu machen und weniger kostspielig, sagte Kroes, als die EU-Parlamentarier vor wenigen Wochen das Aus des Roamings am 15. Dezember 2015 beschlossen.
Mobilfunkbetreiber tun sich schwer
Doch die Branchenriesen Telekom, Orange, Vodafone und Co tun sich schwer, aus diesem Giftbecher der EU zu trinken. Sie argumentieren, sie hätten für den Ausbau der Netze zu Hochgeschwindigkeitsautobahnen derzeit enorme Kosten und Investitionen zu schultern. So fehlten ihnen die Roaming-Einnahmen an einer wichtigen Baustelle. Der Europäischen Branchenverband ETNO taxiert die Einnahmeausfälle bis 2020 auf ein Volumen von 7 Milliarden Euro. Auch wenn die EU-Staaten dem Beschluss über das Ende des Roaming noch zustimmen müssen, gibt es kaum einen Weg zurück.
Preise sind bereits deutlich gesunken
Tatsächlich hat Brüssel schon in den vergangenen Jahren die umstrittenen Zusatzkosten im EU-Ausland schrittweise nach unten gedrückt. Derzeit liegt die Obergrenze für abgehende Telefonate von einem EU-Land ins andere bei 24 Cent, am 1. Juli sinkt sie auf 19 Cent, plus Mehrwertsteuer. Für ankommende Gespräche dürfen maximal 7 Cent und ab Jahresmitte nur noch 6 Cent kassiert werden. Auch die Preisobergrenzen für die beliebten Textnachrichter SMS sind streng vorgegeben. Sie werden netto von 8 Cent auf 6 Cent abgesenkt.
Auch das Surfen wird günstiger
Und immer wichtiger: Das mobile Surfen im EU-Ausland wird ebenfalls deutlich günstiger. Die Tarife im Datenverkehr sind im freien Fall: Zum 1. Juli sinkt der Preis pro Megabyte netto um mehr als die Hälfte auf 20 Cent. Doch wer im Rausch des Internets versinkt, kann schnell an Grenzen stoßen. Um bösen Überraschungen vorzubeugen, hat die EU eine Kostenbremse beim mobilen Surfen eingebaut. Werden 60 Euro erreicht, muss der Nutzer ausdrücklich zustimmen, um das Surfen fortzusetzen.
E-Plus hat Roaming-Gebühren bereits gestrichen
In Deutschland ist E-Plus als erster Betreiber vor wenigen Monaten aus der Roamingfalle ausgebrochen. So wurden bei den Discountmarken wie simyo, blau.de oder aldi-talk die Roamingkosten im Prepaid-Bereich kurzerhand komplett gestrichen. 9 Cent im Inland und im EU-Ausland kosten Telefonate seitdem - und für ankommende Gespräche fallen keine Kosten mehr an. Zuvor hatte E-Plus schon Kunden mit einem Base-Pauschaltarif mit einem Aufpreis von 3 Euro monatlich die Roaminggebühren entlassen. E-Plus sprach von einem "einzigartigen" Angebot in der deutschen Mobilfunklandschaft.
Konkurrenz will nachziehen - der Verbraucher kann sich freuen
Doch die Konkurrenz schläft nicht - zur Freude von Urlaubern und Geschäftsreisenden. "Wir planen konkret zu den anstehenden Sommerferien, dass Kunden ihre Flatrates ins EU-Ausland mitnehmen können", sagt ein Vodafone-Sprecher - allerdings nicht kostenlos. Der Marktführer Telekom ist schon ein Stück weiter. Mit einem monatlichen Aufpreis von 5 Euro und einer Laufzeit von einem Jahr können Vertragskunden ab dem 1. Juli ihre Inlands-Flatrate auch frei im EU-Ausland nutzen. Niemand müsse im Urlaub aus Kostengründen auf sein Smartphone verzichten, betont Deutschlandchef Niek Jan van Damme.