OnePlus 3 im Test: Auf der Suche nach dem Haken
Stand: 27.06.2016
Bildquelle: ©Adobe Stock / Text: Verivox
Heidelberg - Alu-Gehäuse, Top-Prozessor, 16-Megapixel-Kamera: Beim OnePlus 3 ist wirklich alles vom Feinsten. Dennoch bleibt der Preis mit 399 Euro ohne Vertrag vergleichsweise moderat. Gibt es da vielleicht einen Haken? Der Verivox-Test klärt, worauf sich Käufer gefasst machen müssen.
Kleine Smartphone-Hersteller aus China operieren oftmals nach dem Billig-Prinzip: minimaler Preis und deshalb möglichst günstige Bauteile. Newcomer OnePlus hat das von Beginn an anders gemacht: Qualitativ spielen die Geräte in der Oberklasse, bleiben preislich aber in der Mittelklasse. So auch beim jüngsten Streich: Das OnePlus 3 sieht mit seinem Unibody aus Aluminium so edel aus wie ein One-Modell von HTC und spielt auch von den Leistungswerten in derselben Liga, kostet dabei aber mit 399 Euro ohne Vertrag rund 300 Euro weniger als das aktuelle HTC 10. Doch der Reihe nach.
Üppige 5,48-Zoll-Mattscheibe
Der Touchscreen misst 5,48 Zoll respektive 139 Millimeter und entspricht damit quasi dem des Vorgängers, dem OnePlus 2. Der Proband gehört damit zu den großen Jungs hierzulande, im Vergleich dazu ist die Mattscheibe des HTC 10 rund 11 Prozent kleiner in der Fläche. Die Auflösung blieb mit 1080 x 1920 Pixel gleich und somit auch die Schärfe von 251 Pixel pro Quadratmillimeter (402 ppi). Das HTC 10 kommt dank 1440 x 2560 Pixel auf 503 Pixel pro Quadratmillimeter (570 ppi), also genau die doppelte Pixeldichte. Das sieht man natürlich im direkten Vergleich. Doch die Frage ist, ob man das wirklich braucht. Ähnlich wie beim Qualitätsunterschied zwischen DVD und BluRay führt dies zu der Entscheidung, ob einem der Zugewinn an Schärfe den höheren Pries wert ist, in diesem Fall rund 300 Euro.
Keine Angst vor OLED-Displays
Hinzu kommt, dass es sich beim Display des 3 um ein Super-AMOLED-Panel handelt – beim Vorgänger sowie dem HTC 10 kommt ein IPS-Panel zum Einsatz. Die Bildpunkte leuchten also selbst, anstatt von hinten illuminiert zu werden. Die Folge sind grandiose Kontraste und eine Blickwinkelstabilität, von der LCD-Telefone nur träumen können. Mitunter bestehen immer noch Ressentiments gegenüber OLED-Mattscheiben: Sie seien zu dunkel und die Farben bonbon-artig. Beides trifft heutzutage nicht mehr zu. Die Farben sind mittlerweile recht natürlich, wenngleich weiterhin kräftig. Außerdem lässt sich die Farbtemperatur manuell nach Gusto justieren. Was die Helligkeit betrifft, so werden beim OnePlus 3 in der Mitte 455 Candela pro Quadratmeter gemessen: Selbst für LCDs wäre das durchschnittlich. In der OLED-Liga ist das 30 Prozent mehr als das Mittel aller in den letzten 24 Monaten getesteten Smartphones.
Selbst die alte Diskussion um die „PenTile-Matrix“ ist heutzutage obsolet: Ja, die roten, grünen und blauen Subpixel, die jeden Bildpunkt erzeugen, weisen bei den meisten OLED-Panels nicht die identische Anzahl auf – weil nicht erforderlich und weil auch das Auge die Grundfarben unterschiedlich wahrnimmt. Die in Anfangstagen der PenTile-Panels vorhandenen Unschärfen aufgrund der unterschiedlich geformten und anders angeordneten Subpixel sind jedoch seit der „Diamond-Matrix“ Geschichte, weil die Subpixel hier annähernd gleich groß und regelmäßig sowie geschickt angeordnet sind, sodass etwa die Ränder von Buchstaben nicht mehr ausfransen.
Wer sich den Unterschied zwischen der früheren „RG-BG“- und der „Diamond“-Matrix ansehen möchte, kann dies im folgenden Video ab Minute 0:41 anhand des Vergleichs zwischen Samsung Galaxy SIII und Galaxy S4 tun:
Kurzum: Es gibt inzwischen keinen Grund mehr, allein wegen eines OLED-Panels vom Kauf eines Telefons Abstand zu nehmen. Ganz im Gegenteil.
Top-Prozessor: Snapdragon 820
Als Prozessor fungiert der Snapdragon 820 und mithin das Topmodell aus dem Hause Qualcomm. In der Gesamtwertung aus mehr als 50 erfassten Einzelwerten von 15 der bekanntesten Benchmarks landet das OnePlus 3 satte 71 Prozent über dem Durchschnitt. Damit gehört der Kandidat zu den zehn stärksten Smartphones hierzulande und zieht mit dem HTC 10 oder auch LG G5 gleich. Kein Wunder: Beide haben ebenfalls den Snapdragon 820 unter der Haube. Und dennoch bleibt das OnePlus 3 damit ein klein wenig hinter den Erwartungen zurück, denn es verfügt über sage und schreibe 6 Gigabyte Arbeitsspeicher: ein neuer Rekordwert! Da hätte man also eigentlich etwas bessere Werte erwartet als beim HTC 10 und LG G5, welche beide mit „nur“ 4 Gigabyte RAM operieren. Der Vorgänger, das OnePlus 2, kommt auf einen Wert, der aktuell 31 Prozent über dem Mittel liegt. Das stellt einen signifikanten Unterschied dar, der sich aber nur bei anspruchsvollen Apps bemerkbar macht, beispielsweise bei Games mit detailreicher, schneller Grafik. Was das Starten von Apps oder das Scrollen durchs Menü betrifft, so „fühlt“ sich das Vorjahresmodell kein Deut langsamer an. Soll heißen: Für Besitzer des 2 dürfte es nur in wenigen Fällen wirklich zwingend sein, aus Gründen der Performance auf das 3 umzusteigen.
Rekord-Arbeitsspeicher
Wer sich vorab im Internet über das OnePlus 3 erkundigt hat, wird vermutlich über Meldungen gestolpert sein, in denen es heißt, der Kandidat nutze die 6 Gigabyte Arbeitsspeicher gar nicht vollständig. Das stimmt nicht . Denn der RAM wird vollständig genutzt – soweit die Apps dabei mitspielen. Ursprung solcher Informationen ist vielmehr die Tatsache, dass der Hersteller die Anzahl der Apps, die gleichzeitig im Arbeitsspeicher gehalten werden, auf 20 begrenzt. Wer die einundzwanzigste App startet, kickt damit also die allererste aus dem RAM. Wird diese erste App später noch einmal angeklickt, so wird sie vollständig neu geladen – und das kann etwa bei Spielen einige Zeit dauern. Die entsprechende Einstellung lässt sich zwar ändern (etwa mit der App „BuildProp Editor“), doch das dürfte die Betriebszeit verkürzen. So lautet zumindest das Argument des Herstellers, warum man trotz üppiger 6 Gigabyte RAM die Zahl der im Hintergrund laufenden Apps auf 20 begrenzt.
Akku hält ordentliche 549 Minuten lang
Die Laufzeit des Stromspeichers wird in Form der Wiedergabe eines Videos mit hohem Weißanteil gemessen, um OLED-Panels gleichermaßen zu fordern. Dabei bleibt das Displaybeleuchtung bei düsteren 200 Candela, um die Vergleichbarkeit mit anderen Probanden zu gewährleisten. Schließlich ist der Flugmodus während des Tests aktiviert, damit Störeinflüsse etwa durch die Suche nach WLAN- und Mobilfunknetzen mit Sicherheit ausgeschlossen werden können. Auf diese Weise hält das OnePlus mit seinem fest verbauten 3.000-Milliampsterestunden-Akku ordentliche 549 Minuten lang durch: 13 Prozent mehr als üblich. Das reicht Otto Normalnutzer locker, um durch den Tag zu kommen, womöglich auch über zwei. Bei Intensivnutzern hängt es davon ab, ob sie eher moderat oder wirklich extrem intensiv zur Sache gehen. Für Letztere gibt es noch ausdauerndere Kollegen wie etwa das Samsung Galaxy S7 mit seinen 696 Minuten. Doch das kostet aktuell rund 550 Euro und mithin etwa 150 Euro mehr als das OnePlus 3. Das HTC 10 liegt hier mit 572 Minuten nur geringfügig vor dem OnePlus 3.
Superschnelles Auftanken
Wer als Extremnutzer tagsüber die Chance hat, nachzutanken, darf sich dennoch für das OnePlus erwärmen. Denn es kommt ab Werk mit einem Netzteil, das satte 4 Ampere liefert – üblich sind 1 bis 1,5 Ampere, teils sogar weniger. Damit helfen bereits wenige Minuten am Ladekabel enorm: Der zuvor vollständig entladene Stromspeicher zeigt nach 15 Minuten bereits wieder einen Stand von 30 Prozent an, nach 30 Minuten sind es 62 Prozent und nach einer Stunde 94 Prozent. Für die vollen 100 Prozent braucht der Proband 76 Minuten, das ist angesichts der Akkukapazität 75 Prozent weniger als üblich. Damit belegt das OnePlus Rang 5 der Turbo-Lader. „Dash Charge“ nennt OnePlus die selbstentwickelte Technologie dahinter, welche dafür sorgen soll, dass der Akku trotz dieser hohen Ladeströme geschont wird. Dafür werte man permanent zahlreiche Parameter aus, um den Ladevorgang jeweils optimal anzupassen. Das klingt stark nach der Vorgehensweise von Qnovo, die kürzlich im Rahmen des Tests des Sony Xperia X ausführlich erörtert wurde: Für Details sei daher auf dessen Test verwiesen. Abschließend noch ein Blick auf die Konkurrenz: Das HTC 10 benötigt mit 91 Minuten für die Komplettladung nur marginal länger, das OnePlus 2 liegt mit 140 Minuten für 3.300 Milliamperestunden 5 Prozent über dem Mittel. Der Nachfolger lädt also wesentlich schneller, was ihn für alle interessant macht, die tagsüber nachtanken müssen, dafür aber meist nur wenig Zeit haben. Das wäre also durchaus ein Grund, weshalb ein Besitzer des 2 auf das 3 umzusteigen in Erwägung ziehen könnte.
Aktuellste Funk-Standards
LTE unterstützt den Datenempfang bis 300 Megabit pro Sekunde, mit WLAN ac und Bluetooth 4.2 sind die jeweils aktuellen Funk-Standards an Bord, ebenso wie NFC und ein Fingerabdruck-Sensor, der zugleich als Home-Button dient. Der Anschluss des USB-Kabel wird über die neue „Typ C“-Buchse realisiert, bei der sich das Kabel beidseitig einstöpseln lässt. In puncto Übertragungsrate bleibt es jedoch beim üblichen Standard USB 2.0. Einen Schutz vor Staub und Wasser sucht man ebenso vergebens wie Multimedia-Schnittstellen à la DLNA, MHL oder Google Cast. Dafür unterstützt das OnePlus 3 aber Dual-SIM: In den Slot auf der rechten Seite lassen sich zwei Nano-SIM-Karten einschieben. Das entspricht der Ausstattung des Vorgängers, der lediglich auf NFC verzichtet und die Vorversion von Bluetooth beherrscht.
Kleiner Haken… für manche
Bis hierher dürften so gut wie alle potenzielle Käufer noch interessiert sein: Die Komponenten des OnePlus 3 sind wie erhofft State of the Art. Einen Wertmutstropfen müssen sie jedoch schlucken: Wie schon das Vorjahresmodell, so verfügt auch das OnePlus 3 nicht über einen Micro-SD-Slot, der Speicher kann also nicht erweitert werden. Allerdings stellen die Chinesen satte 64 (netto: 51,58) Gigabyte intern zur Verfügung, womit so ziemlich jeder problemlos über die Runden kommen dürfte. Nur wer wirklich seine komplette Musiksammlung oder mehr als 25 Spielfilme in DVD-Qualität oder anderweitige riesige Datenmengen mobil dabeihaben möchte, braucht mehr. Doch dafür gibt es einerseits die Cloud und andererseits USB-On-the-Go: Mit Hilfe eines optionalen Adapterkabels für eine Handvoll Euro lassen sich beispielsweise USB-Sticks oder ganze Festplatten mit eigener Stromversorgung an das Telefon andocken. Beim Erwerb aber an den „Typ C“-Anschluss des OnePlus 3 denken! Die Anzahl der Fälle, in denen der Speicher des OnePlus 3 nicht ausreicht, dürfte deshalb sehr überschaubar bleiben.
Kamera mit optischem Stabilisator
Die Nutzeroberfläche der Kamera-App entspricht weitgehend der des Vorgängers, neu ist lediglich der Auto-HDR-Modus, der den Kontrastoptimierer auf Wunsch automatisch zuschaltet falls erforderlich. Außerdem können nun bei Bedarf Fotos auch im RAW-Format gespeichert werden. Die weiße LED auf der Rückseite leuchtet den Nahbereich nur recht mäßig aus, da ist der Vorgänger etwas kräftiger. Die Frontkamera nimmt Fotos mit 8 statt 5 Megapixel auf: klarer Vorteil zugunsten des Nachfolgers. Auch bei der Hauptkamera hat man die Auflösung erhöht: von 13 auf 16,2 Megapixel. Damit hat die Schärfe natürlich leicht zugelegt – was man allerdings nur dann bemerkt, wenn man die Aufnahmen stärker vergrößert. Auf dem Bildschirm des Telefons selbst dürfte kaum jemand etwas davon merken. Obwohl durch die gestiegene Auflösung die Größe der Dioden auf dem Sensor von 1,3 auf 1,12 µm sank und die Lichtstärke des Objektivs mit einem Blendenwert von ordentlichen f 2,0 gleichblieb, hat das Bildrauschen dennoch nachgelassen. Ebenso wie der leichte Rotstich, der beim OnePlus 2 noch auf einigen Testaufnahmen zu erkennen war. Es gibt also einige Fortschritte in Sachen Qualität, die aber nicht offensichtlich sind. Der optische Bildstabilisator half schon dem OnePlus 2 in kritischen Lichtsituationen: Wo Konkurrenten mit nur digitalem Stabilisierer verwackelte Ergebnisse produzieren, liefert das OnePlus 3 in der Regel noch scharfe Fotos. Unterm Strich erntet der Kandidat einen Punkt mehr als sein Vorgänger, doch dieser macht den Unterschied aus zwischen einem strammen „Gut“ und einem knappen „Sehr gut“. Der Unterschied zum HTC 10 beträgt ebenfalls nur einen Punkt.
Videos in 4K
Die Frontkamera nimmt Videos jetzt mit 1920 x 1080 statt nur 1280 x 720 Pixel auf, die Hauptkamera lieferte schon beim Vorjahresmodell 4K (3840 x 2160 Pixel). In Full HD wirken Schärfe und Details passabel, wenngleich alles andere als top, das Grieseln des Vorgängers hat aber nachgelassen. In 4K können sich Schärfe und Details sehen lassen, selbst in den Ecken. Leider bleibt es aber beim äußerst unruhigen Autofokus, der mitunter kräftig pumpt und selbst im Optimalfall permanent leicht schwankt, was das Bild „schwimmen“ lässt. Das kann gerade auf großen Bildschirmen wie 4K-Fernsehen sehr unangenehm wirken. Nicht zuletzt sind auch wieder die mitunter kräftigen Komprimierungsartefakte dabei, etwa bei schnellen vertikalen Schwenks oder auf größeren Flächen wie Himmel oder Wolken. Deshalb reicht es auch dem OnePlus 3 nur zu einem „Mangelhaft“ in der Videowertung.
Klang enttäuscht
Das OnePlus 3 kommt wieder ohne Kopfhörer, was aber bei der üblichen Qualität solcher Beilagen keinen großen Verlust darstellt. Ein UKW-Radio gehört ebenfalls nicht mit zur Ausstattung. Am Referenz-Headset, den Ultimate Ears Reference Monitors, erzeugt der Proband einen enorm kräftigen Sound. Doch in Sachen Frequenzgang hapert es mächtig: Die Höhen sind dumpf, die Bässe rumpeln eher statt echten Druck aufzubauen. Damit entspricht der Klang dem des Vorgängers und kassiert ebenfalls nur ein „Mangelhaft“.
Extrem solides Unibody-Gehäuse
Das Gehäuse besteht aus einem einzigen Stück Aluminium, was dem Kandidaten eine enorme Stabilität verleiht. Im Verwindungstest bewegt sich da nichts und vor allen Dingen drückt das Deckglas nirgends auf das Panel, was auf Dauer Pixel beschädigen könnte. Das OnePlus 3 vermittelt den Eindruck, als könne man damit einen Nagel in die Wand schlagen. Erstklassig! Auch der Übergang vom Metallkorpus zum „2,5 D“-Deckglas, welches sich an den Rändern leicht nach unten wölbt wie ein Kissen, fühlt sich so gut wie nahtlos an. In Sachen Qualität kann sich der Proband damit vollauf mit den Besten der Branche messen wie etwa den One-Modellen von HTC, denen die Rückseite auch recht ähnelt. Letztere reicht von 5,0 Millimeter an den Kanten bis zur Kamera-Ausbuchtung mit 8,7 Millimeter, ist aber weitgehend flach. Mit 160 statt 175 Gramm ist der Novize eine ganze Ecke leichter als sein Vorgänger, weshalb das OnePlus 3 trotz der üppigen Maße von 75 x 153 Millimetern recht gut in der Hand liegt.
Hohe Anpassungsfähigkeit
In der linken Flanke oben findet sich ein Schieber mit drei Positionen. In der unteren werden sämtliche Benachrichtigungen signalisiert, in der mittleren nur solche mit Priorität und in der oberen melden sich nur noch Wecker und Mediaplayer – und selbst die können auf Wunsch ausgeschaltet werden. In den Einstellungen kann der Anwender festlegen, welche Ereignisse, Apps und Kontakte Priorität haben sollen. Auch sonst ist Individualisierung Trumpf bei „Oxygen OS 3.1.2“: So lässt sich zum Beispiel die „Zurück“-Funktion von links nach rechts verschieben – das hilft ungemein, wenn man von Samsung kommt und das so gewohnt ist. Auch kann der Anwender bestimmen was passiert, wenn die drei Navigationselemente („Zurück“, „Home“, „Taskmanager“) doppelt oder lange gedrückt werden. Außerdem lassen sich die Schnellzugriffe im Benachrichtigungscenter immerhin ausblenden und verschieben – neue aber nicht hinzufügen. Das geht so weit, dass man festlegen kann, welchen Status die Info-LED auf der Front in welcher Farbe anzeigen soll.
Nahezu natives Android
Doch auch wenn sich die Nutzeroberfläche „Oxygen OS“ nennt, handelt es sich nicht etwa um ein proprietäres Betriebssystem. Als solches kommt Android 6.0.1 zum Einsatz, das insbesondere den kompletten App Store mit sich bringt. Bis auf die Funktionen zur Individualisierung und Gestensteuerung inklusive „Tap 2 Wake“ zum Aufwecken des Telefons aus dem Standby-Modus per Doppeltipp auf den Touchscreen bleibt Android unangetastet: Das bedeutet beispielsweise, dass die Apps im Menü automatisch nach Alphabet sortiert werden – ob man will oder nicht. Eine eigene Reihenfolge oder Ordner sind hier nicht möglich: Dafür sind im Android-Konzept schließlich die Startbildschirme da. Zu meckern gibt es insgesamt wenig, und wenn, dann betrifft die Kritik Kleinigkeiten. So ist es unter Android 6 derzeit leider Usus, dass jede USB-Verbindung erst einmal manuell auf dem Display des Smartphones aktiviert werden muss, andernfalls zeigt sich der Inhalt des Telefonspeichers nicht am Rechner. Aber das tut dem positiven Gesamteindruck kaum Abbruch.
Fazit
Das OnePlus 3 gehört mit zu den aktuell besten Smartphones hierzulande – zumindest wenn es um Ausstattung, Verarbeitung und Wertigkeit geht. Display, Prozessor und Funkstandards sind top, die Akkulaufzeit reicht Normalnutzern locker und könnte sogar Intensivnutzer über den Tag bringen, sofern sie es nicht allzu sehr übertreiben. Auch die Foto-Qualität der 16-Megapixel-Kamera („sehr gut“) geht vollauf in Ordnung. Nicht zuletzt gefällt das weitgehend native Android der Nutzeroberfläche „Oxygen“, die zahlreiche Anpassungen ermöglicht.
Trotzdem gibt es drei Haken: Der erste betrifft den nicht erweiterbaren Speicher, der jedoch 64 (netto: 51,6) Gigabyte fasst und damit mehr als ausreichend sein sollte für die allermeisten Interessenten. Nummer zwei ist die Qualität der Videos, die aufgrund des pumpenden Akkus nur ein „Mangelhaft“ kassiert. Nicht zuletzt enttäuscht der Klang am Kopfhörerausgang, der ebenfalls nur ein „Mangelhaft“ erzielt.
Wer jedoch auf Video- und Audioqualität keinen Wert legt und mit 51,6 Gigabyte Speicher hinkommt, findet im OnePlus 3 ein vergleichsweise günstiges Flaggschiff. Das HTC 10 etwa weist zwar keinen dieser Nachteile auf, kostet dafür aber auch rund 300 Euro mehr ohne Vertrag.
Für Besitzer des OnePlus 2 gibt es nur in den wenigsten Fällen Grund für einen Umstieg. Das Display ist gleich geblieben in Bezug auf Größe und Auflösung, die Akkulaufzeit nur marginal länger (4 Prozent), die Ausstattung bis auf NFC und den neueren Bluetooth-Standard 4.2 identisch. In der Abteilung Multimedia hat sich allein die Foto-Qualität ein kleines bisschen verbessert. Der erste signifikante Vorteil betrifft die Prozessorleistung, die glatte 40 Prozent zugelegt hat. Weil aber auch der Vorgänger immer noch superschnell ist, macht sich das lediglich bei besonders intensiven Apps wie etwa grafisch aufwändigen Games bemerkbar; im Alltag beim Starten von Apps oder dem Scrollen durch die Menüs merkt der Nutzer davon nichts. Darüber hinaus klappt das Laden des Akkus nun sehr viel schneller, gerade wenn nur wenig Zeit zur Verfügung steht. Wer also sein OnePlus 2 tagsüber regelmäßig nachtanken muss, dafür aber stets nur ein paar Minuten hat, könnte durchaus den Umstieg in Erwägung ziehen. Alle anderen können getrost beim OnePlus 2 bleiben.