Nokias ausgemusterte Software MeeGo bekommt zweite Chance
Stand: 04.10.2012
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Berlin - Android ist das führende Betriebssystem auf dem Smarpthone-Markt. Gegen das Google-System haben es andere Anbieter schwer. Doch eine Allianz wagt den Aufstand mit der einst von Nokia ausgemusterten Software MeeGo.
Das von Nokia verworfene Smartphone-Betriebssystem MeeGo bekommt eine zweite Chance, sich doch noch auf dem hart umkämpften Markt zu etablieren. Die neue Firma Jolla will in Hongkong eine Allianz mit führenden Unternehmen der Branche schmieden. Ein auf MeeGo basiertes System mit dem aktuellen Codenamen "Sailfish" solle bis Frühjahr 2013 den Herstellern zum Lizenzieren zur Verfügung stehen. Die Partner wollten gemeinsam rund 200 Millionen Euro in das neue System investieren, hieß es am Dienstag.
Jolla setzt dabei besonders auf den boomenden chinesischen Markt. "Die nächste große Veränderung im mobilen Geschäft wird aus China kommen und Jolla will sie mit ermöglichen", erklärte Jolla-Chef Jussi Hurmola. Namen von Partnern wurden nicht genannt.
MeeGo war gemeinsam von Nokia und Intel entwickelt worden. Im Februar 2011 zog der neue Nokia-Chef Stephen Elop jedoch die Reißleine und setzte stattdessen auf die Plattform Windows Phone von Microsoft. Sein Begründung war, es hätte noch zuviel Zeit gebraucht, um MeeGo zur Marktreife zu bringen. Nokia brachte 2011 nur ein MeeGo-Smarpthone, das Modell N9, in wenigen Ländern auf den Markt. Sein Design floss jedoch in die ersten Lumia-Geräte mit Windows Phone ein. Die Lumia-Smartphones haben dem Microsoft-System bisher nicht entscheidend aus dem Keller beim Marktanteil helfen können. Die beiden Partner hoffen jedoch auf diesen Herbst mit der nächsten Version Windows Phone 8 und neuen Geräten.
Die Pläne von Jolla wirken umso ambitionierter, da derzeit die Google-Plattform Android mehr als die Hälfte des Smartphone-Marktes kontrolliert. Zusammen mit Apples iOS lässt Android anderen Systemen immer weniger Platz. Bei Marktbeobachtern gilt auch schon der Smartphone-Klassiker Blackberry trotz seiner 80 Millionen Nutzer als bedroht. Der Blackberry-Anbieter RIM will im kommenden Jahr mit dem neuen Betriebssystem Blackberry 10 eine Aufholjagd starten.
Zugleich zeichnet sich aber auch ab, dass sich der chinesische Markt von der allgemeinen Android-Dominanz abkoppeln könnte. So arbeitet etwa die große Online-Handelsplattform Alibaba an einem eigenen System mit dem Namen Aliyun.