Nokia vor Übernahme eines französischen Konkurrenten?
Stand: 14.04.2015
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Helsinki / Paris - Im Geschäft um die Ausrüstung von Telekommunikationsnetzen könnte es bald einen neuen Marktführer geben: Derzeit prüfen die Netzwerk-Ausrüster Nokia und Alcatel-Lucent einen Zusammenschluss. Mit der Fusion könnte man der aggressiven Konkurrenz aus China und dem wachsendes Aufkommen im Netzverkehr begegnen.
Die europäischen Netzwerk-Ausrüster Nokia und Alcatel-Lucent wollen ihre Kräfte im Kampf gegen die mächtige Konkurrenz aus China bündeln. Nokia bestätigte am Dienstag Gespräche über einen Zusammenschluss. Bei einer Fusion der beiden Unternehmen könnte ein neuer Weltmarktführer entstehen. Zugleich könnten politische Hürden in Frankreich dem Zusammenschluss im Wege stehen.
Die Verhandlungen seien zwar fortgeschritten, könnten aber noch scheitern, erklärte Nokia. Das Geschäft könne mit einem Angebot für Alcatel-Lucent über die Bühne gehen. Alcatel-Lucent ist an der Börse gut 11 Milliarden Euro wert, die Aktie zog nach der Ankündigung um über sieben Prozent an. Der Marktwert von Nokia liegt bei knapp 30 Milliarden Euro und die Finnen hatte zuletzt Geldreserven von rund 7,7 Milliarden Euro. Mit einem Kombi-Angebot aus Geld und eigenen Aktien könnte Nokia eine Übernahme also finanziell stemmen.
Schwierigkeiten nicht ausgeschlossen
Allerdings machte die französische Regierung laut Medienberichten bereits deutlich, dass sie ein Mitspracherecht und Garantien für das Geschäft von Alcatel-Lucent haben wolle. Das dürfte einen Deal erschweren. Denn die aktuellen Größenverhältnisse von Nokia und Alcatel-Lucent machen Sparmaßnahmen nach einem Zusammenschluss sehr wahrscheinlich. Die französische Regierung hat die Telekommunikations-Industrie zu einer Branche von nationalen Interesse ausgerufen und hat daher ein Auge auf einen möglichen Verkauf des Pariser Unternehmens.
Nokia hatte Ende vergangenen Jahres 54 600 Mitarbeiter im Netzwerk-Bereich und Alcatel-Lucent insgesamt gut 50 000. Der Nokia-Konzern erwirtschaftete einen Umsatz von 12,7 Milliarden Euro. Der Löwenanteil kommt aus dem Netzwerk-Geschäft, die Handy-Sparte hatte das Unternehmen an Microsoft verkauft. Alcatel-Lucent hat mit 13,2 Milliarden Euro Erlöse in ähnlicher Größenordnung. Der Konzern entstand aus einem Zusammenschluss zwischen Alcatel aus Frankreich und Lucent aus den USA. Nokia betrieb in der Netzwerk-Technik früher ein Gemeinschafsunternehmen mit Siemens, übernahm 2013 jedoch den 50-Prozent-Anteil der Deutschen.
Aggressive Rivalen aus Asien
Netzwerk-Ausrüster liefern Technik für Telekom-Konzerne. Dabei stehen etablierte westliche Anbieter unter verstärktem Druck aggressiver Rivalen aus China. Der europäische Rivale Ericsson hielt sich im vergangenen Jahr an der Spitze der Branche mit einem Umsatz von 25,1 Milliarden Euro. Die Schweden liefern sich aber schon seit Jahren ein Kopf-an-Kopf-Rennen mit Huawei aus China.
Zunehmende Netzbelastung als Herausforderung
Vor allem mit dem wachsenden Datenverkehr über Smartphones brauchen die Telekom-Konzerne immer neue Ausrüstung für ihre Netze. Für die nächsten Jahre kündigt sich ein großes Geschäft mit dem nächsten Datenfunk-Standard 5G an, der viel schnelleres Internet unterwegs ermöglichen soll. Allerdings ist es immer noch ein Markt mit wenigen Abnehmern und einem scharfen Wettbewerb zwischen den Anbietern der Netztechnik.
Nokia reagierte mit der kurzen Mitteilung am Dienstag auf einen Bericht des Finanzdienstes Bloomberg. Bloombergs Informationen zufolge wird zwar über einen kompletten Zusammenschluss gesprochen, eine Möglichkeit sei aber auch allein die Übernahme des Drahtlos-Geschäfts von Alcatel-Lucent durch Nokia.