Nokia verlor 2010 drastisch an Boden - Brandbrief schreckt auf
Stand: 09.02.2011
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Egham/Berlin - Durch den Vormarsch der Smartphones wurde der Handy-Markt im vergangenen Jahr umgekrempelt. Zum ersten Mal schaffte es Apple 2010 mit seinem iPhone unter die fünf größten Handy-Hersteller. Nokia verlor hingegen drastisch an Boden. Der Marktanteil des finnischen Weltmarktführers ist im Jahresvergleich von 36,4 auf 28,9 Prozent geschrumpft. Dies sind die Ergebnisse einer Studie des Marktforschungsinstituts Gartner.
Im Internet tauchte am Mittwoch ein angeblicher Mitarbeiter-Brandbrief des neuen Nokia-Chefs Stephen Elop auf, in dem die Arbeit des Konzerns schonungslos kritisiert wird. Das Blog "Engadget" veröffentlichte den kompletten Text und berichtete, mehrere Quellen hätten die Echtheit des Schreibens bestätigt. In dem Text wird die Lage des Unternehmens mit der eines Mannes verglichen, der auf einer brennenden Bohrplattform steht und sich entscheiden muss, ob er ins kalte Wasser springt oder in den Flammen untergeht. Nokia-Sprecher lehnten einen Kommentar ab. Am Freitag will Elop auf einer Analystenkonferenz nähere Details zu seiner künftigen Strategie vorstellen.
Nokia verkaufte 2010 nach Gartner-Zahlen gut 461 Millionen Mobiltelefone, rund 20 Millionen mehr als im Jahr davor. In dem schnell wachsenden Geschäft bedeutete das jedoch einen Verlust von Marktanteilen. Besonders deutlich wurden die Probleme der Finnen im lukrativen Smartphone-Markt. Das Google-Betriebssystem Android breitet sich schnell aus und zog im vierten Quartal mit der Symbian- Plattform von Nokia zumindest gleich. Seit Tagen wird spekuliert, dass Elop am Freitag den Wechsel von Symbian zu Microsofts Betriebssystem Windows Phone 7 verkünden könnte.
Aufs gesamte Jahr 2010 gesehen rückte Android im Smartphone-Markt von nur 3,9 Prozent Marktanteil auf 22,7 Prozent vor. Nokia hielt noch die Spitzenposition mit 37,6 Prozent. 2009 hatten die Finnen allerdings das Geschäft mit Computerhandys noch mit 46,9 Prozent dominiert.
Insgesamt seien im vergangenen Jahr 1,6 Milliarden Mobiltelefone verkauft worden, berichtete Gartner - ein Plus von 31,8 Prozent. Knapp jedes fünfte Mobiltelefon war ein Smartphone. Der Absatz der Computer-Handys stieg damit um 72,1 Prozent. Das Wachstum ist so rasant, dass es Engpässe bei Bauteilen wie Kamera-Modulen und Touchscreens gibt, die noch bis in die zweite Hälfte 2011 hineinreichen werden, sagte Gartner-Analystin Carolina Milanesi.
Im gesamten Handymarkt blieb Samsung mit 281 Millionen verkauften Geräten die Nummer zwei, der Marktanteil gab aber von 19,5 auf 17,6 Prozent nach. Der ebenfalls südkoreanische Hersteller LG liegt auf dem dritten Platz mit 114 Millionen abgesetzten Mobiltelefonen und 7,1 Prozent des Marktvolumens. Danach folgen Unternehmen mit deutlich geringeren Verkaufszahlen.
So verkaufte Research In Motion (RIM) auf Rang vier knapp 47,5 Millionen seiner BlackBerry-Geräte, was einen Marktanteil von 3,0 Prozent entsprach. Apple folgte dicht danach mit 2,9 Prozent Marktanteil und 46,6 Millionen iPhones. Beides sind allerdings Smartphone-Hersteller, die einen ordentlichen Preis für jedes verkaufte Mobiltelefon einstreichen können.
Aufs Jahr gesehen rutschten Sony Ericsson (2,6 statt 4,5 Prozent Marktanteil) und Motorola (2,4 statt 4,8 Prozent) deutlich ab. Allerdings muss das nicht viel über die aktuelle Tendenz aussagen: Beide setzen stark auf das Google-Betriebssystem Android.