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Nexus 5X vs. 6P: Welches Google-Smartphone lohnt sich?

Bildquelle: ©Adobe Stock / Text: Verivox

Heidelberg - Gleich zwei Smartphones auf einmal: Da haben Fans von Google Nexus-Phones die Qual der Wahl. Neben dem großen 6P gibt es nämlich auch das etwas kleinere Nexus 5X mit 5,2-Zoll-Display, das aber ansonsten weitgehend identisch ist. Was Interessenten vor der Kaufentscheidung beachten sollten, erklärt unser Vergleichstest.

Es hört sich nach wenig an, wenn man die Maße auf dem Papier gegenüberstellt: 73 x 147 statt 78 x 159 Millimeter: Das klingt nach Peanuts – ja, nicht einmal nach einer einzigen Erdnuss! Und doch fühlt sich das Nexus 5X erheblich kompakter an als das Nexus 6P. Der Eindruck geht einerseits auf das Konto des um 25 Prozent leichteren Gewichts von 135 statt 179 Gramm. Andererseits fehlt dem kleinen Nexus der wuchtige Kamerawulst am oberen Ende der Rückseite. Subjektiv spielt das 5X daher in einer anderen Liga.

Gutes Display

Dafür ist aber auch das Display ein ganzes Stück kleiner, 132 statt 144 Millimeter (5,2 statt 5,66 Zoll) in der Diagonale, was in der Fläche einen Unterschied von immerhin 16 Prozent ausmacht. Außerdem hat Google die Auflösung auf 1080 x 1920 Bildpunkte reduziert, weshalb die Pixeldichte von 417 auf 278 Pixel pro Quadratmillimeter (von 519 auf 424 ppi) sinkt. Den Unterschied sieht man allerdings nur im direkten Vergleich. Und wann macht man derlei schon im Alltag? Außerdem liegt die Schärfe des Nexus 5X immer noch ordentliche 12 Prozent über dem Durchschnitt aller in den letzten zwölf Monaten getesteten Smartphones. Mehr als reichlich also, um die Anzeige schön scharf zu gestalten. Während das 6P mit AMOLED-Bildschirm kommt, handelt es sich beim 5X um ein IPS-Panel mit Dual-Domain. Die Darstellungsqualität ist bei beiden Varianten gut, weshalb dieses Kriterium nicht herangezogen werden sollte, um eine Kaufentscheidung zu treffen.

Prozessor schlägt sich prima

Beim Prozessor hat Google abspecken lassen: Das von LG gefertigte 5X setzt nämlich auf den Qualcomm Snapdragon 808 anstelle des 810. Dessen 6 statt 8 Kerne sind mit 1,8 statt je zur Hälfte mit 1,5 und 2,0 Gigahertz getaktet. Außerdem hat das Grafikmodul Adreno 418 weniger PS unter der Haube das der Adreno 430 des Nexus 6P. Nicht zuletzt sind im kleinen Bruder 2 statt 3 Gigabyte Arbeitsspeicher verbaut. Ein Sparprogramm in allen Belangen also. Umso mehr überrascht das Ergebnis der Prozessortests. Dafür werden die zwölf der bekanntesten Benchmarks verwendet, mehr als 50 Einzelwerte erfasst und schließlich alle zu einem Gesamtergebnis verrechnet. Im Prozessortest liegt das Nexus 5X stramme 21 Prozent über dem Mittel, während das Nexus 6P rund 28 Prozent darüber rangiert. Ergo gerade einmal 7 Prozentpunkte Differenz: verblüffend wenig. Die Prozessorleistung des Nexus 6P ist also nur marginal höher, weshalb darin kein Grund zu erkennen ist, das große Google-Phone zu wählen.

Akku hält länger

Auch beim Nexus 5X ist der Akku fest verbaut, wie es heutzutage leider immer häufiger der Fall ist. Die Kapazität beträgt 2.800 Milliampere-Stunden, womit es der Kandidat im Laufzeittest bei der Videowiedergabe mit einer Bildschirmbeleuchtung von düsteren 200 Candela pro Quadratmeter auf 510 Minuten brachte. 8 Prozent länger als üblich. Das Nexus 6P erzielte unter identischen Bedingungen 452 Minuten: 4 Prozent unterdurchschnittlich. Macht also einen Unterschied von 12 Prozentpunkten, den das kleine Modell länger durchhält. Mit einem kompakteren Display ist das natürlich einfacher. Doch andererseits nutzt es dem Anwender ja nichts, sich zu sagen was für ein schön großes Display sein Smartphone doch hat, wenn am Nachmittag die Lichter ausgehen. Fakt ist: Ganz gleich, wie groß oder klein die Mattscheibe ist, das Telefon muss bis zum Abend durchhalten. Und da hat das Nexus 5X signifikant die Nase vorn.

Ladezeit: Von Null auf Hundert in 99 Minuten

Das Laden klappt ähnlich schnell wie beim Geschwistermodell, denn auch LG legt seinem diesjährigen Nexus serienmäßig ein 3 Ampere starkes Netzteil bei; üblich sind rund 1 Ampere, 2 bei Turbo-Ladern. Damit ist der vollständig entladene Akku nach 15 Minuten bereits wieder bei 27 Prozent, nach 30 Minuten sind es 46 Prozent und nach einer Stunde 82 Prozent. Die vollen 100 Prozent erreicht das Nexus 5X nach 99 Minuten und somit 42 Prozent schneller als üblich. Wie schon das Nexus 6P, so setzt auch das Nexus 5X auf die neuen USB-Verbindungen „Typ C“. Das gilt sowohl für die Schnittstelle des Telefons als auch die des Netzteils. Wer also alte Netzteile weiterhin nutzen, USB-Sticks anschließen oder einfach nur das Handy mit dem Computer verbinden möchte, benötigt neue Kabel oder Adapter. Mehr dazu im folgenden Video:

(Dieses Video ist nicht mehr verfügbar.)

Speicher: 50 €, die sich lohnen

Standesgemäß fehlt dem Nexus 5X ein Slot für Micro-SD-Karten, der Speicher kann also nicht erweitert werden. Umso wichtiger wird die Wahl des richtigen Modells: 16 oder 32 Gigabyte stehen zur Disposition, von denen nach Aktualisierung aller vorinstallierten Apps noch 7,3 respektive 23,3 Gigabyte netto übrigbleiben. Für Apps, Termine, Kontakte, Nachrichten & Co. reicht das in jedem Fall. Mithin verbleiben beim kleinen Modell noch rund 6 Gigabyte: Wer größere Datenmengen mobil benötigt, stößt da schnell an Grenzen, insbesondere wenn es sich Multimedia-Dateien handelt. 6 Gigabyte entsprechen grob ungefähr 900 Musiktiteln in guter Qualität oder 1.000 Fotos oder 50 Minuten Video in Full HD oder 20 Minuten Video in 4K. Realistisch dürfte eine Mischung aus all dem sein. So sehr viel ist das also nicht. Angesichts der Preise von 479 und 529 Euro sollte jeder Interessen daher beim geringsten Zweifel zum 32-Gigabyte-Modell greifen. Das sind gut angelegte 50 Euro Aufpreis. Wer noch mehr Speicher benötigt, kommt nicht um das Nexus 6P herum, von dem es als einzigem auch Versionen mit 64 und 128 Gigabyte gibt – zu entsprechend höheren Preisen, versteht sich.

Weitgehend gleich

Ansonsten stimmt die Ausstattung völlig mit jener des 6P überein. LTE liefert Datenraten von 300 Megabit pro Sekunde und DC-HSPA in UMTS-Netzen maximal 42 Megabit. Darüber hinaus werden mit WLAN ac, Bluetooth 4.2 und NFC sämtliche Funktechnologien in den aktuellsten Versionen unterstützt. Und natürlich gibt es auch den Fingerabdruck-Sensor auf der Rückseite. Für Details zu diesem sei auf den Test des Nexus 6P verwiesen.

Identische Kamera

Das Kameramodul entspricht ebenfalls haargenau dem Flaggschiff-Modell, schießt also Fotos mit bis zu 4032 x 3024 Bildpunkten oder 12,2 Megapixel. Selbst der Sensor sowie das Linsensystem sollen laut Google exakt identisch sein. Drei Unterschiede sind jedoch festzuhalten: Die Frontkamera nimmt Selfies mit 4,9 statt 7,8 Megapixel und beim Nexus 5X sucht man sowohl einen Serienbildmodus als auch den elektronischen Bildstabilisator des 6P vergeblich. Auf der anderen Seite leuchtet die weiße Doppel-LED den Nahbereich in den Testaufnahmen etwas kräftiger und ohne den leichten Gelbstich des 6P aus.

Kein Bildstabilisator, nirgendwo

Einen optischen Bildstabilisator hat sich Google ja selbst beim Topmodell gespart. Was den fehlenden elektronischen Stabilisator des 6P betrifft, so wirkt sich dieser nicht sichtbar aus. Denn sowohl bei Fotos unter schlechten Lichtbedingungen als auch bei Videos erweist sich das 6P als kein Quäntchen besser. Im Gegenteil: Vergleicht man Video-Aufnahmen miteinander, wird sogar deutlich, dass beim 6P zu Beginn und am Ende von Schwenks minimale Verzerrungen zu beobachten sind, die beim 5C entfallen. Doch das wirkt sich unterm Strich nicht auf die Wertung aus.

Fotos: Knackige Schärfe

Die Qualität der Fotos unter guten und mittleren Lichtbedingungen gefällt hervorragend: knackige Schärfe, hohe Detailtreue und weitgehend erstklassige Kontraste, Dynamik und Farben. Die Aufnahmen gehören mit zu den besten überhaupt. Mit einem optischen Stabilisator hätten die diesjährigen Nexus-Phones vermutlich auch bei mageren Lichtverhältnissen begeistert – so aber reicht es „nur“ zu einem „Gut.“

Magere Videoqualität

Die Videos in Full HD sind ebenfalls scharf, in 4K aber natürlich erst so richtig beeindruckend. Allerdings fällt bei letzteren die Datenrate mit 42 Megabit pro Sekunde zu gering aus, weshalb die Details nicht optimal sind und bei schnellen Bewegungen oder Schwenks Komprimierungsartefakte auftreten. Das wäre alles noch akzeptabel, wenn nicht der Autofokus immer wieder unnötig und sichtbar nachziehen würde – nicht permanent, aber doch oft genug, um das Sehvergnügen zu trüben. Und das umso stärker, je größer der Bildschirm ist, auf dem man die Clips betrachtet. Somit reicht es in der Videowertung lediglich zu einem „Ausreichend“ – enttäuschend für 4K.

Fieser Bug: Videos stehen Kopf

Die Videoaufnahmen des Nexus 5X leiden an einem fiesen Bug: Sie stehen auf dem Kopf! Beim Nexus 6P betrifft das lediglich die Frontkamera, hier nun die rückwärtige Hauptkamera. Kein Problem, solange man die Videos auf mobilen Geräten betrachtet. Doch lassen sich PC-Monitore oder Fernseher weniger leicht drehen, weshalb die Videos vor dem Versand gedreht werden sollten. Oder man denkt bei der Aufnahme gleich daran, das 5X nach rechts anstatt nach links zu drehen (mit den Tasten nach unten). Weil dieser Fehler die Bildqualität nicht beeinflusst und vermutlich schnell per Update behoben sein dürfte, erfolgt hierfür keine Abwertung der Videonote.

Satter Sound: „Sehr gut“

In der Abteilung Audio sollten Interessenten beachten, dass beim Nexus 5X anders als beim großen Bruder nicht zwei, sondern nur ein einzelner Lautsprecher auf der Front sitzt. Musik oder Klingeltöne erschallen somit weniger kräftig. Am Kopfhörerausgang produziert der Musikplayer am Referenz-Kopfhörer, den Ultimate Ears Reference Monitors, einen kräftigen, ausgewogenen, sehr natürlichen Sound. Glasklare Höhen, wuchtige Bässe die nicht dröhnen – alles wie beim Nexus 6P. Da gibt es rein gar nichts zu meckern, weshalb selbst Musikfans mit höchsten Ansprüchen an den Klang rundum zufrieden mit dem 5X sein dürften. „Sehr gut“!

Android 6: So soll es sein

Die Verarbeitung des Nexus 5X kann nur als erstklassig bewertet werden, wie man es von LG gewohnt ist: Da gibt es nicht das Mindeste zu beanstanden. Die Handhabung entspricht exakt der des Nexus 6P – so soll es ja auch sein, Android 6 sei Dank. Für Details insbesondere auch hinsichtlich der neuen Funktionen von Android 6 sei deshalb auf den Test des Nexus 6P verwiesen.

Fazit

Der 5,2-Zoll-Bildschirm des Nexus 5X fällt in der Fläche zwar nur 16 Prozent kleiner aus als der des Flaggschiff-Modells Nexus 6P mit seinen 5,66 Zoll. Doch die subjektive Wahrnehmung suggeriert ein weitaus kompakteres, haptisch angenehmeres Smartphone. Deutlich leichter ist es ebenfalls. Richtig, die Auflösung der Mattscheibe ist etwas geringer, liegt aber immer noch 12 Prozent über dem Durchschnitt. Und der Snapdragon 808 schlägt sich als Prozessor überraschend gut mit lediglich 7 Prozentpunkten Unterschied zum Ergebnis des Nexus 6P. Im Gegenzug hält der Akku des Nexus 5X ganze 12 Prozentpunkte länger durch. Ergo schlägt das Pendel eher zugunsten des kleineren Nexus-Telefons aus.

Zumal die weitere Ausstattung sowie die Kamera exakt gleich sind. Fotos ernten somit ein strammes „Gut“, Videos aufgrund des pumpenden Autofokus nur ein „Ausreichend“ Der Klang des Musikplayers hingegen kassiert ein „Sehr gut“. Auch die Handhabung ist dank Android 6.0 „Marshmallow“ identisch.

Somit gibt es abgesehen von der Bildschirmgröße lediglich einen zwingenden Grund, eher zum 6P zu greifen: Und das ist der größere Speicher. Beim Nexus 5X ist bei 32 (netto: 23,3) Gigabyte Schluss, die kleine Version mit 16 (netto 7,3) Gigabyte dürfte aufgrund des nicht erweiterbaren Speichers in den meisten Fällen zu knapp sein. Das Nexus 6P hingegen ist auch mit 64 und 128 Gigabyte erhältlich – natürlich zu entsprechend höheren Preisen.

Im Vergleich der 32-Gigabyte-Versionen in Relation zu den aktuellen Preisen von 529 und 649 Euro schneidet das Preis-Leistungs-Verhältnis des Nexus 5X schließlich 27 Prozent unterdurchschnittlich ab. Das Nexus 6P bleibt 40 Prozent unter dem Mittel. Das kleinere Modell bietet somit etwas mehr für sein Geld als das große. Von einem Schnäppchen kann man aber auch beim Nexus 5X nicht sprechen, diese Zeiten sind endgültig vorbei.

Ausstattung 169 von 175 sehr gut

Foto 20 von 25 ausreichend

Video 14 von 25 ausreichend

Musik 23 von 22 ausreichend

Handhabung 200 von 250 gut

gesamt 426 von 500 gut