Neuer Mobilfunkriese könnte deutschen Markt aufwirbeln
Stand: 24.07.2013
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Düsseldorf - Der O2-Mutterkonzern Telefónica will zusammen mit dem Konkurrenten E-Plus einen neuen Mobilfunkriesen formen und die bisherigen Marktführer Deutsche Telekom und Vodafone angreifen. E-Plus solle für fünf Milliarden Euro an Telefónica Deutschland verkauft werden, teilte die niederländische E-Plus-Mutter KPN am Dienstag mit. Aktionäre und Wettbewerbsbehörden müssen dem Geschäft aber noch zustimmen.
Durch den Zukauf von E-Plus werde die Telefónica "zu einem führenden Telekommunikationsunternehmen in Deutschland", erklärte das Unternehmen. Das neue gemeinsame Geschäft habe insgesamt 43 Millionen Kunden und umfasse ein Umsatzvolumen, das sich Ende 2012 auf 8,6 Milliarden Euro belaufen habe.
Beim Marktführer Telekom telefonieren im Mobilfunknetz laut Bundesnetzagentur 37 Millionen Verbraucher, bei Vodafone sind es 32,4 Millionen Anschlüsse. E-Plus zählte Ende Juni 24,4 Millionen Handytelefonierer, wie die Gruppe am Dienstag mitteilte. O2 kommt nach Angaben der Netzagentur auf 19,3 Millionen Anschlüsse.
Für den Verkauf von E-Plus erhält KPN auch einen Anteil von 17,6 Prozent am Deutschland-Geschäft von Telefónica. Die spanische Telefónica will demnach künftig 65 Prozent an ihrer Deutschland-Tochter halten. Der Rest wird im Streubesitz verschiedener Aktionäre verbleiben. Durch den Zusammenschluss der Geschäfte von E-Plus und Telefónica in Deutschland ergäben sich Kostenvorteile von fünf bis 5,5 Milliarden Euro. Wie Telefónica Deutschland mitteilte, wird mit einem Abschluss der Übernahme von E-Plus Mitte 2014 gerechnet.
Ob künftig sämtliche Marken der beiden Unternehmen weitergeführt werden, ist noch offen, wie Firmensprecher sagten. Eine Entscheidung werde nach Zustimmung der Wettbewerbsbehörden zu dem Verkauf getroffen. "Beide Unternehmen verfügen aber über etablierte Marken, die unterschiedliche Kundenbedürfnisse ansprechen", sagte ein Telefónica-Sprecher. Die E-Plus-Gruppe ist in Deutschland unter anderem auch mit den Marken Simyo und Base aktiv.
Die Monopolkommission bewertet den geplanten Verkauf indes kritisch. Nach dem Zusammenschluss würden sich lediglich drei Anbieter den deutschen Mobilfunkmarkt untereinander aufteilen, sagte Daniel Zimmer, Vorsitzender der Monopolkommission, dem "Manager Magazin Online". "In der Vergangenheit haben Wettbewerbsbehörden in zahlreichen Situationen stets darauf geachtet, dass es bei vier Anbietern geblieben ist."
Denkbar wäre deshalb ein Verkauf unter der Auflage, dass Telefónica Netzkapazitäten abtritt und an andere Anbieter verkauft, sagte Zimmer. So könne der Markt für einen vierten Anbieter geöffnet werden.
Für die Verträge von Kunden ändert sich nach Angaben von Verbraucherschützern und von E-Plus nichts. Die Verträge blieben bestehen - auch mit allen Verpflichtungen für Kunden, sagte ein E-Plus-Sprecher. Jedoch haben Kunden im Gegenzug auch einen Anspruch darauf, dass ihr Vertrag voll erfüllt wird, wie Telekommunikationsexperte Thomas Bradler von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen sagte. Änderungen bei Vertragsbedingungen bedürften der Zustimmung von Kunden.
Unter der Übernahme dürften die Beschäftigten der beiden Unternehmen nicht leiden, forderte die Gewerkschaft Verdi am Dienstag. "Die beschlossene Fusion darf nicht zu Arbeitsplatz-Abbau und Standortschließungen führen", erklärte das Mitglied im Verdi-Bundesvorstand, Lothar Schröder. Laut Verdi arbeiten in der E-Plus-Gruppe 4500 Beschäftigte, bei O2 sind es demnach 5600.